Vor der Gründung von Momox war es nicht so einfach, seine alten Bücher loszuwerden. Wählerische Antiquariate und Flohmarktkund*innen sorgten dafür, dass so manches ausrangierte Schätzchen doch wieder ins Regal zurückkehrte. Momox nimmt so gut wie jedes Buch, vorausgesetzt, es hat eine ISBN, zum Festpreis. 15 Cent ist der niedrigste Ankaufspreis, ab 10 Euro Gesamtwert können die Bücherkisten versandkostenfrei auf den Weg gebracht werden. Auch wenn Momox auf manchen Titeln sitzenbleiben sollte: Der Verkaufserlös wird umgehend ausgezahlt. Was weg soll, kann mit ISBN am Computer eingegeben oder dank Barcode per App eingescannt werden – einfacher geht es nicht.
Was sich vor allem geändert hat, ist die Einstellung zum Büchersammeln. Wohnraum ist teuer, Tiny Houses sind en vogue, und viele finden Vasen im Regal mittlerweile schöner als endlose Bücherreihen. Man möchte Dinge nutzen, aber nicht besitzen, und das Aussortieren nach Marie Kondo macht vor dem Bücherregal nicht halt. Für ein neues Stück muss ein altes weichen – das Kleiderschrankprinzip wenden viele auch im Bücherregal an. Wer Belesenheit zeigen möchte, schreibt heute ein Blog. Heiner Kroke glaubt sogar, dass gebrauchte Bücher als Geschenk salonfähig geworden sind. Aus Nachhaltigkeitsgründen. »Unser Geschäftsmodell trägt aktiv zum Klima- und Umweltschutz bei, indem Millionen Produkte ein zweites Leben bekommen«, sagt er. Manche Studien sehen die Umweltbilanzen des Onlinehandels allerdings eher kritisch. In Zukunft will Momox durch verschiedene Maßnahmen noch ressourcenschonender agieren, kündigte Kroke an – ohne Details zu nennen.
Neues, secondhand
2019 hat Kroke 20 Millionen Bücher verkauft. »Am besten laufen bei uns die Bestseller von vor einem Jahr«, sagt er. Die Verkäufer hätten sich dann schon aufgerafft und ihr Regal aussortiert, die Nachfrage sei noch hoch. Für Simon Becketts »Die ewigen Toten«, Bestseller mit Erscheinungstermin Februar 2019, gibt es von Momox 6,37 Euro, der preisgebundene Neupreis beträgt 22,95 Euro.
Wer Novitäten kauft, liest und umgehend wieder verkauft, bekommt oft mehr als die Hälfte des Anschaffungspreises zurück – Autoren, Verlage und der Buchhandel gehen leer aus. Für Leif Randts Roman »Allegro Pastell« zum Beispiel, der am 5. März bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist, werden 22 Euro fällig. Momox kauft den Roman aktuell für 12,55 Euro an – Pfeil nach oben, Nachfrage hoch, das macht sich bezahlt.
Wer aber für den Urlaub einen billigen Barcleona- oder Bretagnekrimi sucht oder im Fontanejahr seine Wanderungen oder die gute Effi nicht gleich im Regal wiederfindet, der ist mit dem Angebot doch gut bedient. Es ist ja nicht die Schuld von Momox/medimops, dass die Mischkalkulation einzelner Antiquariate nicht mehr aufgeht, weil sich deren Geschäft komplett ins Hochpreissegment verlagert hat. Das passiert schon seit Amazon-Marketplace-Zeiten.
auch mir erscheint der Artikel wenig ausgewogen, er wirkt eher wie ein Werbebeitrag, der Aussagen des Unternehmens wiedergibt. Ich habe mal geschaut, ob es lohnt, Momox gebrauchte Bücher anzubieten. Jedoch stimmt es keinesfalls, dass die fast jedes Buch annehmen - im Gegenteil wurden fast alle meine Bücher entweder abgelehnt (zeitgenössische Belletristik, nichts Exotisches) oder nur mit 15 Cent bepreist. Da braucht es eine Menge Bücher, bis man auf 10 Euro kommt, und das wird ein ziemlich großes Paket! Ergo: Lohnt sich überhaupt nicht, zumal die Eingabe der ISBNs sehr mühsam ist. Da lege ich meine Bücher lieber aufs Fensterbrett, damit sich ein Passant drüber freuen kann!
Andersherum ist es so, dass Momox den Markt für gebrauchte Bücher kaputtmacht. Das merke bereits ich als gelegentlicher Privatverkäufer, der viel liest und sich freut, einen Teil meiner Ausgaben durch Weiterverkauf auszugleichen. Bietet man z. B. auf Amazon Marketplace aktuelle Belletristik an, so findet sich meist ein viel günstigeres Angebot von Momox, das man selbst niemals unterbieten kann: Denn da besagtes Portal recht hohe Verkaufsgebühren berechnet, macht man sogar Verlust, wenn man einen Artikel unter ca. 3 Euro anbietet. Momox scheint als Großverkäufer da Sonderkonditionen zu genießen - so können sie Bücher teilweise für 1 Cent anbieten. Da kann ich nicht mithalten, und auch nicht das kleine Antiquariat. Das erscheint mir ziemlich unfair, und daher kann ich Ihre Bewunderung für das Unternehmen nicht wirklich teilen.
Gebrauchte Bücher kaufe ich nur noch auf anderen Plattformen, wo sich der Platzhirsch noch nicht breitgemacht hat und den anderen alles versaut.
ohne lange Ausführungen machen zu müssen: es ging weniger um das allseits bekannte und offensichtlich erfolgreiche Geschäftsmodell von Momox - das kann man kritisieren oder befürworten - sondern vielmehr um die Frage, ob so ein Artikel, der sich eher liest wie eine Pressemitteilung aus der Kommunikationsabteilung der Firma Medimops, im Bösenblatt Raum braucht; insbesondere weil diese Daten ja wiederkehrend hier genannt werden. Ich finde, dass hier zu wenig journalistische Aufarbeitung stattgefunden hat.
Mit freundlichen Grüßen
Benjamin Wagner