Neueröffnung: "Never Stop reading" in Zürich

Kultur lebt vom Kontrast

18. April 2017
von Börsenblatt
Seit dem 6. April hat Zürich eine neue Buchhandlung: „Never Stop Reading“ heißt der Buchladen in der Spiegelgasse 18. Das Team wird hier künftig ein breites Spektrum an internationalen Büchern zu Architektur, Fotografie, Kunst und Design führen, ebenso wie eine kleine Auswahl an Belletristik, Kinderbüchern und English Books. 

An die neue Adresse im Zürcher Niederdorf kamen zur Eröffnung mehr als 100 Interessierte – nicht nur aus der Buchbranche, sondern auch Architekten, Gestalter und Kulturschaffende.

Die Eigentümer der unabhängigen Buchhandlung stammen aus dem Umfeld der Zürcher Verlage Scheidegger & Spiess und Park Books. Es sind dies die Gebrüder Meili, Mehrheitsaktionäre bei Scheidegger & Spiess, der Anwalt Andi Hoppler, Verwaltungsrat beider Verlage, und Thomas Kramer, deren Geschäftsführer. 

Die Idee hinter dem Projekt sei nicht, einen Showroom für Titel aus dem eigenen Verlag zu etablieren, so Thomas Kramer, Verleger von Scheidegger & Spiess sowie Park Books, der auch Präsident des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands ist. „Im ‚Never Stop Reading‘ wird es eine breite Auswahl internationaler und Schweizer Titel geben – die Buchhandlung soll Genuss und Einkaufserlebnis vermitteln“. Das sicherzustellen ist künftig die Aufgabe von Nora Schwyn, die die Leitung der Buchhandlung übernommen hat. Schon am Eröffnungsabend erteilte sie freudig Auskunft über das Sortiment und bediente nebenher die Kasse. Schwyn ist seit Langem im Buchhandel tätig, zuletzt mehrere Jahre in der Buchhandlung „sec52“ in Zürich.

Am Eröffnungsabend waren noch nicht alle der mehr als 3.000 Bücher ausgepackt, aber das tat Ambiente und Charme der neuen Verkaufsfläche keinen Abbruch. Über die ganze Länge des Ladens ziehen sich schlichte, schwarze Regale; im Raum verteilt stehen mobile sechseckige Rollelemente, die als Thementische dienen. Durch ein großes Oberlicht und geschmackvolle Deckenlampen wirkt der schlauchartige Raum hell und einladend, und die schönen Bodenfliesen kommen optimal zur Geltung. Im hinteren Teil sind die mit Kacheln getäfelten Wände (Schweizerdeutsch: „Plättli“) erhalten geblieben, die noch am ehesten die einstige Nutzung des Ortes als Metzgerei erahnen lassen.

Dieser Teil des Ladens, der vormals nur als Lager diente, wurde neu erschlossen und dient nun als Ausstellungsfläche – zum Start hängen hier Fotografien von Roger Wehrli. Weitere Ausstellungen, zum Beispiel „Ernst Scheidegger: Künstlerporträts und Reportagen“, und begleitende Lesungen und Diskussionen sollen folgen. 

Der Name der Buchhandlung hat am Eröffnungsabend für Diskussionen gesorgt. Die wichtigsten Erkenntnisse: Die Buchhandlung hat weder etwas mit der Kunstbuchmesse „I never read“ in Basel zu tun, noch mit dem Laden „Do you read me?“ in Berlin, der eine große Auswahl internationaler Magazine vorhält. Auch der Vergleich mit der Buchhandlung  „Krauthammer“ – nicht nur wegen des ähnlichen Sortiments, sondern auch der wegen der einstigen räumlichen Nähe – kam am Abend immer wieder auf. Die ehemalige Kult-Buchhandlung ist allerdings bereits im Jahr 2001 unter das Dach von Orell Füssli gewandert und existiert seit dem de facto nicht mehr. Ein Besucher sagt dazu: „Das wäre, als ob man für einen neuen Club das Studio54 als Referenz heranzieht. Krauthammer gibt es schon zu lange nicht mehr“. Die neue Adresse dagegen wird für ihn sicher ein Stop beim nächsten Zürich-Stadtbummel sein. Never stop reading, but always make a stop here!

Raphaela Sabel, Redaktionsleiterin des “Schweizer Buchhandels”