"Der durch die türkischen Behörden betriebene Auslieferungsanspruch hat allein mit der kritischen Haltung von Doğan Akhanlı gegenüber dem Erdoğan-Regime zu tun", ist sich die PEN-Präsidentin Regula Venske sicher. Hinzu komme sein sein zivilgesellschaftliches Engagement für Menschenrechte, sein Einsatz "für das Erinnern an den Genozid an den Armeniern ebenso wie für einen Dialog zwischen Deutschen, Türken und den von Erdogan jetzt pauschal inkriminierten Kurden".
Der in Köln lebende Doğan Akhanlı, der 1991 als politischer Flüchtling nach Deutschland kam, besitzt allein die deutsche Staatsbürgerschaft. Akhanlı wurde am 19. August in Granada festgenommen. Den Auslieferungsantrag begründete die türkische Regierung laut PEN mit dem Vorwurf auf "Mitgliedschaft in einer bewaffneten terroristischen Vereinigung". Bereits 2010 sei Akhanlı stand der Autor in der Türkei vor Gericht, war aber freigesprochen worden, die türkische Staatsanwaltschaft nahm jedoch das Verfahren 2013 erneut auf. "Der deutsche PEN ist unverändert der Überzeugung, dass diese Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehren", so die Mitteilung.
PEN fordert Ausreiseerlaubnis
Für das PEN-Zentrum sei es nicht nachvollziehbar, warum die Madrider Richter Akhanlıs Ausreise untersagen. Doğan Akhanlı dürfe Spanien vorerst nicht verlassen und sei verpflichtet, sich einmal pro Woche bei der Polizei zu melden. Innerhalb von 40 Tagen müssen die türkischen Behörden nun ihren Auslieferungsantrag begründen, die spanischen Behörden ihn dann erneut prüfen. "Das juristische Verfahren geht also weiter", so Akhanlıs Anwalt, Ilias Uyar, in der PEN-Mitteilung.
Sigmar Gabriel: "Ich habe vollstes Vertrauen in die spanische Justiz"Der deutsche Außenminister sagte nach der Freilassung von auf der Website seines Ministeriums: "Ich freue mich, dass Dogan Akhanli wieder auf freiem Fuß ist. Es wäre schlimm, wenn die Türkei auch am anderen Ende Europas erreichen könnte, dass Menschen, die ihre Stimme gegen Präsident Erdogan erheben, in Haft geraten würden. Ich habe vollstes Vertrauen in die spanische Justiz und weiß, dass unsere Freunde und Partner in der spanischen Regierung wissen, um was es geht", so Gabriel. Der Außenminister habe am vergangenen Samstag mit seinem spanischen Amtskollegen telefoniert, informiert das Ministerium.