Überhaupt wird hier immer gesucht. Vor allem die Freunde, denn die Freundschaft wird äußerst wichtig genommen. Allerdings liegt zwischen Freundschaft und Gemeinheit oft nur die bewusstlose Sekunde zwischen Vollrausch und Kater. Und immer verpasst man sich, verliert sich im Nirgendwo von Zeit und Raum und jeder Art von Rausch. Wodka ist ein gutes Mittel für und gegen Verzweiflung, und eine Ursache dafür, dass man die anderen gründlich missversteht und sich die Realität zunehmend entfernt - geradewegs nach Westen. Der Westen ist ein Sehnsuchtsort, aber die Vorstellung davon ist sicher ein mindestens ebenso großes Missverständnis wie die Radiosendung über eine Popband namens Depeche Mode - das ist irgendwie nichts, was wir kennen.
Dieses Roadmovie ist tragisch, aber in den herrlich ausschweifenden Dialogen durchsetzt von Radioknarzgeräuschen und Marxismusdiskussionen auch urkomisch.
Serhij Zhadan: »Depeche Mode«. Roman. Suhrkamp, Frankfurt 2007, 246 S., 10 Euro
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