Deutsche Verlagsgruppe wird Teil von PRH

Bertelsmann übernimmt Penguin Random House komplett

18. Dezember 2019
Redaktion Börsenblatt

Bertelsmann, das bisher 75 Prozent der Anteile von Penguin Random House hielt, wird Alleineigentümer des weltgrößten Publikumsverlags. Für 675 Millionen Dollar übernimmt das Unternehmen den 25-Prozent-Anteil des Mitgesellschafters Pearson. Der Vollzug wird im zweiten Quartal 2020 erwartet, wie Bertelsmann mitteilt. Die deutsche Verlagsgruppe Random House wird Teil von PRH.

Bertelsmann übernimmt die restlichen 25 Prozent des britischen Mitgesellschafters Pearson und stockt damit seine Anteile auf 100 Prozent auf. Der Kaufpreis für das Anteilspaket liegt bei 675 Millionen US-Dollar (umgerechnet circa 606 Millionen Euro), wie Bertelsmann mitteilt. Die Anteilsübernahme stehe unter dem Vorbehalt der notwendigen behördlichen Freigaben.

Verlagsgruppe Random House wird Teil von PRH

Der Vollzug der Transaktion werde ab dem 2. Quartal 2020 erwartet. Zusammen mit der deutschen Verlagsgruppe Random House, die vollständig von Bertelsmann gehalten wird und nach den kartellrechtlichen Freigaben ebenfalls Teil von Penguin Random House werden soll, umfasst die in New York ansässige Buchverlagsgruppe künftig damit mehr als 300 Einzelverlage auf sechs Kontinenten.

Zum bisherigen Stand: Die Verlagsgruppe Random House mit traditionsreichen Verlagen wie Goldmann und Heyne gehöre rechtlich nicht zu Penguin Random House, heißt es im "Geschäftsbericht 2018" von Bertelsmann, stehe jedoch unter gleicher unternehmerischer Leitung und sei Teil des Unternehmensbereichs Penguin Random House.

"Meilenstein für Bertelsmann"

Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann und Vorsitzender des Verwaltungsrates von Penguin Random House, sagte: "Die Aufstockung auf 100 Prozent ist für Bertelsmann ein Meilenstein. Wir werden alleiniger Eigentümer der größten Publikumsverlagsgruppe der Welt, die mit ihrer kreativen Vielfalt, globalen Marketing-Power und wirtschaftlichen Kraft Maßstäbe setzt. Wir werden Penguin Random House in den nächsten Jahren weiter ausbauen, durch organisches Wachstum und Akquisitionen. Das Buchgeschäft gehört zur Identität von Bertelsmann. Für uns und unsere Aktionäre ist die Transaktion wirtschaftlich attraktiv, da sich der Anteil der Bertelsmann-Aktionäre am Konzernergebnis um mehr als 70 Millionen Euro jährlich erhöhen wird."

Hintergrund

  • Bertelsmann und Pearson hatten ihre Buchverlagsgeschäfte Random House und Penguin Group 2013 zusammengelegt; am neuen Unternehmen Penguin Random House hielt Bertelsmann zunächst 53 und Pearson 47 Prozent.
  • 2017 stockte Bertelsmann seine Anteile auf 75 Prozent auf.
  • Penguin Random House umfasst derzeit rund 275 Einzelverlage auf sechs Kontinenten. Pro Jahr gebe es, so Bertelsmann, mehr als 15.000 Neuerscheinungen weltweit, rund 600 Millionen Bücher, E-Books und Hörbücher werden jährlich verkauft. Weitere 47 Buchverlage gehören zur Verlagsgruppe Random House mit Sitz in München. Insgesamt erwirtschaftete der Bertelsmann-Unternehmensbereich 2018 einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro bei einem operativen Ergebnis von 528 Millionen Euro. 2018 schafften es 481 Titel von Penguin Random House auf die Bestseller-Listen der New York Times, davon 69 auf Platz eins.

