Wir arbeiten in der schönsten Branche der Welt. Für das schönste Produkt der Welt, dem Buch. Vermutlich sind die meisten aus Begeisterung für dieses Produkt, - nein, aus Liebe zur Literatur und aus Liebe zum Papier in der Verlags- und Buchhandelswelt gelandet. Die wenigsten werden sich aus monetären Gründen für unser Geschäft entschieden haben. Das Buch ist kein Statussymbol. Weniger denn je. Ein großer kultureller Bruch ist im Gange. Nicht nur die Branche, sondern eine breite gesellschaftliche Öffentlichkeit stellt uns in Frage. Stellt das Buch in Frage. Andere, meist digitale und digitalisierte Dinge sind wichtiger, populärer, einflussreicher, renditeträchtiger. Wir werden totgesagt, am lautesten von uns selber.
Aber solange wir noch ein wenig Atem haben, hecheln wir der Digitalisierung hinterher, um unserem angestaubten Image wenigstens einen Hauch von Modernität zu verleihen.
Statt aber an Strategien und Ideen zu arbeiten, die für das Lesen begeistern und für das Buch als einzigartiges Medium kämpfen, setzen mächtige Teile unserer Branche beachtliche Energien ein, um VLB-TIX im Buchhandel zu etablieren. Seit Monaten fällt mir auf, wie einseitig darüber im Börsenblatt geschrieben wird. Die Berichterstattung konzentriert sich auf die Anforderungen und Interessen zweier großer Verlagsgruppen und einiger Filialisten. Es wird der Eindruck erweckt, als würde die Digitale Vorschau in Kürze flächendeckend im Deutschen Buchhandel eingesetzt. Vor wenigen Wochen vermeldete Hugendubel den kompletten Einsatz von VLB-TIX. Nun hat auch noch Random House angekündigt ab Herbst 2019 keine Papiervorschau mehr herzustellen.
Man könnte meinen, VLB-TIX ist auf einem ungebremsten Siegeszug. Doch meine Erfahrung ist eine andere. In meinem Reisegebiet nutzten auf der vergangenen Frühjahrsreise ein kleines halbes Dutzend (sic!) Buchhandlungen VLB-TIX. (Meine freien Vertreterkollegen bestätigten auf den jüngsten Vertretersitzungen ähnliche Zahlen aus ihren Gebieten.) Und auch in den vielen von mir besuchten Filialen wird noch immer gerne in Vorschauen aus Papier geblättert.
Das liegt nicht daran, dass ich als freier Vertreter mich dieser Technik versperre. Von Beginn an wurde ich von "meinen" Verlagen sorgfältig auf den Einsatz mit VLB-TIX geschult und begleitet. Ich wäre dazu bereit, auch wenn sich mir nach all den Seminaren und Webinaren der größere Nutzwert dieser Innovation immer noch nicht erschließt. Denn auch nach drei Jahren hat das System immer noch eine Entwicklungsstufe, die einem die Arbeit eher erschwert als erleichtert: Vertretertermine dauern mit TIX doppelt so lange wie vorher, noch kein Termin lief ohne technische Schwierigkeit ab, Printvorschauen wurden noch nie ganz weggelassen. Weitere Detailprobleme gäbe es zu diskutieren.
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Am meisten aber leiden die Bücher und ihre Inhalte unter dem neuen System! Denn die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Technik, - auf eine Datenbank mit der sinnlichen Verführungskraft einer Excel-Tabelle. Die Aufmerksamkeit für Bücher, die einer gewissen Vermittlung bedürfen und nicht mit hohen Marketingbudgets ausgestattet sind, sinkt weiter. (Also vermutlich 90 Prozent aller Bücher!) Bücher, die die kulturelle Vielfalt und die Einzigartigkeit des deutschen Buchmarkts ausmachen. Bücher, die sich nicht von selbst und überall verkaufen. VLB-TIX fördert die weitere Konzentration auf wenige Spitzentitel.
Die Diskrepanz zwischen dem vermittelten Eindruck in der Branchenpresse und der Realität im Buchhandel ist fast beispiellos. Vergleichbar höchstens mit der jahrelangen Berichterstattung zum Thema E-Books. Vergleichbar mit dem Desaster namens Libreka. Kann es sein, dass einzelne Verlagsgruppen auf dem Rücken und mit finanzieller Unterstützung aller Börsenvereinsmitglieder ihre hausgemachten Probleme in den Griff zu bekommen versuchen?
Sinnvolle Innovationen sind immer wichtig. Doch gibt es nicht dringendere Herausforderungen? Wir handeln mit Papier - und versuchen nun das Papier aus unserer Branche zu verbannen. Merken wir eigentlich, was wir da tun? Unsere zentrale Aufgabe sollte es weiterhin sein, Menschen für Gedrucktes zu begeistern. Glauben wir wirklich, dass uns das durch die Abschaffung eines elementaren Arbeitsinstruments, das in der Regel mit großer Sorgfalt hergestellt wird und eine innige Verbindung zu unserem Endprodukt besitzt, besser gelingen wird?
