Logistik

Kosten für Büchertransporte steigen

6. November 2018
Redaktion Börsenblatt
Anfang 2019 steht die nächste Mauterhöhung an – auch die Transportkosten in der Buchbranche werden dadurch weiter steigen: Nahezu alle Logistikanbieter wollen ihre Gebühren nach oben anpassen.

Die Maut wird teurer, dazu steigen die Ausgaben für Sprit und Personal – seit Monaten kennen die Transportkosten deshalb nur eine Richtung: aufwärts. Zahlreiche Dienstleister haben ihre Paketpreise im Lauf des Jahres bereits angehoben, einige wollen 2019 auch noch einmal nachlegen. Die Entwicklung betrifft nahezu alle, ob DHL, DPD, GLS oder Hermes – oder die Deutsche Post mit ihrer Büchersendung (siehe Archiv: Büchersendungen werden teurer).

Geraten durch den Päckchenboom die Kapazitäten unter Druck?

Dass das für die Branche quer durch alle Bereiche nicht ohne Folgen bleibt, ist klar. Zwischenbuchhändler Stefan Schierke (VVA / Arvato) rechnet fest damit: „Auch bei den an die VVA angeschlossenen Transporteuren wird es zeitnah zu einer Erhöhung der Transportpreise kommen“, lautet seine Prognose – er warnt aber davor, dass allein den erhöhten Mautgebühren anzulasten. "Gestiegene Dieselkosten und vor allem der Mangel an Transportkapazität sind aus meiner Sicht langfristig viel bedeutsamer." Am Ende würden die zusätzlichen Kosten wohl dazu beitragen, dass die Bücherpreise weiter steigen.

Nicht alle Bücherwagendienste geben erhöhte Kosten weiter

Die Bücherwagendienste haben sich bislang nicht an der Preisrallye beteiligt. Dass sich hier etwas ändert, war aber wohl lediglich eine Frage der Zeit – nur Umbreit wartet zunächst weiter ab. "Momentan gibt es keine Pläne, die Transportkosten zu erhöhen", so die Nachricht aus Bietigheim-­Bissingen.

Die Pläne anderer Zwischenbuchhändler: 

  • Libri hat fest vor, die Mautaufschläge anzuheben, nennt aber bislang keine Details. "Als die Maut Mitte dieses Jahres auf alle Bundesstraßen ausgeweitet wurde, haben wir die Erhöhung nicht weitergegeben", erklärt Geschäftsführer Eckhard Südmersen. Zum 1. Januar 2019 erhöhe der Gesetzgeber jedoch nun auch die Mautsätze für LKW über 7,5 Tonnen kräftig – "die erheblichen Kostensteigerungen kann Libri nicht mehr kompensieren."  Da Libri die Gebühren für Kunden „so gering wie möglich halten möchte, kalkulieren wir zurzeit und werden unsere Kunden zeitnah informieren.“
  • Könemann, eigenständige Libri-Tochter, plant eine Erhöhung der Gebühren für die Barsortimentszustellung via Booxpress (Libri) zum 1. Januar 2019, passt dazu die Staffelpreise an; laut Geschäftsführer Stefan Könemann werden sie moderat steigen. Die letzte Erhöhung liegt bei ihm jetzt fünf Jahre zurück.
  • KNV setzt den Mautzuschlag bei Verlagsbeischlüssen und Barsortimentslieferungen neu an – statt fünf Prozent beträgt er ab 1. Dezember  6,9 Prozent. Die Regelung gilt für KNV-Kunden in Deutschland, Österreich und Italien.
Die Folgen der Mauterhöhung für die Logistikbranche

Mautgebühren werden vom Bund seit 2005 erhoben und ziehen seitdem immer weitere Kreise. Seit Juli 2018 fallen sie auch bei Lkw-Fahrten über Bundesstraßen an, bereits zum 1. Januar 2019 ändern sich die Konditionen erneut. Der Bund sichert sich dadurch erhebliche Mehreinnahmen: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) rechnet künftig mit Maut-Einkünften in Höhe von rund 7,2 Milliarden Euro jährlich – das sind, pro Jahr, etwa 2,5 Milliarden Euro mehr als bisher. Die Position des Ministeriums: "Angesichts der dringend erforderlichen Investitionen für den Erhalt und den Ausbau des Verkehrsnetzes leistet die Maut einen wichtigen Beitrag zur Verkehrsinfrastrukturfinanzierung."

Die Logistikbranche kritisiert die steigenden Mautkosten – Mehreinnahmen auf der einen Seite bedeuten Mehrbelastungen auf der anderen. Konkret, rechnet etwa der Landesverband Verkehrsgewerbe Bremen (LVB) vor, würden sich die Mautkosten pro Fahrt mehr als verdoppeln. "Für einen Transport über 300 km, davon 150 km auf Autobahnen und 100 km auf Bundesstraßen, musste eine moderne 40-Tonnen Kombination bislang 20 Euro Maut entrichtet werden, künftig würden es 46 Euro sein." Bei einer Jahresfahrleistung dieser Kombination von 120.000 km und einer Aufteilung zwischen Autobahnen und Bundesstraßen von 80:20 steige die jährliche Mautbelastung von derzeit 12.960 auf 22.440 Euro.   

Informationen zur Anhebung beim BMVI