Geburtstagsglückwunsch für Christoph Links

Chapeau!

12. September 2019
von Börsenblatt
Direkt nach der Wende hat er seinen Verlag gegründet – ein Abenteuer für sich. Am 15. September wird der Berliner Verleger Christoph Links 65 Jahre alt. Detlef Bluhm gratuliert einem Mann mit vielen Fähigkeiten.

Ins publizistische Rampenlicht der gesamtdeutschen Branchenpresse trat Christoph Links erstmals am 15. Dezember 1989. Das Frankfurter Börsenblatt veröffentlichte ein Interview, in dem er die Gründung eines politischen Sachbuch­verlags ankündigte und davon ausging, dass er die dazu nötige Lizenz zum 1. Januar 1990 bekäme. Tatsächlich erfolgte die GmbH-Gründung seines Verlags am 5. Januar 1990, der Eintrag ins Handelsregister am 24. Januar. Was sich heute einfach anhört, war ein hochkomplizierter Prozess, der ja noch unter den rechtlichen Bedingungen der DDR vollzogen werden musste. Auch dazu hat sich Chris­toph Links im Börsenblatt zu Wort gemeldet, im Februar 1990.

Nachdem am 1. Dezember 1989 die Zensur abgeschafft worden war, musste die Gewerbegenehmigung für einen Verlag von den örtlichen Behörden ausgestellt werden. Nach wochenlangem Weg durch ahnungslose Instanzen gelang es schließlich doch, ein Schreiben zu erwirken, in dem keine prinzipiellen Einwände gegen eine Verlagsgründung attestiert wurden. Nun war der Weg zum Handelsregister zwar offen. Das wurde in Berlin (DDR) jedoch von lediglich einer einzigen(!) Person geführt, die sich stressgeplagt schnell krankmeldete.

Schließlich wurde der Leiter der Erfassungsstelle für Schrott, Papier und Lumpen auf diese Stelle abgeordnet. Nach Überwindung auch dieser Hürde musste ein Verlagsbüro gefunden werden. Die in der DDR dafür übliche Wartezeit betrug etwa sechs bis sieben Jahre. Bei Christoph ging es rasend schnell. Dafür hatte er sich mit einem Objekt ohne Fenster, Dielen und Türen zufriedenzugeben. Schließlich musste Geld aufgetrieben und eine Druckerei gefunden werden. Auch diese Hürden wurden bravourös genommen. Ich erzähle diese Gründungsgeschichte hier so ausführlich, weil in ihr deutlich wird, wie viel Kreativität, Durchsetzungskraft, Netzwerkbildung und spontane Strategiewechsel notwendig waren, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Fähigkeiten, die Christoph von Anfang an ausgezeichnet haben und die er im Lauf seines weiteren Lebens raffiniert verfeinert und zu hoher Präzision entwickelt hat.

Schaut man sich die Verlagsproduktion seit der Gründung an, fällt vor allem auf, dass Christoph den Verlag und seine Programme ständig weiterentwickelt hat: neue Themen, neue Reihen, neue Zielgruppen. Kein Ausruhen auf erfolgreichen Produktionen, immer Ausschau halten nach neuen Trends, AutorInnen und Möglichkeiten. So wurde etwa 2013 ein Partnerprogramm mit Kommissionslieferung an den Buchhandel installiert.

Nebenbei hat der immer über den Tellerrand seines Verlags hinaus­blickende Verleger im Lauf der vergangenen Jahrzehnte zahlreiche Ehrenämter im Börsenverein wahrgenommen, von denen hier nur einige genannt werden können: Mitglied im Aufsichtsrat der Ausstellungs- und Messe-GmbH, Tätigkeit im Verleger-Ausschuss, in der Historischen Kommission und Sprecher der IG Meinungsfreiheit. Dafür hat ihn der Börsenverein 2018 mit der Verleihung der Goldenen Nadel geehrt. Aber auch sein Verlag fand höchste Weihen: 2016 wurde ihm auf der Leipziger Buchmesse der Kurt-Wolff-Preis verliehen.

Lieber Christoph, wie hast Du es nur geschafft, nebenbei auch noch zu promovieren? Und Deine vielleicht wichtigste Entscheidung als Verleger ist ja noch ganz frisch: die Übergabe Deines Verlags an den Aufbau Verlag und damit dessen Zukunftssicherung – Chapeau! Als Gleichaltriger gratuliere ich Dir (mit der gesamten Branche) sehr, sehr herzlich zu Deinem 65. Geburtstag!