Ostergruß der Vorsteherin des Börsenvereins

"Ihr Verband hört Sie!"

9. April 2020
von Börsenblatt
Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs schickt einen Ostergruß – mit guten Wünschen, aber vor allem mit einem großen Dank an die Branche.

Ich würde Ihnen gern schreiben, dass an Ostern, dem Fest der Auferstehung, auch unsere Branche aufersteht, die Läden wieder öffnen. Ich würde Ihnen gern schreiben, dass dann alles wieder gut wird. Stattdessen bangen wir alle: Wie lange noch? Und fragen uns: Wie lange halten wir durch? Wir sind unsicher und hoffen auf mehr Hilfen. Weil das alle tun, sind die täglichen Gespräche, in denen die Drähte zwischen dem Haus des Buches (und den Homeoffices) und den Entscheider*innen in Bund und Ländern, Berlin und Brüssel heiß laufen, nicht leichter, aber sie werden geführt. Ihr Verband hört Sie und setzt sich für Sie ein! Deshalb möchte ich heute danken:

Den Mitarbeiter*innen des Börsenvereins und seiner Landesverbände für unermüdlichen Einsatz. Danke für Lobbyarbeit und ständigen, aktiven, zeitnahen Austausch mit den unterschiedlichsten Playern der Branche. Danke auch für die wie immer gute Rechtsberatung und die umfassende Linkliste, die das Börsenblatt-Team in Nachtschichten erstellt hat.
Den Buchhändler*innen, die mit Einfallsreichtum, Social-­Media-Marketing und Telefonberatung hinter geschlossenen Türen die Läden am Laufen halten, mit Lastenrädern und Muskelkraft ausliefern und schneller als Amazon das (Über-) Lebensmittel Buch zu den Leserinnen und Lesern bringen. Sie leisten gerade Unvorstellbares, und Sie beweisen: Diese Branche ist kreativ und aktiv. Und nicht etwa die Datenkraken wissen, was Kund*innen wollen, sondern Sie, die Buchhändler*innen vor Ort.


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Ich danke den Mitarbeiter*innen in den Auslieferungen und Barsortimenten: Ihr Job wird nicht leichter. Die Packgrößen werden kleiner, die Stückzahl höher, die neuen Abstandsregeln gilt es einzuhalten, und zu allem Überfluss vergessen manche, Vormerkungen abzufragen, sodass Sie für null Umsatz packen, liefern – und Remissionen auspacken.
Ich danke den Verlagsteams, die zwischen dem Verschieben von Erscheinungsterminen und dem Absagen von Veranstaltungen die Hoffnung nicht aufgeben. Die abends nach stundenlangen Videokonferenzen Kopfweh haben und denen die Wochenzahlen Kopfzerbrechen bereiten. Und die dennoch für das Lesen trommeln und Novitäten in die Pipeline schieben, deren ­Erscheinungstermine sie noch nicht kennen. Danke auch an die unsichtbaren Technologiedienstleister, die unsere Meetings weiter möglich machen, und an die Betriebsberater*innen, die mit kühlem Kopf und herzlicher Identifikation unsere Zahlen im Auge behalten.

Ich danke den Leser*innen, den Blogger*innen, den Journalist*innen, die uns als Branche die Treue halten, und denjenigen, ohne die es uns alle nicht gäbe: den Autorinnen und Autoren. Sie trifft diese Krise genauso hart wie uns, denn sie leben von Honoraren, die nur fließen, wenn Bücher über die Ladentheken wandern und Lesungen stattfinden.
Ich möchte noch einen Dank aussprechen: an meine Vorstands­kolleg*innen und die vielen Branchenmenschen, die uns gerade ihre Gedanken und Themen zuspielen. Wir tagen wöchentlich. Wir nehmen uns diese Zeit neben allem, was uns in den Unternehmen beschäftigt. Wir planen alles in mehreren Varianten, für stattfindende Veranstaltungen und solche, die ins Netz verlagert werden müssen, für verschobene Veranstaltungen und Worst-Case-Szenarien. Das ist kein Vergnügen, aber es ist unglaublich schön zu sehen, wie der Vorstand in dieser Zeit zusammenhält. Jede und jeder ist bereit, Aufgaben zu übernehmen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Lassen Sie uns die Weichen so stellen, dass wir fröhlich in den Startlöchern stehen, wenn wir wieder öffnen dürfen. Und lassen Sie uns etwas von dem Zusammenhalt, den uns diese Krise beschert, mitnehmen in die Normalität danach. Das wünsche ich Ihnen! Das wünsche ich mir. Irgendwann werden wir die Türen wieder öffnen, und die Menschen werden vielleicht gelernt haben, wie wichtig der Handel vor Ort ist. Weil sie gesehen haben werden, wie es ist, wenn er fehlt. Und weil sie gesehen haben werden, dass gerade der unabhängige Buchhandel für seine Kund*innen zurzeit Unmögliches möglich macht. Vielleicht werden wir irgendwann, wenn wir das alles überstanden haben, auch sehen, dass wir viel gelernt haben in dieser Krise.