Kommentar

Das Image der Fliege

2. November 2011
von Börsenblatt
Wenn Bastei Lübbe Eichborn kauft, muss das Unberechenbare weiter seinen Platz im Programm der Fliege haben. Denn wo Eichborn draufsteht,  da erwartet der Leser, dass auch Eichborn drin ist. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck.

Fast wöchentlich war im Drama um den Erhalt des Eichborn Verlags eine neue Volte zu beobachten. Da wurde gepokert, gekämpft und gestritten, und viele sagten: Ich blicke schon gar nicht mehr durch. Jetzt geht also der Vorhang zum vorerst letzten Akt hoch. Bastei Lübbe will kaufen, aber auch da meint manch einer: Abwarten, bis die Tinte unterm Vertrag trocknet.

Passen würden die beiden, so sieht es der Buchhandel, ganz passabel zueinander. Dem mit Bestsellern nicht gerade unterversorgten Big Player aus Köln täte­ ein freches, quirliges Imprint gut. Das setzt eine souveräne Haltung in der Schanzenstraße voraus: Man muss Eichborn aus der Reihe tanzen lassen. Wenn die Fliege plötzlich berechenbar würde, wenn es Eichborn-Titel von der Stange gäbe oder gar eine Lübbe-Kopie – welche Leser bräuchten so einen Verlag?

Auch das neue Programm müsse überzeugen, sagen die Sortimenter und befürchten, dass nach mancherlei Weggängen das wunderbar chaotisch-kreative Potenzial der Eichborn-Truppe unwiderruflich verloren gegangen sein könnte. Es ist nun einmal das liebenswerte Phänomen in dieser Branche, dass es immer noch Menschen sind, die Literatur, die Bücher machen. Diese Menschen muss man mitnehmen.

So wie den Ruf der Fliege. Wenn auf einem Buch Eichborn draufsteht, erwarten die geneigten Leser erst einmal, dass auch Eichborn drin ist. Solch ein Versprechen einzulösen, dürfte die zunächst schwierigste Aufgabe sein. Aber die Kölner haben schon so manches gepackt.