Insolvenz in Eigenverwaltung bestätigt

Restrukturierung bei Scorpio

3. Mai 2019
Redaktion Börsenblatt
Das Amtsgericht München hat am 26. April die von der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG beantragte Insolvenz in Eigenverwaltung bestätigt. Von der Insolvenz nicht betroffen sind die mit der Verlagsgruppe verbundenen Verlage Europa und Golkonda, die in eigenständigen Gesellschaften angesiedelt sind.

Durch die Insolvenz in Eigenverwaltung gewinnen die Verlage der Gesellschaft – neben dem Scorpio Verlag auch die weiteren Teilverlage Trinity Verlag, Trinity Kreativ und L.E.O Verlag – Zeit für eine Restrukturierung. "Wir haben alles getan", sagt Christian Strasser, geschäftsführender Gesellschafter des Scorpio Verlags, "es waren auch nicht die Marktschwäche oder die Insolvenzen von KNV und im vergangenen Jahr von Hain (Wien), sondern das Ausbleiben einer fest zugesagten Kapitalerhöhung von einem Investor, bei gleichzeitiger Expansion, was uns in diese Situation gebracht hat." Strasser zeigte sich zuversichtlich, dass es mithilfe einer tollen Mannschaft und mit dem Verständnis der Autoren und Lieferanten gelinge, in den nächsten Monaten den Verlag wieder auf die Beine zu stellen. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bittet Strasser um Entschuldigung.

Geschäfte laufen weiter

Strasser als geschäftsführender Gesellschafter und die zur Unterstützung in der Eigenverwaltung hinzugezogene, auf Sanierungsfälle spezialisierte Kanzlei Elsässer Restrukturierung konnten nach eigenen Angaben bereits erste wesentliche Weichen stellen und insbesondere eine kurzfristige Finanzierung des Unternehmens vorläufig sicherstellen. Die Mitarbeiter werden ihre Gehälter bis einschließlich Juni 2019 über eine Vorfinanzierung der Insolvenzgeldansprüche erhalten, versicherten Strasser und die Kanzlei. Wesentliche Vertragspartner hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert. Das Geschäft des Verlags laufe daher derzeit unverändert weiter. Das Herbstprogramm werde pünktlich erscheinen, die Vorschauen sollen in den nächsten Tagen verschickt werden.

Gespräche mit Investoren werden fortgesetzt

Ziel der eingeleiteten Restrukturierung ist es, die bereits laufenden Gespräche mit neuen Investoren in den kommenden Wochen fortzusetzen, um die langfristige Finanzierung der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG zu sichern. Auch die Einbindung zusätzlicher Investoren in die Gespräche komme derzeit noch in Betracht, so die Mitteilung. Nach Abschluss der Gespräche mit den Investoren soll die Sanierungslösung im Eigenverwaltungsverfahren unter Einbindung der Gläubiger umgesetzt werden.

Die Eigenverwaltung bietet Unternehmen einen rechtlichen Rahmen, bei laufendem Geschäftsbetrieb ihre Finanzierung in enger Abstimmung mit den Gläubigern zügig neu zu ordnen. Dabei bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung. In der Eigenverwaltung setzt das zuständige Amtsgericht keinen Insolvenzverwalter, sondern einen sog. Sachwalter ein. Dieser überwacht ähnlich wie ein Aufsichtsrat das Verfahren im Interesse der Gläubiger. Als vorläufiger Sachwalter wurde der in Eigenverwaltungsverfahren erfahrene Fachanwalt für Insolvenzrecht Dr. Matthias Hofmann von der im süddeutschen Raum tätigen Kanzlei Pohlmann Hofmann Insolvenzverwalter bestellt.