Thomas Rabe weiter: "Penguin Random House hat sich seit der Zusammenlegung hervorragend entwickelt und alle Erwartungen des Zusammenschlusses übertroffen. Mit weiteren Akquisitionen wie z.B. Alfaguara and Salamandra in Lateinamerika und Spanien hat die Buchverlagsgruppe ihre globale Präsenz in wichtigen Märkten nochmals ausgebaut. Mit der Veröffentlichung der Memoiren von Michelle Obama, 'Becoming', die vor gut einem Jahr zeitgleich in 45 Sprachen verlegt wurden, hat Penguin Random House seine internationale Leistungsfähigkeit als Partner für Autorinnen und Autoren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wir sind sehr stolz, dass dieses für Bertelsmann wichtige Geschäft nun vollständig zum Konzern gehören wird. Ich bedanke mich bei unserem Mitgesellschafter Pearson für die exzellente Zusammenarbeit auf allen Ebenen in den vergangenen Jahren."

"Gemeinsame Stärken noch besser zur Geltung bringen"

Markus Dohle, CEO von Penguin Random House und Vorstandsmitglied von Bertelsmann, betonte: "Die Komplettübernahme von Penguin Random House unterstreicht die Überzeugung von Bertelsmann, dass das Buch und das Lesen eine gute Zukunft haben und das Unternehmen wachsen kann in den nächsten Jahren. Wir sind sehr gut aufgestellt, um unsere Position global weiter organisch und akquisitorisch in bestehenden und neuen Märkten auszubauen. Ich persönlich freue mich sehr, die Kolleginnen und Kollegen und Autorinnen und Autoren der Verlagsgruppe Random House in Deutschland in unserer globalen Verlagsfamilie von Penguin Random House willkommen zu heißen. Die Zusammenführung durch Bertelsmann wird unsere gemeinsamen Stärken noch besser zur Geltung bringen."

1968 wurden elf Einzelverlage von Bertelsmann organisatorisch zur Verlagsgruppe Bertelsmann (ab 2001: Verlagsgruppe Random House) zusammengefasst. Mittlerweile gehören der Verlagsgruppe 47 Buchverlage an.

  • Zur Komplettübernahme von Penguin Random House hat Bertelsmann eine Sonderseite auf der Firmenwebsite eingerichtet. Dort findet sich auch ein Podcast mit allen wichtigen Informationen zur Transaktion.

Pearson: Transaktion im Einklang mit Unternehmensstrategie

John Fallon, CEO von Pearson, erklärt in einer Mitteilung aus seinem Haus zur Transaktion: "Mit dem Verkauf unserer restlichen Anteile an unsere Partner Bertelsmann wissen wir, dass das Unternehmen in guten Händen ist − und wir wünschen unseren Kollegen und Autoren weiterhin viel Erfolg. Damit kann sich Pearson nun ganz auf den Ausbau zum weltweit führenden E-Learning-Unternehmen konzentrieren, indem man Bildung mit der beruflichen Verwendbarkeit und den entsprechenden Fähigkeiten verknüpft. Auf diese Weise wollen wir mehr Lernende auf der ganzen Welt erreichen, um sie beim lebenslangen Lernen zu unterstützen." Die Transaktion stehe im Einlang mit der Verschlankungsstrategie von Pearson.

Im Rahmen der Transaktion habe man den Unternehmenswert von Penguin Random House auf 3,67 Milliarden US-Dollar angesetzt, im Jahr 2017, als Pearson 22 Prozent seiner Anteile am Joint Venture verkaufte, sei dieser mit 3,55 Milliarden US-Dollar beziffert worden.

In einer weiteren Presseinformation teilte Pearson mit, dass John Fallon sich im kommenden Jahr von seinen Posten als CEO zurückziehen werde, um in den Ruhestand zu gehen. Das soll geschehen, sobald ein Nachfolger gefunden sei.