Als die E-Mail vom Kulturstaatsministerium in meinem Postfach ankam, dachte ich erst: Das wird wahrscheinlich die Absage sein, denn die Mail war ganz neutral gehalten; im angehängten PDF würden die Preisträger stehen. Und dann stand im PDF der Schaltzeit Verlag – da habe ich mich riesig gefreut (laut jubeln konnte ich nicht, ich hatte gerade meine 8 Monate alte Tochter zum Vormittagsschläfchen gebracht und sie baumelte mir selig in der Trage um den Bauch ...). Dann habe ich sofort meine Kollegin Friederike Christoph angerufen! Sie war auch ganz überrascht und glücklich. Später war ich dann auch ein bisschen traurig, denn in unseren Büroräumen sitzt auch der Verleger vom Satyr Verlag, der leider nicht zu den Preisträgern zählt. Ihm und anderen tollen Verlagen hätte ich den Preis auch gewünscht.
Gefreut habe ich mich nicht nur wegen der Preissumme, sondern besonders, weil es auch eine Wertschätzung unserer Arbeit ist: Da wird unser kulturelles Engagement gewürdigt, unsere Ausstellungen, aber auch dass wir politische Karikaturen verlegen. Auch unser soziales Engagement z.B. mit dem Bücherboot – ein Rettungsschlauchboot mit Kinderbüchern, die Flucht, Ankommen, den Umgang mit Unterschieden und das Zusammenleben von Minderheit und Mehrheit thematisieren und jeden Monat an einem anderen Ort zu sehen ist. Bei der Vorbereitung für die Bewerbung zum Deutschen Verlagspreis habe ich erst einmal gemerkt, was wir alles schon gemacht haben: Wenn man 12 Jahre so Revue passieren lässt, ist man fast selber erstaunt, was da so zusammenkommt. Es gab aber in den Bewerbungsunterlagen maximale Zeichenvorgaben (was ich leider zu spät gemerkt habe), sodass es nicht ausufern konnte. Da musste ich dann wieder einiges kürzen.
Die 20.000 Euro Preisgeld kommen uns natürlich wie gerufen, denn gerade in den Zeiten der drastischen unvorhersehbaren Ereignisse (Corona-Krise, KNV-Insolvenz im Vorjahr und der VG Wort-Entscheidung im Vorvorjahr) wird die Liquiditätsplanung schon zu einer ständigen Herausforderung. Im März und April ist der Umsatz um ca. zwei Drittel geschrumpft; wir haben ja (noch) nicht so die "Klassiker" im Programm, die anscheinend bei anderen gut gelaufen sind, weil die Leute nicht stöbern konnten und auf Vertrautes gesetzt haben. Unsere Novitäten hatten nicht so gute Chancen, flächendeckend wahrgenommen zu werden. Meine Kollegin hat Vorlesevideos von drei Titeln aufgenommen – um die Kinder, die sonst zu ihren Vorlesestunden in die Bibliothek kommen, zu unterhalten. Diese Titel sind besser verkauft worden. Am besten lief unser "Tiefseedoktor Theodor", der auch in Corona-Zeiten heilsam ist und zusammen mit einer Karte "Bleiben Sie gesund" verschickt wird.