Von Barsortimentsseite wird schon angedeutet, dass es zu einer Reduzierung des Belieferungsrhythmus‘ kommen könnte. Wäre das schlimm?
Wichtig ist vor allem, dass regelmäßig und zuverlässig geliefert wird. Dann können wir unsere Kunden darauf einstimmen und es klar kommunizieren. Bei den Barsortimenten steigt im Moment das Online- und Direktgeschäft stark an, dafür werden Kapazitäten benötigt. Das ist völlig nachvollziehbar. Die Reduzierung sollte jedoch mit Augenmaß erfolgen. Man muss ja auch bedenken, dass eine geringere Lieferfrequenz die Kosten senkt, was für uns alle hilfreich sein kann.
Was ist jetzt besonders wichtig?
Wesentlich ist, dass wir alle noch enger zusammenrücken, egal ob unabhängige Buchhandlung oder Filialisten, und an einem Strang ziehen und zeigen, was für eine wunderbare Branche wir sind. Wir müssen zusammenstehen und dafür sorgen, dass Amazon nicht zum Gewinner dieser Krise wird. Ein Appell geht auch an die Politik, dafür zu sorgen, den Einzelhandel besser zu positionieren und zu schützen als das bisher der Fall war.
Wie beurteilen Sie die Stimmung bei Ihren Mitgliedern?
Wir kennen die finanzielle Situation der Unternehmen nicht, doch ist der Optimismus der meisten Mitglieder ist groß, die Krise zu überstehen. Wir rechnen damit, dass die schlimmste Phase rund drei Monate dauern wird. Dann wird es aber unserer Einschätzung nach sechs bis acht Monate brauchen, bis wir zu einem halbwegs normalen Geschäft zurückkehren können. Wir sprechen also von einem Zeitraum von einem Jahr, der vor uns liegt und den wir bewältigen müssen.
Wie unterstützt eBuch die Buchhändlerinnen und Buchhändler?
Wir haben unseren Verteiler, in dem eine sehr enge Vernetzung stattfindet, es werden Ideen und Aktionen ausgetauscht. Zudem gibt es einen Krisennewsletter mit wichtigen Informationen. Wir bitten alle Händler, sich ihre Zahlenwelt anzusehen und Unterlagen für die Banken oder den Steuerberater vorzubereiten, damit das schon einmal erledigt ist, wenn die Hilfsprogramme starten. Als Genossenschaft haben wir aber leider nicht selbst die Mittel oder Rücklagen, einzelnen Mitgliedern finanziell zu helfen, auch wenn wir das gern tun würden. Sehr hilfreich ist, dass wir zusammen mit unserem Partner Libri die Onlineprovision für alle genialokal-Shops auf 15 Prozent verdoppeln konnten und Libri damit selbst auf eine volle Deckung seiner Kosten verzichtet. Das ist eine erste wichtige Maßnahme.
Was können die Verlage tun?
Das besondere an dieser Situation ist, dass es nicht nur ein einzelnes oder ein paar wenige Unternehmen gibt, die betroffen sind, sondern alle. Die Verlage sind noch von der KNV-Insolvenz gebeutelt, wenn wir deren Rechnungen nicht bezahlen, verschiebt sich das Problem nur auf sie. Es ist noch zu früh, über größere Maßnahmen zu sprechen, aber die Solidarität der Verlage ist deutlich zu spüren. Jetzt müssen alle eng zusammenhalten.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Ihren Mitgliedern?
Natürlich sind alle geschockt, aber jeder ergreift Maßnahmen, um die Situation erträglich zu gestalten. Begeistert bin ich über die totale Kundenorientierung und dass alles gegeben wird, um die Bücher zu den Kunden zu bringen. Es gibt viele kreative Ideen und niemand steckt den Kopf in den Sand – trotz Ungewissheit und großer Sorge, wie alles weitergeht. Für den Buchhandel als Angebotsmarkt, der davon lebt, dass Bücher präsentiert und mitgenommen werden, ist das eine unglaublich schwierige Situation.