Sonntagsfrage: Georg Kessler

Lieber Herausgeber als Verleger

30. Oktober 2011
von Börsenblatt
Warum sich Georg Kessler als Programmgeschäftsführer von Gräfe und Unzer zurückgezogen hat, aber jetzt trotzdem wieder Bücher herausbringen will – als Herausgeber einer Naturführerreihe.

Als ich Gräfe und Unser  im vergangenen Jahr verlassen habe, hat sich ja schon abgezeichnet, dass ich weiterhin im engen Kontakt mit der Ganske Verlagsgruppe (dem Mutterhaus des Ratgeberverlags GU) bleiben würde. Wir haben vereinbart, dass ich Herausgeber einer Naturführerreihe bei GU werde und der Ganske Gruppe darüber hinaus beratend zur Seite stehe.

Die Konzeption für die neue Buchreihe, die im Februar startet, habe ich vor anderthalb Jahren entworfen, da war ich noch GU-Geschäftsführer, hatte aber schon gekündigt. Es erschien mir einfach wichtig, dass sich der Verlag dieses Themas wieder stärker annimmt. Wir hatten diesen Bereich bei GU trotz gut gehender Backlist seit sechs Jahren nicht mehr aktiv bewirtschaftet, weil wir uns auf andere Segmente konzentriert haben, jetzt ging es darum, dieses Feld wieder zu beleben – mit einer neuen Generation von Naturführern. Ich glaube, dass ich ein wenig dazu gekommen bin wie die Mutter zum Kind. Bei Ganske wusste man um meine private Leidenschaft für die Natur und hat sich wohl gedacht: er hat die Idee entwickelt, er kennt den Verlag, er ist thematisch und ästhetisch in der Materie, also: warum nicht Herausgeber?

Es ist eine inhaltliche Tätigkeit, die wie gesagt meinen ganz persönlichen Interessen entspricht. Das reizt mich. Es hat nichts mehr mit Management zu tun, mit all diesen Dingen, die ich abgelegt habe wie einen abgetragenen Anzug. Mich interessieren nur noch inhaltliche Fragestellungen und vielleicht noch der Anspruch, sie gestalterisch umzusetzen, diese Fokussierung war ja vorher nicht möglich.

Bei der Herausgeberschaft wird es bleiben, ich werde nicht selbst zum Autor von Naturbüchern werden. Ich habe ja noch mein Dissertationsprojekt bei den Buchwissenschaftlern der Uni München, das ist für mich am wichtigsten. Deshalb habe ich auch meine Reisepläne in diesem Jahr erstmal hintangestellt. Die Dissertation ist Pflicht, die Herausgeberschaft Kür. Offen gesagt weiß ich nicht, wie lange ich dafür brauchen werde, mal sehen, denn ich habe mir ja fest vorgenommen, die Vielfalt auszuleben. In formale Zwänge werde ich mich nicht mehr begeben.