Die Begründungen der Jurorinnen
"Fernanda Melchors Romane und Erzählungen zeichnen sich durch eine poetische Imagination aus, die sich mutig und empathisch den Fragen unserer Zeit stellt. Aus den Ruinen unserer globalisierten Welt schafft es Melchor, uns an die unendliche schöpferische Kraft der Sprache zu erinnern und sie für die Literatur zurückzugewinnen, ganz im Sinne der großen lateinamerikanischen Schreibtraditionen", so die Jurorin und Literaturkritikerin Alexandra Ortit Wallner, die die Preisträgerin in diesem Jahr auswählte, in der Presseinformation.
Die Entscheidung für Joshua Groß begründet Jurorin und Literaturkritikerin Insa Wilke so: "Zwischen Ironie und Affirmation sucht Joshua Groß das wahre Gefühl. Zwischen Populär- und Hochkultur stellt er die Frage nach dem richtigen Leben. Dabei spielt er das eine eben nicht gegen das andere aus. Er hat alles im Blick und schafft Texte, die witzig sind und immer ernst, die dichterisch denken und dabei ganz gegenwärtig bleiben und deren sprachliche Genauigkeit ebenso beeindruckt wie ihre kompromisslose Zugewandtheit."
Zu den Preisträgern
Fernanda Melchor, 1982 im mexikanischen Bundesstaat Veracruz geboren, lebt in Puebla. Sie studierte Journalismus, schreibt Romane und Reportagen. Ihr zweiter Roman "Temporada de huracanes" (Saison der Wirbelstürme) erschien 2016 gleichzeitig in mehreren Ländern, unter anderem in den USA, Frankreich und Großbritannien und 2019 auf Deutsch bei Wagenbach. Sie ist auch nominiert für den Internationalen Literaturpreis − Haus der Kulturen der Welt 2019.
Joshua Groß, geboren 1989 in Grünsberg/Bayern, studierte Politikwissenschaft, der Ökonomie und der Ethik der Textkulturen. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, 2018 war er auf Vorschlag von Insa Wilke zu den 42. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt eingeladen. Zu seinen bisherigen Publikationen gehören "Der Trost der Telefonzellen" (Roman, 2013), "Magische Rosinen" (Novellen, 2014), "Paradox zwischen zwei Hügeln" (Erzählung, 2016), "Faunenschnitt" (Roman, 2016) sowie zuletzt "FLAUSCHkontraste" (Erzählung, 2017; erschienen im Korbinian Verlag).
Die Preisverleihung ist für den 6. Dezember in der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur angesetzt.
Zum Preis
Der mit derzeit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Anna Seghers-Stiftung an NachwuchsautorInnen aus dem deutschen Sprachraum und aus Lateinamerika verliehen, die im Sinne von Anna Seghers mit den Mitteln der Kunst für eine gerechtere menschliche Gesellschaft eintreten. Die Auswahl der PreisträgerInnen übernehmen im jährlichen Wechsel von der Stiftung beauftragte Persönlichkeiten aus dem literarischen Leben.