Die jetzt erschienene Taschenbuchausgabe ist textidentisch mit der 1997 im Limmat Verlag erschienenen Werkausgabe Friedrich Glausers und bietet den gesamten kritischen Apparat samt Erläuterungen.
Das Thema des Romans ist gerade im Jahr 2007 aktuell, in dem auch deutsche Soldaten am Hindukusch oder am Horn von Afrika die Stellung halten. Die Handlung spielt während des französischen Kolonialkriegs gegen Marokko zwischen 1920 und 1935 in einem abgelegenen Posten der französischen Fremdenlegion in Südmarokko. Dort ist eine Gesellschaft von Entwurzelten aus aller Herren Länder versammelt, die in der europäischen Nachkriegsgesellschaft gestrauchelt sind wegen Totschlags, Betrügereien, unglücklicher Lieben.
Es sind Menschen ohne Perspektive, die in einem System fern der Zivilisation leben, keine Verantwortung tragen müssen, sondern nur Befehlen gehorchen. Im Mittelpunkt steht das Schicksal des Korporals Lös, der sich in einem Umfeld aus existenzieller Langeweile, Intrige, Gewalt und Betrug behaupten muss. Er wähnt sich in der Gunst seiner Vorgesetzten, sieht sich dann aber doch getäuscht und ausgenutzt und wird schließlich wegen Unbotmäßigkeit und kleinerer Machenschaften inhaftiert.
»Gourrama« erschien erst nach Glausers Tod in Buchform und erfuhr spät die Anerkennung, die sich Glauser zu Lebzeiten erhofft hatte. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm erst Anfang der 30er Jahre, als er seine Studer-Kriminalromane schrieb.
Michael Roesler-Graichen
Friedrich Glauser:
Gourrama. Unionsverlag, 2007, 496 S., 12,90 Euro
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