Friedenspreis

"Das wirkt über den Tag hinaus"

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Plakat, Flyer, Webseite – und ein schön gestaltetes Buch: Der Friedenspreis bekommt einen neuen Auftritt. Auch, um den Buchhandel besser einzubinden. Martin Schult vom Börsenverein stellt das Gesamtpaket im Interview vor.

Plakat, Flyer, Webseite: Der Friedenspreis bekommt optisch einen neuen Auftritt. War eine Auffrischung nötig?

Schult: Nachdem die Börsenvereinsgruppe im März eine neues gemeinsames Corporate Design bekommen hat, haben wir beim Friedenspreis die Chance genutzt und ein paar Veränderungen vorgenommen. Ein neues Layout wurde entwickelt und der Webseitenauftritt aktualisiert. Zudem haben wir Anregungen aus dem Buchhandel umgesetzt und das Plakat verkleinert sowie einen Flyer über Friedenspreis und Preisträger produziert – beides Dinge, die besonders die Buchhandlungen nun besser und aktiver nutzen können.

Mit dem frischeren Layout geht auch ein neues Konzept für die Friedenspreis-Reden einher. Aus der Broschüre soll ein richtiges Buch werden. Warum?

Schult: Wolf Lepenies, unser Friedenspreisträger von 2006, sagte einmal, er habe versucht, mit seiner Rede bei der Verleihung sein Bestes zu geben. Boualem Sansal sitzt seit ein paar Wochen an seiner Rede mit dem Ziel, dass auch sie wie viele andere Friedenspreisreden – denken Sie an die von David Grossman, Susan Sontag oder Saul Friedländer – über den Tag der Verleihung ihre Wirkung behält. Das wollen wir mit dem Buch weiter fördern und die Reden nicht einfach nur mit einer pdf-Datei oder einer Verbandsbroschüre der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ein schön gestaltetes Buch wird dem gewichtigen Inhalt besser gerecht.

Werden die Reden weiterhin zweisprachig publiziert?

Schult: Auf jeden Fall. Mit der Zweisprachigkeit Deutsch und Englisch haben wir 2007 begonnen, um der gestiegenen internationalen Aufmerksamkeit gerecht zu werden. Saul Friedländer hat damals in seiner Rede die Briefe seiner Familie vorgetragen, um den Schrecken des Holocaust zu zeigen, um damit auch seinen wissenschaftlichen Ansatz zu verdeutlichen: mit den Zeugnissen der Opfer eine neue Form der Geschichtsschreibung zu etablieren.

Wer bezieht die Broschüre bislang - und wie? Und wie stellen Sie sich den Vertrieb des neuen Buches vor?

Schult: Es sind vor allem die Leser des Preisträgers, die sie über den Buchhandel beziehen, und die „Fans" des Friedenspreises, die diese Bücher oft direkt bei der MVB bestellen. In der zweiten Gruppe sind übrigens auch einige Sammler, die um Vollständigkeit ihre Friedenspreisbibliothek bemüht sind – so wurde vor ein paar Monaten ein Exemplar von Martin Buber aus dem Jahr 1953 für mehr als 200 Euro versteigert. Das Marketing für das neugestaltete Buch läuft vor allem über die MVB. Dem Börsenblatt liegen in der heutigen Ausgabe das Plakat und der Flyer bei, bei dessen Umschlag wir die Gestaltung des neuen Buches übernommen haben. Zudem werden wir in der Paulskirche auf das neue Buch aufmerksam machen, wie auch bei den folgenden Friedenspreis-Veranstaltungen in Leipzig, Berlin, Köln und Tübingen. Und natürlich nutzen wir die verschiedenen Newsletter des Börsenvereins.

Das Buch wird zwei Euro mehr kosten als die alte Broschüre. Sind die Kosten damit gedeckt?

Schult: Gewinn haben wir mit den Broschüren nie gemacht, was auch gar nicht das Ziel ist. Dass das Buch mit 14,90 Euro etwas teurer wird, liegt natürlich an der neuen Gestaltung und der aufwendigeren Produktion. An dieser Stelle möchte Karin Schmidt-Friderichs danken, die für uns den Kontakt zur Buchgestalterin Iris Farnschläder aus Hamburg hergestellt hat. Frau Farnschläder hat eine Begabung darin, die Tradition und die Bedeutung des Preises in der Gestaltung des Buches wiedererkennen zu lassen. Jeder ist von ihrer Auswahl der Materialen begeistert, die für eine besondere Haptik des Buches sorgen.

