In dem vom 22. Mai 2017 datierten Schreiben des Thalia Category Management & Purchasing an den Hermann Schmidt Verlag Mainz, das dem Börsenblatt vorliegt, weisen die unterzeichnenden Klaus Ortner und Tom Kirsch auf eine Anpassung der Konditionen als "unvermeidliche Voraussetzung" hin, um dem Verlag "langfristig als Vertriebspartner zur Verfügung stehen zu können". Ortner und Kirsch erwarten, "dass unsere Lieferanten einen adäquaten Beitrag leisten, damit wir Ihre Produkte auch in Zukunft erfolgreich und zu Ihrem Nutzen bundesweit zu unseren Kunden bringen können". Dem Schreiben liegt eine Rechnung für eine Werbekostenzuschuss-Pauschale für die Jahre 2016 und 2017 zuzüglich sieben Prozent Mehrwertsteuer bei.
Thalia rechtfertigt die aktuelle Verlagspost mit dem Argument der Gleichbehandlung: Um alle Lieferanten gleich zu behandeln, würden zu den Werbekostenzuschüssen derzeit Handelspartner kontaktiert werden, mit denen Thalia das Thema noch nicht thematisiert habe. "Man kann verhandeln, seine Kalkulation überprüfen, zusammenkommen oder auch nicht - aber man kannn nicht einfach eine Rechnung schicken und rückwirkend Beiträge erheben", sagte Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs dem Börsenblatt. Schmidt-Friderichs will weder in große und kleine Marktteilnehmer noch in Dependent oder Independent fragmentieren, es gehe um kooperatives oder unkommunikatives Verhalten. "Ein unkooperatives Verhalten können wir uns in unserer Branche nicht leisten", so Schmidt-Friderichs.
Thalia reagiert auf Anfrage lediglich mit einer Erläuterung der Investitionspläne und dem Hinweis auf Gleichbehanlung aller Handelspartner. Hier das Statement von Thalia im Wortlaut: "Wir tätigen große Investitionen in die Weiterentwicklung unseres Geschäftsmodells, um die kanalübergreifende Vermarktung unseres Sortiments nachhaltig zu sichern und die bei uns angebotenen Produkte unserer Lieferanten bestmöglich und reichweitenstark zum Kunden zu bringen. Gleichzeitig sehen wir uns, wie der gesamte Einzelhandel, mit stetig steigenden Kosten konfrontiert, sodass eine hohe Effizienz, auch in Bezug auf die Warenbeschaffung, unabdingbar ist. Um alle Lieferanten gleich zu behandeln, kontaktieren wir hierzu derzeit Handelspartner, mit denen wir dies bislang noch nicht thematisiert haben."
Zur Anzahl der Verlagsadressaten gibt Thalia keine Auskunft.
In welchen Fällen Verlage zahlen müssen, fasst Adil Al-Jubouri von der Rechtsabteilung des Börsenvereins zusammen: "Grundsätzlich ist das als Werbekostenzuschuss zu zahlen, was vertraglich vereinbart ist. Waren also für die Jahre 2016 und 2017 bestimmte Beträge vereinbart, dann gelten die. Es ist - ohne dass das gegebenenfalls im Rahmen einer 'Anpassungsklausel' vereinbart worden ist - nicht möglich, Konditionen einseitig und rückwirkend zu verändern". Der Sachverhalt können allerdings nicht abschließend juristisch beurteilt werden, da der Rechtsabteilung die vertraglichen Beziehungen zwischen Thalia und seinen Partnern nicht bekannt seien.
Sehr schön gesagt; aber auf eine öffentliche Rüge des Börsenvereins dürfen wir wohl lange warten. Man wir dem größten Beitragszahler wohl kaum ans Bein pinkeln. Vor allem nicht bei der derzeitigen Entwicklung ( siehe dazu "Irgendwann geht es ans Eingemachte" Artikel vom 01.06. http://www.boersenblatt.net/artikel-interview_mit_boersenvereins-schatzmeister_matthias_heinrich.1320679.html) .
