Der Appell im Wortlaut:
"Halten Sie in dieser Krise die Buchhandlungen offen!
Die häusliche Isolation angesichts der Corona-Pandemie hat sehr weit reichende soziale Auswirkungen. Sie stellt für die Menschen fast über Nacht das Alltagsleben komplett auf den Kopf. Sie müssen ihr Leben neu organisieren. Sie wissen nicht, wie lange diese bedrohliche Situation anhält.
Die Buchbranche appelliert in dieser nie zuvor dagewesenen Situation dringend an die Landesbehörden: Die Buchhandlungen müssen geöffnet bleiben. Nehmen Sie sie von der Liste der zu schließenden Geschäfte. Es muss eine Grundversorgung an Informations-, Weiterbildungs- und Unterhaltungsangeboten sichergestellt sein, die sich nicht auf TV, Internet und Social Media beschränkt.
Hinzu kommt:
- Bücher, Zeitungen und Zeitschriften sind für die Menschen wichtig dabei, der sozialen Isolation zu entfliehen. Und viele Menschen brauchen angesichts der aktuellen Lebenslage auch mentale Unterstützung.
- Buchhandlungen müssen ihrer Funktion als "geistige Tankstellen" für die Menschen in dieser extremen Lebenssituation weiterhin gerecht werden können.
- Eltern müssen aufgrund der Schulschließungen die Lernfortschritte ihrer Kinder sicherstellen. Sie haben vielfach keine andere Möglichkeit als durch den Einsatz von Lernhilfen, Lektüre etc. ihre Kinder privat zu fördern.
- Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und möchten die zwangsverordnete arbeitsfreie Zeit für private Weiterbildung nutzen. Dafür ist die Beratung in den Buchhandlungen unverzichtbar.
- Buchhändler können – ähnlich wie Gaststätten – ihr Geschäft so organisieren, dass jeweils nur wenige Menschen im Geschäft sind.
- Amazon nimmt als branchenübergreifendes Logistik-Unternehmen derzeit vermehrt medizinisch relevante Produkte auf Lager und reduziert Produkte wie Bücher in seinen Beständen.
Buchhandlungen, Verlage, Autorinnen und Autoren und Zwischenbuchhändler sind unmittelbar in ihrer Existenz gefährdet und damit innerhalb kürzester Zeit auf öffentliche Hilfen angewiesen, wenn Buchhandlungen über Wochen nicht geöffnet haben dürfen. Das bedeutet auch, dass das Netz an Buchhandlungen während und nach der Krise rapide reduziert werden würde und in Folge auch Verlage und Zwischenbuchhändler existenziell bedroht sind.
Wir fordern daher:
- Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, auch stationär im Buchhandel einzukaufen und ihre Grundversorgung sicherzustellen.
- Den Buchhandlungen muss gestattet sein, weiterhin für ihre Kunden da zu sein.
- Buchhandlungen und in der Folge Autoren, Autorinnen, Verlage und Zwischenbuchhändler müssen vor existenzbedrohlichen wirtschaftlichen Folgen geschützt werden, da ohne dies Vielfalt ein Teil des kulturellen Lebens in Deutschland wegfallen würde.
