NWBs neue Denkfabrik

Forschungslabor

26. Juli 2018
Sabine Schmidt
Neu und quer denken ist das Ziel: NWB-Verleger Ludger Kleyboldt will mit "code and butter" kreativen Köpfen Raum geben in der Denkfabrik in Herne. Guido Neuhaus baut sie auf.

Ab in die Zukunft – ausgerechnet in Herne? Doch, das geht gut. Vor allem zwei Gründe sprechen für eine Denkfabrik in dem Ruhrgebietsort mit rund 150.000 Einwohnern: die vielen Hochschulen in der dicht besiedelten Region, unter anderem in Bochum, Dortmund und Essen, auch die private Uni Witten / Herdecke gehört dazu, die sich besonders um Start-ups bemüht; und die Investitionsbereitschaft von NWB-Verleger ­Ludger Kleyboldt, der Raum schaffen will für kreative Köpfe.

"Spirit '47" war der Arbeitstitel für die von ihm geplante ­Ideenschmiede: in Erinnerung an das Gründungsjahr des NWB-Verlags und den Aufbruchsgeist der Nachkriegszeit. Inzwischen steht der Name, der bleiben soll: "code and butter". "Man hört noch Brot und Butter heraus: Auf der einen Seite steht das ­Bodenständige des Ruhrgebiets und das Kerngeschäft des Fachverlags NWB mit seinen Schwerpunkten Steuer- und Wirtschaftsrecht", erklärt Guido Neuhaus, der die Leitung übernommen hat. "'Code' hingegen steht auf der anderen Seite für die digitale Transformation, die Innovationskraft und die Start-up-Mentalität."

Weil man nicht nur Klartext spricht, wie es im Ruhrgebiet üblich ist, sondern Englisch, wird aus der altmodischen Ideenschmiede ein "Innovation Lab". Aber nicht nur der Name "code and butter", auch die Räumlichkeiten zeigen, dass man die Tradition nicht einfach zur Seite schieben will: Denkort wird eine alte Fabrik. Aus diesem Gebäude gleich neben dem NWB Verlag will Verleger Ludger Kleyboldt zudem das "Innovation Center" entwickeln, in dem sich junge Unternehmen und Start-ups ansiedeln sollen.

Der Leiter seines "Innovation Lab" kennt das Ruhrgebiet bereits. Der 35-jährige Neuhaus hat nicht nur in Münster und Berkeley studiert, sondern auch an der Uni Witten / Herdecke. Zudem bringt der gebürtige Ostwestfale Erfahrungen mit Start-ups, Digitalisierungsprozessen und der Verlagsarbeit mit. Unter anderem hat er bei Hoffmann & Campe die digitalen Kommunikationsstrategien der Kunden verantwortet. Zuletzt war er in der Edel Verlagsgruppe verantwortlich für das Neugeschäft.

In zwei Richtungen wird er jetzt mit voraussichtlich sechs bis sieben Mitarbeitern für "code and butter" aktiv sein. Die Denkfabrik soll in den NWB Verlag wirken und helfen, ihn lebendig und zukunftsfähig zu halten. Prozesse neu oder auch quer denken: Das sei ausdrücklich erwünscht. Zudem soll Neuhaus mit seinem Team neue Geschäftsfelder entwickeln.

Wie die Onlineplattform tax-match.de, die demnächst los­legen soll, eine Jobbörse für alle, die sich mit dem Thema ­Steuern befassen. Das zweite bereits fortgeschrittene Projekt schließt an das Seminargeschäft an. "Wir bauen einen digitalen Heimat­hafen für die Angebote der NWB-Akademie auf", erklärt Neuhaus. Die Kunden wünschten weiterhin Präsenzseminare, das zeige die Marktforschung. Online sollen sie zusätzliche Inhalte finden.

Das dritte Projekt, über das bereits nachgedacht wird, zielt auf den Verlag: Die NWB-Website soll 2019 umgeformt werden in eine Themenseite. "Content First" wird das Stichwort des ­Relaunches sein – nicht der Verlag, sondern Produkte und Informationen sollen im Vordergrund stehen.

Und noch viel mehr wird im Fokus sein. In Herne ist man vorbereitet: Die Zukunft kann kommen.