Ich wünsche mir eine Prüfung durch die Preisbindungstreuhänder und dann, gegebenenfalls rechtliche Schhritte, sollte gegen das BuchPrG verstoßen werden.
Allen betroffenen Verlagskollegen wünsche ich starke Nerven. Und mal ganz ehrlich, auf die A-Listen mit definierten Regal- und Tischplätzen schaffen es die wenigsten; am Ende wird eh bestellt, ob WKZ bezahlt oder nicht.
ich finde es nicht sonderlich branchenhygienisch, wenn Interviews meinerseits als Schatzmeister gegen Posts und Meldungen im Netz angerechnet werden.
Um ehrlich zu sein, es kotzt mich an!!!
Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möchten wir den Mitgliedern dienen, und zwar allen. Da wird niemand ausgeschlossen und niemand präferiert.
Unabhängig vom Beitragsaufkommen.
Ebenso finde ich es nicht hilfreich, wenn wir vor den aktuellen Diskussionen um Deal, Monopolkommission und anderen Themen hier individuelle Konditionen diskutieren.
Egal, ob man das Verhalten von Thalia goutiert, das müssen die Branchenteilnehmer untereinander ausmachen und ganz bestimmt nicht in die Öffentlichkeit tragen.
Manches, was oben kommentiert wurde, kann ich unterschreiben.
Aber, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, denkt nach und überlegt Euch, wie die Posts außerhalb unserer Branche bei Anspruchsgruppen gewertet werden können und welches Gehör sie bei Dritten finden.
Wer schreibt, der bleibt. Und das auch im Branchenumfeld!
Beste Grüße - Matthias Heinrich
und wie bitte sollen wir denn debatten führen, wenn nicht unter Zuhilfenahme bisher öffentlich gesagten? Was ist daran zum Kotzen, wenn ein Interview, dass Sie öffentlich geben, auch öffentlich diskutiert und in einem Kontext als Information angeboten wird? Wie findet denn bitte Ihrer Meinung nach die Bildung einer solchen statt? Hinter vorgehaltener Rolltreppe, äh, Hand und unter Ausschluss allen bisher zum Thema gesagten? Bravo!
ich erwartete einen Shitstorm auf meine Reaktion, aber so schnell.
Schön, dass das Börsenblatt so genutzt wird, perfekt.
Ohne jede Häme, und sicher kein Danke für Ihr Bravo. Aber: Es gibt keine Relation zwischen Der Höhe von Beiträgen und Einflussnahme. Und der BöV ist darüberhinaus kein Mediator zwischen den Mitgliedern, sondern Vertreter der ganzen Sparten. Ich will die Diskussion jetzt nicht weiter ausführen, das zerfasert nur. Aber bitte respektieren Sie, dass weder mein Vorstandskollege Matthias noch ich individuelle Interessen vertreten, sondern der Branche ein Gesicht geben. Dann ein branchenweites Interview in den Kontext einer WKZ-Geschichte zu stellen, das hat schon eine gewisse Unhygiene, denn beides hat überhaupt nichts miteinander zu tun. Mag sein, dass ich den digital Natives in Ausdrucksformen im Netz nicht mehr gewachsen bin, deshalb noch einmal trottelig wie Anfang des 21. Jahrhunderts: Es gehört nicht jede Duskussion ins Netz, schon gar nicht bei böbla.net. Macht ruhig so weiter, aber das ist nicht produktiv. Wenn die Branche ggf. in der Gesellschaft trotz Ihrer berechtigten Priviligien ins Abseits grätscht, dann weil wir uns selbst in der Öffentlichkeit zerfleischen.
Schönes WE - Matthias Heinrich
In der Sache: natürlich ist das Böbla nicht der beste Ort und Sie meinen eine Diskussion hier sei nicht "produktiv" - den Eindruck habe ich auch, aber welche Alternativen sind denn im Angebot? Und warum darf eine wesentliche Interessensgruppe die Vertretung der ihrigen nicht auch öffentlich fördern und diskutieren? Dass der Verband hier in keiner Mediatorenrollw ist, Entschuldigung, das sehe ich anders. Ich schlage das mal eben nach, Moment.