Wie sollen wir Menschen für Papier begeistern, wenn wir selbst schon daran (ver-)zweifeln? Wenn wir Papier und damit das Buch, das schönste Produkt der Welt in Frage stellen. Sollten wir nicht lieber Geld und Energie aufbringen, Ideen sammeln, um das Buch wieder „schick“ zu machen, anstatt „Vorsicht Buch!“ zu rufen?
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Pro von Claudia GraßlAls Vertriebsbüro mit den momentan zwölf unabhängigen Verlagen der AURORA Vertriebskooperation arbeiten wir nun schon im dritten Programmzyklus mit VLB-TIX - und die Arbeit wird immer intensiver. Angefangen haben wir „zum Üben“ mit dem Erstellen einer Thalia-Sortimenterkreisvorschau und seit zwei Programmzyklen arbeiten wir zum Beispiel auch bei Hugendubel mit VLB-TIX und sind trotz der Kinderkrankheiten, die das System immer noch hat, mit Begeisterung dabei.
Unsere Kundentermine mit VLB-TIX waren – bis auf die manchmal langsame Ladezeit – immer sehr produktiv und auf das Wesentliche konzentriert und wir freuen uns über jede weitere Buchhandlung, die zukünftig mit uns "tixen" will!
Für uns ist VLB-TIX als verlagsübergreifende Plattform ideal, um für die Buchhändler themenbezogene Einkaufsempfehlungen aufzubereiten. So können wir z. B. zu Themen wie Yoga, Ernährung oder Nachhaltigkeit eigene Vorschauen erstellen und so unsere Kunden zielgenau bedienen.
Das entspricht genau dem Gedanken unserer Vertriebskooperation: Buchhändler sollen bei uns alles gebündelt aus einer Hand bekommen. Unser spezieller Account für Vertriebskooperationen macht es dem Händler möglich, in den Vorschauen direkt nach „Aurora“ zu suchen und sich dann alle zugehörigen Vorschauen unserer einzelnen Verlage anzeigen zu lassen. Außerdem wollen wir zusätzlich zu den Einzelvorschauen noch eine öffentliche Aurora-Vorschau online stellen, in der alle Novitäten unserer Verlage (wie bei den Individualvorschauen) in einer Vorschau zusammengefasst sind.
Das individuelle Sortieren und Priorisieren für unsere Kunden ist eine Funktion, die die gedruckte Vorschau nicht bieten kann. Diese hält sich immer an die vom Verlag festgesetzte Dramaturgie, die aber nicht immer für jeden Kunden gleichermaßen gelten muss. Für Buchhändler mit Spezialsortiment gelten vielleicht andere Bücher als Spitzentitel als für solche mit allgemeinem Sortiment und so kann man die Novitäten verlagsübergreifend in der Reihenfolge aufbereiten, die bei dem jeweiligen Händler sinnvoll ist.
Zudem spielt die Aktualität eine große Rolle: Die Daten sind (sofern vom Verlag korrekt gepflegt) immer auf dem aktuellsten Stand - im Gegensatz zu Print-Vorschauen oder diversen Excel-Listen, mit denen wir zuvor gearbeitet haben. Wenn sich Erscheinungstermine verschieben oder sich Cover oder Preise ändern, bietet VLB-TIX für uns als externe Vertriebsabteilung, die nicht im Verlag sitzt, ein super Informationstool.
Gerade für unabhängige Verlage wie die unseren bietet sich in vlbTIX die Chance, durch gut gepflegte Metadaten genauso sichtbar zu sein wie die großen Konzernverlage. Als Premiumverlage können wir unsere Titel mit Bühnen, Verkaufsargumenten, Referenztiteln, Videos, etc. anreichern und so für einen gleichermaßen professionellen Auftritt bei VLB-TIX sorgen.
Und es gilt nach wie vor: Nur was gefunden wird, wird gekauft; nicht nur im Internet, sondern auch im stationären Handel. Wenn zukünftig Buchhändler in VLB-TIX für einen Thementisch zum Thema „Yoga“ bibliographieren, der in einem bestimmten Monat stattfinden soll, kann sich der Buchhändler exakt die Novitäten, die bis dahin erschienen sind, auf einen Blick anzeigen lassen und muss nicht diverse Vorschauen wälzen (von denen die Hälfte dann gerade nicht auffindbar ist). So stößt er auf Titel, die er über die Suche in den Print-Vorschauen nicht gefunden hätte und kann auch Bücher von Verlagen entdecken, bei denen er vielleicht nicht danach gesucht hätte.
