Offener Brief via Börsenblatt an die Geschäftsführung des Börsenvereins:
Lieber Herr Skipis,
wir leben in ungewöhnlichen Zeiten und da gilt es, auch ungewöhnliche Zeichen zu setzen.
In der Corona-Krise werden immer wieder systemrelevante Berufsgruppen genannt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kliniken und Arztpraxen, in Supermärkten, bei Kurierdiensten oder in Unternehmen, die medizinische Geräte herstellen.
Jede Branche hat aber auch in der Binnensicht solche Menschen. Für uns gilt, dass alle in den Verlagen und Buchhandlungen und im Zwischenbuchhandel ihren Job tun, so gut es ihnen möglich ist. Jedes Unternehmen hat einen eigenen Weg finden müssen, mit der schwierigen Situation umzugehen. Das ist für sich genommen noch nicht systemrelevant.
Systemrelevant ist aber, was Sie und das Team der Geschäftsstellen in Frankfurt und Berlin mit der Öffnung der Buchhandlungen ab dem heutigen Tag, 20. April 2020, unabhängig von einer Größenbegrenzung der Verkaufsfläche für die gesamte Branche erreicht haben. Das ist außerordentlich und keinesfalls als selbstverständlich voraussetzbar. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit von Insolvenzen bei Verlagen und Buchhandlungen geringer und die Begrenzung eines erheblichen wirtschaftlichen Schadens für alle Branchenteilnehmer ermöglicht. Auszuschließen sind wirtschaftliche Schieflagen freilich trotzdem nicht im Einzelfall.
Publikums-, Fach-, Schul- und Kinder- und Jugendbuchverlage können ermessen, dass dieses Ergebnis auch der langjährig ausgezeichneten Kontakte von Ihnen und dem Hauptamt in die Berliner Politik hinein zu verdanken ist. Dort hat man immer wieder bemerkt und geradezu bemerken müssen, dass das Geschäft, das Verlage und Buchhandlungen betreiben, von einer hohen Relevanz für den Kulturstandort Deutschland ist. Dass dies auch in einer Krise wie der jetzigen einen Ausdruck im Maßnahmenpaket findet, ist bemerkenswert.
Grund genug, sich einmal an einem besonderen Tag in besonderer Weise öffentlich bei Ihnen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Börsenverein, der nicht nur ein Wirtschafts-, sondern auch ein Kulturverband ist, herzlich dafür und für eine langjährige sehr gute Verbandsarbeit, die nicht nur nach innen, sondern auch nach außen wirkt, zu bedanken.
20. April 2020
Ihre
Dr. Jonathan Beck, Verlag C.H.Beck, München
Wolfgang Beisler, Carl Hanser Verlag, München
Konrad Delius, Delius Klasing Verlag, Bielefeld
Armin Gmeiner, Gmeiner-Verlag, Meßkirch
Dr. Albrecht Hauff, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Wolfgang Hölker, Coppenrath Verlag, Münster
Dr. G.-Jürgen Hogrefe, Hogrefe Verlag, Göttingen
Jürgen Horbach, Athesia Kalenderverlag, Unterhaching
Michaela Hueber, Hueber Verlag, München
Karl Krämer, Karl Krämer Verlag, Stuttgart
Peter Kraus vom Cleff, Rowohlt Verlag, Hamburg
Antje Kunstmann, Verlag Antje Kunstmann, München
Dr. Jonathan Landgrebe, Suhrkamp Verlag, Berlin
Anna Metzner, Verlag für Standesamtswesen, Frankfurt
Carola Müller, Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen, Böhlau Verlag
Dr. Marcella Prior-Callwey, Georg D.W. Callwey Verlag, München
Dr. Andreas Rötzer, Matthes & Seitz Verlagsgesellschaft, Berlin
Dr. Christian Rotta, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart, S. Hirzel Verlag
Marianne Rübelmann, Verlagsgruppe Beltz, Weinheim, Campus Verlag
Dr. Maren Saiko, C.C. Buchner Verlag, Bamberg
Dr. Thomas Schaber, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, Berliner Wissenschafts-Verlag
Thedel von Wallmoden, Wallstein Verlag, Göttingen
Till Weitendorf, StoryDocks, Hamburg
Dr. Henning Ziebritzki, Mohr Siebeck, Tübingen