Der FC Liverpool, der am Samstag mit dem Spiel gegen Norwich die neue Premier League Saison startete, ist bei vielen Fans in Deutschland sehr beliebt. Dies gilt vor allem seitdem Jürgen Klopp dort Trainer ist. Und welcher Fußballfan hat sich nicht vom Champions League Halbfinalspiel gegen Barcelona und den Fans im legendären Anfield-Stadion begeistern lassen.
Vereinshymne
Wer sich wunderte, warum die Spieler vor dem Spiel "YNWA" auf dem Rücken ihrer Shirts trugen: Es sind die Initialen der Vereinshymne. Bei Liverpool denkt man an die Beatles und an den FC Liverpool. Liverpool Fans denken immer auch an Gerry and the Pacemakers und dem Song "You’ll never walk alone", der zur weltweit bekannten Vereinshymne wurde, die nicht nur auch von Borussia Dortmund Fans eindrucksvoll genutzt wird. Und die beim legendären Halbfinalspiel mit den Fans auch zum Sieg Liverpools beitrug.
Der renommierte Fußballautor Dietrich Schulze Marmeling beschreibt die wechselvolle von Tragödien, "Wundern" und Helden reiche Geschichte des FC Liverpools, der "Reds", auf eindrucksvolle Weise. Dabei kommen auch sozialpolitische und musikalische Aspekte der Stadt Liverpool nicht zu kurz, darunter natürlich auch die Geschichte zur Vereinshymne.
Champions League-Sieger 2019
Der Sieg des Champions League Titels durch Klopp’s Liverpool-Mannschaft war der sechste Champions League Titel von Liverpool und der zwölfte europäische Titel. Damit ist Liverpool in dieser Hinsicht der erfolgreichste englische Verein.
1892 gegründet, wurde der 1. FC Liverpool 1901 das erste Mal englischer Meister im Stadion an der Anfield Road. Das Stadion an der Anfield Road und der "Kop" (die Fantribüne) sind heute immer noch da und mittlerweile weltbekannt. Der Name "Kop" wurde nach einem Hügel in Südafrika gewählt, der im Burenkrieg von strategischer Bedeutung war und auf dem viele Soldaten aus Liverpool starben.
Zwei Tragödien
Neben zahlreichen Erfolgen trübten und prägten zwei Tragödien die Geschichte des FC Liverpool:
- Am 29. Mai 1985 beim Spiel Liverpool gegen Juventus Turin im Heysel Stadion wurde schon vor dem Anpfiff der Maschendrahtzaun zwischen Liverpool Fans und Juve-Fans von Liverpool Hooligans niedergerissen und in der darauffolgenden Panik kamen 39 Menschen ums Leben. Heute weiß man, dass das Heysel Stadion eine baufällige Arena ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen und als Austragungsort unpassend war. Die Folge dieses Unglücks war der Ausschluss englischer Vereinsmannschaften von den internationalen Wettbewerben. Für die meisten Vereine endete der Ausschluss nach fünf Jahren, für Liverpool nach sechs Jahren.
- Die zweite, für Liverpooler noch folgenreichere Tragödie geschah am 15. April 1989 beim Spiel Liverpool gegen Nottingham Forest im Hillsborough Stadion. Das Spiel war restlos ausverkauft, die Massen drängten auf die engen Eingänge mit den Drehkreuzen und deshalb öffneten Polizisten ein breites Tor, das für den Ausgang vorgesehen war. Massen stürmten auf die Tribüne, die durch einen hohen Zaun abgesperrt war. So wurden 96 Liverpool-Fans zu Tode erdrückt oder getrampelt und 766 zum Teil schwer verletzt. Neben der Trauer wuchs auch die Wut der Liverpooler, da in der "Sun" eine "Fake news" erschien, nachdem Liverpool-Fans Helfer behindert hätten und Sterbende und Leichen ausgeraubt. Die "Sun" wurde und wird bis heute in Liverpool boykottiert und die Auflage sank dort von 400.000 auf 12.000.
Es folgte eine riesige Solidaritätswelle von Fußballfans. Die Art und Weise, wie die Stadt Liverpool, der Verein und seine Fans mit dem enormen Verlust umging, beeindruckte viele Menschen. Und auch hier spielte die Vereinshymne "You’ll never walk alone" wieder eine große Rolle. Erst 2012 wurde von einer Kommission bestätigt, dass die Fans keine Schuld traf. Und 23 Jahre nach der Katastrophe entschuldigte sich Premierminister Cameron bei den Familien der 96 Todesopfer.
Schulze-Marmeling spricht auch die sozialpolitischen Hintergründe, insbesondere dem Einfluss der Politik von Thatcher an und gibt so einen interessanten Überblick über die Stadt Liverpool in diesen Jahren.
Aber auch Helden schreiben die Geschichte Liverpools und einer der größten ist die Liverpooler Trainerlegende Bill Shankly, von dem der Satz stammt "Some people think football is a matter of life and death. I assure you, it’s much more serious than that". Nicht minder beliebt ist der erfolgreichste Trainer des FC Liverpool, Bob Paisley. Er gewann mit dem FC Liverpool in neun Spielzeiten 20 Trophäen.
Seit 2013 ist der deutsche Trainer Jürgen Klopp in Liverpool und nicht nur seit dem Erfolg in der Champions League gilt es als sicher, dass er sich in die Reihe der Legenden einreiht und auch jetzt schon mit Bill Shankly verglichen wird. So zitiert Schulze-Marmeling Jose Mourinho: "Anfield ist einer der Orte, um das Unmögliche möglich zu machen. Aber dieses Comeback hat nur einen Namen – Jürgen. Es ging nicht um Taktik oder Philosophie, sondern um Herz und Seele und um Empathie, die er mit dieser Gruppe von Spielern geschaffen hat."
Es gibt noch vieles mehr zum FC Liverpool zu berichten und Dietrich Schulze Marmeling gibt in seinem Buch eine umfassende und interessante, sehr lesenswerte Darstellung dazu. Wenn Sie noch nichts über das Liverpool Wappen, die "Scousers" und den Boot Room gehört haben, nach der Lektüre dieses Buches wissen sie nicht nur darüber mehr.
Bibliografie
Dietrich Schulze-Marmeling:
"Reds − Die Geschichte des FC Liverpools"
Die Werkstatt
304 S., 19.90 Euro
ISBN: 978-3-7307-0438-7