Stuttgart, 19.03.2020
Matthias Heinrich, Geschäftsführer
Brockhaus Kommissionsgeschäft GmbH, Kornwestheim
Andreas Stritter, Inhaber
Buchhandlung Fr. Stritter e.K., Heilbronn
Matthias Ulmer, Verleger
Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Michael Fleissner, geschäftsführender Gesellschafter
Franckh Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Dr. Klaus Höhne, Geschäftsführer
GeoCenter Touristik Medienservice GmbH, Filderstadt
Dr. Albrecht Hauff, geschäftsführender Gesellschafter
Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
Clemens Birk, Geschäftsführer
G. Umbreit GmbH & Co. KG, Bietigheim-Bissingen
Christine Krück-Mellert, Inhaberin
Karl Kindlers Buchhandlung, Mosbach
Dr. Wolfram Simon-Schröter, Gesellschafter, und Thomas Raff, Geschäftsführer
KNV Zeitfracht GmbH, Stuttgart
Dr. Stephanie Mair-Huydts, Verlegerin
MAIRDUMONT GmbH & Co. KG, Ostfildern
Jürgen Schaumann, Geschäftsführer
Morys Hofbuchhandlung, Donaueschingen
Heinrich Riethmüller, Geschäftsführer, und Christian Riethmüller, Geschäftsführer
Osiandersche Buchhandlung GmbH, Tübingen
Michael Busch, geschäftsführender Gesellschafter
Thalia Bücher GmbH, Hagen und Stuttgart
Bärbel Dorweiler, Verlegerin, und Sven Zorman, kaufmännischer Geschäftsführer
Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart
Winfried Kuhn, Geschäftsführer
Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart
Beste Grüße, ebenfalls aus Stuttgart, Ihr Folkert Roggenkamp
fast stündlich überstürzen sich die Ereignisse und Informationen, was gerade aktuell war, kann in zehn Minuten überholt sein. Der Appell war und ist grundsätzlich als Initiative gedacht, die Relevanz des Buches in Politik und Gesellschaft nicht zu bagatellisieren, nur weil wir eine kleine ggf. nicht systemrelvante Branche sind. Inhaltlich halte ich alles immer noch für korrekt, mit der Ausnahme der unbedingten Öffnung der Ladengeschäfte. Wir respektieren jede andere Haltung! Unter dem Eindruck von geöffneten Friseurgeschäften und Baumärkten schien mir die Öffnung zum Erhalt der Grundversorgung Buch aber zunächst nicht widersinnig. Jetzt bin ich wieder bei der Dynamik der Ereignisse: Bleibt bei allen Adressaten der Grundtenor der Relevanz von Büchern und Medien in den Köpfen, gerade jetzt bei bevorstehender potentieller Isolation durch Ausgangssperren, ist die Form der Warendistribution völlig egal. Deshalb stimme ich meinen Vorrednern zu. Wir wollen natürlich die Infektionskette nicht verlängern oder das Risiko potenzieren. Kreativität ist weiterhin gefragt, zum Zeitpunkt der Formulierung gestern war auch der Appell noch kreativ und ein weiterer Versuch, die Lieferkette in unserer Branche aufrecht zu erhalten. Ein Hinweis noch: Wir erhalten als Auslieferung bedarfsgestützte Bestellungen von Händlern, ob für das Ladengeschäft oder die kreativen Lieferoptionen. Dafür danken wir, diese liefern wir aus und drücken uns allen die Daumen. Bleiben Sie gesund! Beste Grüße - Matthias Heinrich
Es gibt außerdem viele Möglichkeiten, die Buchhandlungen trotzdem zu unterstützen: Sei es durch Onlineverkauf, Gutscheinverkauf, das Anbieten von Lieferdiensten.
Zeigen Sie Respekt Ihren Mitarbeitern und Kunden gegenüber! Und hören Sie auf die Fachleute hier im Land! Die getroffenen Maßnahmen werden nicht zum Spaß so umgesetzt!
nichts anderes habe ich in meinem Kommentar um 9:19 Uhr sagen wollen und meine Wahrnehmung und Meinung damit der Dynamik der Ereignisse angepasst.
Beste Grüße - Matthias Heinrich
Aber es gibt ja auch gute Nachrichten: viele großartige Initiativen von Verlagen, unsere Online-Präsenz zu unterstützen und die Bereitschaft, konditionellen Erleichterungen anzubieten. Eine ganz schlechte Botschaft ist, dass wohl die Barsortimente die Zustelltage reduzieren wollen... das entzieht dem Buchhandel in dieser kritischen Situation die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den großen Playern im Onlinehandel.
ich denke, dass wir den Meinungsaustausch zu diesem Thema jetzt einstellen können. Der "Aufruf" wurde anscheinend zu Beginn der Woche organisiert, als die Situation noch eine etwas andere war, und würde von den Unterzeichnenden heute und in dieser Form sicherlich nicht mehr wiederholt. Lesen wir lieber an diesem Wochenende ein paar gute Bücher und machen uns Gedanken, wie wir die Branche in den nächsten Tagen lebendig halten können. Beste Grüße und ein erholsames Wochenende für alle! Ihr Folkert Roggenkamp