Auch Ihnen ein schönes pluralistisches Wochenende!
der Auslöser der Diskussion wird sich über euch köstlich amüsieren. Auf einmal ist eure Auseinandersetzung im Vordergrund und nicht mehr das Verhalten von Thalia.
Halten wir fest: Dies ist brutalster Verdrängungswettbewerb.
Auf Kosten des breiten Sortiments.
Da hilft keine leerlaufende Empörung, die morgen vergessen ist.
Wir müssen handeln.
Es galten mal die 50 %. Sie werden ausgehöhlt durch unlautere Boni, verlogene WKZ, sogar Umbauzuschüsse und sonstwas.
Wenn es nicht so schamlos wär, wär's lächerlich: Der Größte hat kein Geld und verlangt alternativlos Zuschüsse für Investitionen. Damit er die Kleinen plattmachen kann.
Ich schlage vor:
1. Die Verlage machen eine öffentliche Unterschriftenaktion:
"Ich gebe niemals mehr als 50 % Rabatt."
Selbst schaffe ich das nicht als alter 1-Mann-Unternehmer. Findet sich ein Volontär, der eine Rundmail an alle Verlage schickt und den Rücklauf notiert, der dafür ein Weilchen freigestellt wird?
Ist es eine Illusion, dass die Holtzbrincks und Bertelsmänner und tutti quanti mit den Kleinen gemeinsam zu fairen Handelsbräuchen zurückkehren könnten?
Zumal absurderweise alle wissen: Die Zuschüsse bringen null Mehrumsatz!
Dann werden wir sehen, wer das nicht unterschreibt.
2. Die Buchhändler machen das gleiche: "Wir verlangen nie mehr als 50 %."
3. Dann erzählen wir das den Medien und unseren Lesern: Wie die flächendeckenden Ketten die unabhängigen Verlage und kleinen Konkurrenten immer weiter vom Markt drücken wollen.
Jedes Prozent, das nach oben verteilt wird, fehlt unten.
Soll die machiavellistische Ausübung von Markmacht uferlos steigen, oder kann sie durch Regeln ordentlicher Kaufleute begrenzt werden?
Mit hoffnungsvollen Grüßen
Vito von Eichborn
volle Zustimmung! Die 52,5 Prozent schmerzen kleine Verlag schon SEHR!
Beste Grüße
isb-Fachverlag Lesen und Rechtschreiben
Wer pleite geht, verschwindet - das nennt man Bereinigung und kann nicht anders sein.
Es geht darum, ob in der gesamten Buchhandelsstruktur nur noch das gnadenlose Catch-as-catch-Can auf offener Wildbahn als einziger Maßstab gilt.
Wenn das so ist - sollte man's offen aussprechen.
Ob nicht gleiche Chancen für alle gelten sollten. Ob die Rücksichtslosigkeit von Marktführern den Mittelstand immer weiter aushöhlt. Ob nicht grade die Konzerne nicht nur eine Verpflichtung, sondern ein eigenes Interesse an der Branchenvielfalt haben.
Kurz: Ob die grö0te Sau ein Recht auf die meiste Kohle hat.
Oder ob nicht doch ein kleines bisschen Anstand zu unserem Beruf in dieser doch immer noch liebenswerten Bücherwelt gehört.
Und darum, ob jeder auf Kosten der anderen sein Süppchen kocht - oder ob so ein altmodisches Wort wie Solidarität gegenüber offenem Missbrauch von Macht noch Wirkung haben kann.
Wer schreibt die Verlage für die Unterschriftensammlung an?
Welche Verleger von großen Verlagen machen den Anfang und sagen: Diesen Verdrängungswettbewerb über Konditionen mache ich nicht mit?