Bücher, die Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen berauschen, sind leider rar gesät. Mit Niven Govindens zweitem Roman »Graffiti My Soul« aber könnte es klappen. Der 15-jährige Veerapen ist heiß und hoffungslos in Moon verliebt, die ihn als sexuelles Experimentierfeld und guten Kumpel betrachtet. Seinen Erzfeind Pearson dagegen gibt Moon als gute Partie den Vorzug. Veerapen zerbricht an so viel weiblichem Kalkül und kompensiert seinen Frust beim Laufen und bei Schlägereien. Über seinen Schmerz mit Freunden zu reden, verbietet sich. Der Vater hat sich davongemacht und die Mutter betäubt den Verlust mit Alkohol und der Suche nach einem neuen Mann.
Govinden liefert das Psychogramm einer Generation von Jungen, die lieber cool am Schmerz zerbricht, als Gefühle zu offenbaren. Formal ist der Roman ist ein quirliges Gemisch aus Vor- und Rückblenden, schnellen Schnitten und über allem schwebt eine Katastrophe, deren Hergang erst im Finale aufgelöst wird. Jugendliche Leser werden diesen Sound aufsaugen, die intellektuellen Seitenhiebe des Protagonisten schätzen und dick unterstreichen. Vergleichbar mit VanCamps Roman "Die ohne Segen sind".
Robert Elstner
Sachgebietsleiter Kinder/Jugend der Stadtbibliothek Leipzig
Niven Govinden: »Graffiti My Soul«. Kiepenheuer & Witsch, 2008, 288 Seiten, 8,95 Euro
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