Mit der "geheimen Titelmeldung" können wir frühzeitig auch schon die Titel den Händlern zugänglich machen, die noch nicht offiziell gemeldet sind und z. B. schon mal einen Coverentwurf online stellen, zu dem wir uns dann bei einzelnen Händlern Rückmeldungen einholen können. Wäre es nicht super, wenn man sich in VLB-TIX als Verlag zukünftig mittels eines Bewertungssystems für Buchhändler direkt Feedback zu Covern, Titelformulierungen oder Preisgestaltung einholen könnte?
Auch die Zusammenarbeit mit der Technikabteilung von VLB-TIX funktioniert super und alle - Buchhändler wie Verlage - haben die Möglichkeit, Ideen und Anregungen einzubringen und das System mitzugestalten. Ich hätte mir zu meiner Zeit als Buchhändlerin ehrlich gesagt so ein Tool wie VLB-TIX gewünscht, in dem alle Vorschauen auf einen Blick zu finden und auch von daheim aus zu bearbeiten sind! In immer mehr Städten gründen sich VLB-TIX-Stammtische zum gegenseitigen Austausch, und oft sind die Mitarbeiter von VLB-TIX dort auch selbst vor Ort. Das ist doch eine tolle Chance, die wir alle nutzen sollten!
Wenn Claudia Graßl schreibt: »Für uns ist VLB-TIX als verlagsübergreifende Plattform ideal, um für die Buchhändler themenbezogene Einkaufsempfehlungen aufzubereiten«, dann hat sie wohl für ihre Art von Verlagen recht. Aber genau hier offenbart sich doch der beachtliche Unterschied zwischen literarischen und Sachbuchverlagen. Bei Verlagen und bei Büchern, die klar benennbare Themen zum Gegenstand haben, leuchtet das ja ein. Aber nach literarischen Büchern lässt sich doch nicht wirklich erschließend über »Themen« suchen!
Auch Romane lassen sich an äußerlichen Daten verorten, aber die spielen doch eine ganz andere Rolle als bei einem Koch- oder Yoga-Buch. Suche ich den »Zauberberg« unter »Lungenkrankheit« oder den Tanz der Tiefseequalle« unter »Tanz« und »Meerestiere«? Gewiss kann man nach Autoren suchen; bekannte Namen von Thomas Mann bis Sebastian Fitzek sind da hilfreich, aber wie kommen Buchhändler auf die Spur etwa einer Stefanie Höfler? Da braucht es doch das Gespräch mit dem Vertreter und dessen atmosphärische Vorbereitung. Daher geht die Sorge, dass die Bestseller-Autoren noch »bester« werden und die (noch) unbekannten unentdeckt bleiben, auch die Programm-Macher an.
Es geht nicht um Beharrer gegen Modernisierer. Gewiss kann und sollte man an ellenlangen Imponierseiten in den Vorschauen sparen. Aber Jochen Thomas-Schumanns Liebeserklärung an das Papier ist keine Nostalgie – diese Liebe hat eine reale und funktionale Basis. Vielleicht kommen wir so besser weiter: „Analyse und Austausch mit allen Beteiligten first - Digitalisierung second“.
Ulrich Störiko-Blume
Wir sind gerne bereit, darüber hinaus auch VLB-TIX zu pflegen, das ja durchaus Vorteile bietet und eine gute Ergänzung sein kann. Aktuell sind wir allerdings in der Situation, dass Verlage sich auf Zuruf im Wesentlichen eines großen Buchhandelsfilialisten unter Zugzwang gesetzt sehen, Premiumkunden bei VLB-TIX zu werden, weil unsere Programme dort sonst vermeintlich demnächst nicht mehr vorkommen – aber gleichzeitig ist es nicht der Buchhandel, sondern ausschließlich wir Verlage, denen dafür eine nicht unerhebliche Gebühr berechnet wird. Wir möchten den Buchhandel nicht schlechter stellen, finden aber diese Ausnutzung von Marktmacht seitens unseres gemeinsamen Börsenvereins nicht in Ordnung.
der beitrag von jochen schumann spricht mir aus dem herzen und ganz ebenso aus dem hirn!!! ich bin in GÄNZE seiner meinung!
er stellt punktgenau die richtigen fragen! ... - liefert eine schlüssige argumentation! ... - das ganze mit dem notwendig großen blick und ohne kleinliches (persönliches) jammern!
die ZAHLENDEN börsenvereinsmitglieder müßten sich verstärkt gegen die offenbar geschmiedete unheilvolle allianz gehör verschaffen und stärker ihre stimme erheben... vor allem, weil TIX für die absolute mehrzahl der buchhandlungen überhaupt kein thema ist und auch nicht wirklich sein wird (in meinem reisegebiet spricht man nicht einmal ´drüber)!
der beitrag von claudia graßl erscheint mir viel zu einseitig und durchschaubar mundgerecht geschrieben, so daß ich mich des gefühls nicht erwehren kann, daß selbiger GENAUSO betsellt wurde... - sorry, schlicht unglaubwürdig.
torsten spitta
Dirk Eberitzsch
Die Eselsohren in der Vorchau sind es Jutta Leimbert. Danke!
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