Buchtipp

Was Wörter uns erzählen – von Aas bis Zwitter

28. September 2007
von Börsenblatt
Wenn es in der deutschen Wortgeschichte um die Wurst geht, tappen die Forscher im Dunkeln: die Herkunft dieses schon im Althochdeutschen belegten Worts ist ungeklärt – wie zumeist auch der genaue Inhalt der rund 1.500 Wurstsorten, die es in Deutschland gibt. Theo Stemmler, der seine Leser auf einen »unterhaltsamen Gang durch die deutsche Wortgeschichte« mitnimmt, kennt eine Vielzahl kurioser Sprachbefunde.
So scheinen es gerade die ältesten Wörter aus unserem Ess- und Küchenvokabular zu sein, deren Etymologie dunkel bleibt: Der Pott, der heute in Kaffeestuben als »Pott Kaffee« verkauft wird und vor allem in Norddeutschland heimisch ist, geht wohl auf ein vorkeltisches Wort zurück. Ziemlich alt ist auch der Topf, der wohl auf die indoeuropäische Wurzel dheu–b zurückgeht und sich in verwandten Wörtern wie tief oder engl deep sowie dip wiederfindet (und im Hessischen, könnte man ergänzen, in der »Dippemess«, der Töpfemesse, seine Spuren hinterlassen hat). Es macht großen Spaß, Stemmler auf seinem etymologischen Lehrpfad zu folgen. Er gewährt vergnügliche Einblicke in die Wanderung und Verwandlung vieler Wörter aus unserer alltäglichen Umgebung und zeigt Querverbindungen zwischen Kulturgeschichte und Wortmigration auf. Die Auflösung des Eisbein-Rätsels sei hier nicht verraten. Nur soviel sei gesagt: Stemmlers Buch ist eine in jeder Hinsicht ergötzliche Lektüre, die unsere Sprache und unser kulturelles Wissen in einem verblüffend ungewohnten Licht erscheinen lässt. Es bestätigt einmal mehr die Annahme, dass nichts so unbekannt ist wie die eigene Sprache. Michael Roesler-Graichen Theo Stemmler: Wie das Eisbein ins Lexikon kam. Ein unterhaltsamer Gang durch die deutsche Wortgeschichte. Dudenverlag, 256 S., 9,95 Euro Weitere Buchtipps finden Sie hier!