Friedenspreis

Sansals Prognosen für den arabischen Frühling

26. Februar 2015
von Börsenblatt
"Ohne die Hilfe des Westens kann die arabische Welt den Weg in die Demokratie nicht gehen": Das war die Botschaft, die Friedenspreisträger Boualem Sansal heute mit auf die Buchmesse brachte.

Der algerische Schriftsteller wird am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet und kam vorab zur Pressekonferenz auf die Messe. Sansal betonte dabei, dass der arabische Frühling politische und wirtschaftliche Unterstützung brauche, um weiterzublühen und Kreise zu ziehen - "militärische Unterstützung allerdings brauchen wir nicht".

Dass er den Friedenspreis erhalte, werde von den demokratischen Kräften, den Intellektuellen in seinem Land als Anerkennung für alle verstanden: "Der Preis ist ein Zeichen: Deutschland, ein großes Land, denkt an uns, unterstützt uns, glaubt an uns", so Sansal, der den Pressevertretern auch sehr persönliches berichtete - über die Repressionen, denen er und seine Familie in Algerien ausgesetzt waren und bis heute sind. Der Schriftsteller, der seine Bücher bei Gallimard in Frankreich publiziert, hat seinen Posten im Ministerium verloren, seine Frau ihre Arbeit als Lehrerin in einem Gymnasium. Die Firma seines Bruders wurde nach einer Durchsuchung der Steuerfahndung in den Ruin getrieben. 

Sansal ist hoffnungsvoll, dass der arabische Frühling auch nach Algerien kommt und weitere Kreise in der ganzen Welt zieht, vielleicht sogar bis China. Ob er allerdings von Dauer seien wird - da ist der Friedenspreisträger nach eigenem Bekunden pessimistisch: "Denn die Diktatoren mögen verjagt sein, aber die religiösen, die militärischen Strukturen, die alten Traditionen sind immer noch da. Den Weg in die Demokratie müssen wir selbst erfinden - denn wir kennen ihn nicht".

Der Festakt in der Frankfurter Paulskirche wird am Sonntag um 11 Uhr live im ZDF übertragen.