Und die Kösel-Druckerei aus Kempten hat mit ihren neuen Entwicklungen bei der Buchproduktion dazu beigetragen, dass das Buch wirklich etwas Besonderes wird. Am Auffälligsten ist hierbei die ungewöhnliche Bindungsart. Das Buch wird dadurch sehr flexibel, seine Handhabung wird erheblich erleichtert, das Lesen zu einem sehr angenehmen Erlebnis. Nicht umsonst arbeitet die Kösel-Druckerei auch eng mit den Schulen des Deutschen Buchhandels zusammen, um ihren Anspruch, neue Entwicklungen in die Buchproduktion einzubringen, an den Nachwuchs zu vermitteln.

Zudem ist die Zusammenarbeit mit Frau Farnschläder und der Druckerei so positiv, dass wir uns entschieden haben, das Buch noch schneller als bisher, nämlich bereits zwei Wochen nach der Preisverleihung, in den Buchhandel zu bringen.

Wieso erscheint das Buch denn nicht direkt zur Verleihung? Die Reden liegen ja vorab schon vor.

Schult: Damit wir die Aktualität der gehaltenen Reden berücksichtigen können. Schon immer drucken wir das gesprochene Wort ab und nicht die Manuskripte. Stellen Sie sich vor, wir hätten 2001 einfach das bereits fertige Manuskript von Jürgen Habermas veröffentlicht. Kurz vor der damaligen Preisverleihung sind die Anschläge vom 11. September gewesen und Habermas hat kurzfristig seine Rede komplett geändert.

Erhoffen Sie sich von den Neuerungen auch mehr Aufmerksamkeit für den Friedenspreis?

Schult: Es sind in erster Linie die Preisträger und ihre Laudatoren, die dem Friedenspreis seine Bedeutung geben. Sie und ihre Gedanken verdienen es, bekannt gemacht und in den Buchhandlungen angeboten zu werden. Ich hoffe, dass wir es mit dem neuen Buch, mit dem Plakat und dem Flyer schaffen, möglichst viele Buchhändler dazu zu bewegen, in ihren Läden für ihren Friedenspreis zu werben. Ich wünsche mir das, weil ich es für äußerst wichtig halte, die Themen des Friedenspreises in die Öffentlichkeit zu bringen, denn sie gehören nun einmal zum Grundverständnis unserer Branche.

 

Die neuen Friedenspreis-Materialien

Das Plakat und der Flyer können kostenlos nachbestellt werden bei Martin Schult, Referat Friedenspreis, Telefon: 030 / 2800 783-44, E-Mail: m.schult@boev.deVorbestellungen für das diesjährige Friedenspreisbuch über die Serviceline der MVB: Telefon: 069 / 1306-550, Fax: 069 / 1306-255, E-Mail: serviceline@mvb-online.de. Das Buch erscheint zwei Wochen nach der Preisverleihung und damit zwei Wochen früher als sonst – im neuen Layout von Iris Farnschläder und mit flexiblem Kösel-Einband Die lieferbaren Titel von Boualem Sansal, Friedenspreisträger 2011:

»Das Dorf des Deutschen oder Das Tagebuch der Brüder Schiller« Roman, aus dem Französischen von Ulrich Zieger
Merlin Verlag, Gifkendorf 2010 (1. Aufl. 2009), kartoniert,
280 S., 15,80 €, ISBN 978-3-87536-281-7

»Postlagernd: Algier. Zorniger und hoffnungsvoller Brief an meine Landsleute«Gefolgt von: „Unser Herz schlägt in Tunis. Vier Essays und ein Interview
aus Anlass des arabischen Frühlings«
Aus dem Französischen von Ulrich Zieger, Daniel Eckert
und Rainer Haubrich, Interview: Reiner Wandler
Merlin Verlag, Gifkendorf 2011 (2. erg. Aufl., 1. Aufl. 2008), kartoniert,
84 S., 9,90 €, ISBN 978-3-87536-292-3

»Harraga«Roman, aus dem Französischen von Riek Walther
Merlin Verlag, Gifkendorf 2011 (1. Aufl. 2007), kartoniert,
388 S., 15,80 €, ISBN 978-3-87536-294-7

»Erzähl mir vom Paradies«Roman, aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe
Merlin Verlag, Gifkendorf 2011 (1. Aufl. 2004), kartoniert,
352 S., 15,80 €, ISBN 978-3-87536-295-4

»Das verrückte Kind aus dem hohlen Baum«Roman, aus dem Französischen von Riek Walther
Merlin Verlag, Gifkendorf 2009 (1. Aufl. 2002), kartoniert,
320 S., 15,80 €, ISBN 978-3-87536-293-0

»Der Schwur der Barbaren«
Roman, aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe
Merlin Verlag, Gifkendorf 2010 (1. Aufl. 2003), kartoniert,
480 S., 18,90 €, ISBN 978-3-87536-280-0