K.-H. Zillmer-Verlegerpreis für Edition Nautilus

"Widerständig, intelligent und nie systemkonform"

29. Oktober 2018
von Börsenblatt
Das Verlegerkollektiv der Edition Nautilus hat den mit 10.000 Euro dotierten K.-H. Zillmer-Verlegerpreis erhalten, den die Karl-Heinz Zillmer-Stiftung alle zwei Jahre für "verdienstvolles verlegerisches Handeln" vergibt.

Kulturstaatsrätin Jana Schiedek und der Neffe des 2013 verstorbenen Preisstifters, Matthias Zillmer, übergaben die Auszeichnung am Montagabend im Warburg-Haus an Katharina Bünger, Katharina Florian, Franziska Otto, Katharina Picandet und Klaus Voß. Einen Einblick in das Verlagsprogramm gaben die Autorin Isabel Fargo Cole, die aus ihrem Roman "Die grüne Grenze" las, und Verlagsgründerin Hanna Mittelstädt mit Texten vom "Unsichtbaren Komitee" aus der Reihe Nautilus Flugschriften.

"Widerständig, intelligent und nie systemkonform hält die Edition Nautilus seit mehr als vier Jahrzehnten die Ideale von 1968 hoch. Ihr Verlagsprogramm bleibt dabei auf einem hohen Niveau immer aktuell und gesellschaftlich relevant. Völlig zu Recht erfährt der kleine Hamburger Verlag daher nicht nur die ungebrochene Zuneigung seiner Leserschaft, sondern wird heute auch mit dem K.-H. Zillmer-Verlegerpreis geehrt.  Gerade in unseren Zeiten brauchen wir Bücher, die Widerspruch erzeugen und in unseren Köpfen rumoren", so Staatsrätin Jana Schiedek.

Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag, der den Preis 2016 erhalten hatte, sagte in seiner Laudatio: "Von Anfang an war der Verlag keiner Partei verpflichtet und keiner einzelnen Strömung. Vielmehr brachte die kleine Hamburger Edition unabhängiges Denken in viele Köpfe. Ob Texte über russische Futuristen oder Bücher über Käthe Kollwitz oder Meret Oppenheim – es ging immer darum, zu überprüfen, wie viel uns diese Künstlerinnen und Künstler, diese Denkerinnen und Denker heute noch zu sagen haben. Bis heute findet sich in diesem tollen und reichen Programm immer das Aufregende, das Andere, das, was den Blick weitet."

Das Kollektiv der Edition Nautilus sagte in seiner Dankesrede: "In dürren Zeiten der politischen Bedrängnis nicht den Blick für die Möglichkeiten zu verlieren, das ist wichtig. Die Realisierbarkeit dieser Möglichkeiten erleichtert zu haben, dafür danken wir den Stiftern aus ganzem Herzen."


Zur Verlagsgeschichte


1974 gründeten Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg und Pierre Gallissaires in Hamburg die Edition Nautilus. 2013 starb der Mitgründer Lutz Schulenburg. Nach einer Übergangsphase übergab Hanna Mittelstädt Anfang 2018 die Leitung an Katharina Bünger, Katharina Florian, Franziska Otto, Katharina Picandet und Klaus Voß, die den Verlag seitdem als Kollektiv führen. Seit Verlagsgründung sind rund 900 Titel erschienen. Zu den Autoren gehören unter anderem Laurie Penny, Shumona Sinha, Deniz Yücel, Jérôme Leroy und Matthias Wittekindt.

Zum K.-H. Zillmer Verlegerpreis

Mit dem K.-H. Zillmer-Verlegerpreis ehrt die Karl-Heinz Zillmer-Stiftung unter dem Dach der Hamburgischen Kulturstiftung seit 1994 alle zwei Jahre Personen des literarischen Lebens, die sich durch besonders mutige und weitreichende Entscheidungen und großen persönlichen Einsatz um die Literatur verdient gemacht haben. Die Karl-Heinz Zillmer-Stiftung wurde 1994 vom Hamburger Ingenieur Karl-Heinz Zillmer (1936–2013) gegründet, der sich so über seinen Tod hinaus für Literatur und deren Vermittlung einsetzt. Die Jury setzt sich zusammen aus Tobias Becker (Der Spiegel), Dr. Antje Flemming (Behörde für Kultur und Medien), Lucy Fricke (Autorin), Prof. Dr. Rainer Moritz (Literaturhaus Hamburg), Birgit Politycki (Politycki & Partner) und Stephan Samtleben (Buchhandlung Samtleben).