Die Sonntagsfrage

„Die drei ???" als 3D-Hörspiel, wie funktioniert das, Frau Breitsameter?

24. November 2017
Redaktion Börsenblatt
Wie man Hörspielen einen 3D-Klang verpasst, weiß Prof. Sabine Breitsameter. Sie hat sich mit ihrem Team an die Kultserie "Die drei ???" gewagt - und berichtet in der Sonntagsfrage vom Projekt.

Moderne 3D-Audiotechnologien machen es möglich, Klänge dreidimensional im Raum zu verorten und zu gestalten. Darin liegt natürlich großes Potential. Eine kommerzielle 3D-Hörspielproduktion ist jedoch längst keine Routine. Wir, das Team des Soundscape & Environmental Media Lab der Hochschule Darmstadt, befassen uns seit fünf Jahren mit der Produktion von 3D-Audio Inhalten und präsentieren die zum Teil preisgekrönten Ergebnisse unserer Arbeit und Forschung in diesem Bereich regelmäßig auf internationalen Symposien, Konferenzen und Festivals.

So wurde Markus Schäfer von Ho3rraum Media während des internationalen Fulldome Festivals in Jena auf uns aufmerksam und es entstand die Idee, im Rahmen eines gemeinsamen Lehrforschungsprojektes die gestalterischen Möglichkeiten de 3D-Hörspielinszenierung noch weiter auszuloten. Eine Kult-Hörspielserie wie „Die drei ???“ als 3D-Hörspiel zu inszenieren ist eine spannende Aufgabe – aber auch eine große Herausforderung. Einerseits haben die Fans eine sehr genaue Vorstellung von dem, was sie erwarten. Andererseits verspricht 3D-Audio ein Hörerlebnis der Extraklasse. Wir haben daher ein 3D Konzept entwickelt, das die vertraute Ästhetik in ein neues, sinnlich erfahrbares und dabei plastisches Hörerlebnis überführt. Wir wollten den Hörspiel-Szenen so richtig Leben einhauchen.

Besonderes „Ohrenmerk“ haben wir auf die Plastizität der Inszenierung gerichtet, also darauf, dass die Klänge wirklich körperlich-räumlich wahrnehmbar sind. Die ersten, entscheidenden Schritte sind jedoch Auswahl und Überarbeitung der Skripte: welche Geschichten bieten geeignete Schauplätze und Handlungen und wie können diese akustisch interessant und ansprechend in Szene gesetzt werden? Welche Perspektiven können mittels 3D-Audio erlebbar gemacht werden? Mit Klanglandkarten („Soundmaps“), haben wir das Skript für die 3D-Audio-Inszenierung so ergänzt, dass die Schauplätze in ihrer klanglandschaftlichen Gestalt konkretisiert wurden: Wo befindet sich was? Wer bewegt sich wohin? Welche räumlichen Gegebenheiten werden von der jeweiligen Szene gesetzt? Aber auch: Welche Klänge sind charakteristisch für „Die 3 ???“ und die jeweiligen Schauplätze?

Die Klanglandkarten und Moodboards lieferten wertvolle Hinweise auf akustische Details, die dramaturgische Funktionen erfüllen oder eine Szene besonders lebendig wirken lassen können. Schließlich sind es die akustischen Details, die das Geschehen überzeugend wirken lassen und eine akustische Welt vermitteln, die nicht als künstlich oder fremd empfunden wird. So sind die Hintergrundgeräusche bei dem 3D-Hörspiel definierter, als bei den Stereoproduktionen von den „Drei ???“, wo Geräusche schon aus Gründen der Sprachverständlichkeit eher in den Hintergrund treten: Was zwischen zwei Lautsprechern, dicht und überladen wirkt, erscheint bei entsprechender Verräumlichung erst lebendig. Die Produktion eines 3D-Hörspiels ist von daher durchaus aufwendig – aber lohnenswert, wie sich ja bereits am Erfolg der ersten Staffel zeigt.

Die Planetarien als Spielstätten bieten die besten Voraussetzungen für derartig immersive Inszenierungen, in die der Hörer voll und ganz eintauchen kann. Eine Herausforderung lag deshalb auch darin, eigene Hörgewohnheiten, die ja überwiegend von frontalen Hörerfahrungen geprägt sind, kritisch zu reflektieren und - wo nötig- über Bord zu werfen.

Für die praktische Umsetzung mussten wir Herangehensweisen entwickeln, die so in keinem Lehrbuch stehen: Von der Positionierung der Mikrofone bis hin zum spezifisch justierten Mischungsverhältnis der Klangmaterialien. Die Geräusche und Atmos haben wir selbst hergestellt, teils innerhalb, teils außerhalb unserer Studios. Gemäß unseren Klangkonzepten haben wir die Szenen mittels der SpatialSound Wave Software verräumlicht und in Bewegung gesetzt. Dabei arbeiteten wir stets eng mit unseren Partnern von Ho3rraum Media, Sony Music und dem Primetime Studio in Hamburg zusammen. Wir sind natürlich stolz, dass eine vollständige Szene, die von unserem Team produziert wurde, in der Folge „Die schwarze Katze“ zu hören ist (3D-Audio-Realisierung: Phillip Boß, Ben Briggmann, Marieke Czogalla, Paris Liamis, Natascha Rehberg, Phillip Schober, Krystian Sciesinski; Produktionsassistenz: Natascha Rehberg; Produktionsdramaturgie und Studioleitung: Prof. Sabine Breitsameter, Hochschule Darmstadt/Soundscape- & Environmental Media Lab des FB Media/Institut für Kommunikation und Medien).