Ein Umsatzrückgang von fast 23 Prozent im Kinder- und Jugendbuch – was ist denn da passiert? Der Blick in die aktuelle Umsatzstatistik der Branche ist im Monat März besonders unerfreulich, aber gerade bei der Literatur für den Nachwuchs gut zu erklären: Im Vorjahr verteilte der Osterhase schon Ende März Geschenke – während die Nester diesmal erst Mitte April gefüllt werden.
Das drückt die Branchenzahlen für den vergangenen Monat kräftig nach unten. Über alle Vertriebswege hinweg meldet Media Control im Rahmen der neuen Kooperation einen Umsatzrückgang von 9,1 Prozent, neben dem Kinder- und Jugendbuch musste auch die Belletristik Umsatzeinbußen in zweistelliger Größenordnung hinnehmen (gut 11 Prozent).
Betrachtet man nur den Sortimentsbuchhandel, dann vergrößert sich die Umsatzlücke zum Vorjahresmonat auf 11,3 Prozent. Das Kinder- und Jugendbuch verlor hier fast ein Viertel seiner Umsätze (minus 24,5 Prozent) – was deutlich zeigt, wie stark sich das Ostergeschäft in den Zahlen widerspiegelt und welche Rolle das Kirchenfest mittlerweile als Geschenkanlass im stationären Buchhandel spielt. Bei der Analyse nach Editionsformen zeigt sich, dass das Nachfragetief Hardcover und Taschenbuch gleichermaßen trifft – allerdings schneiden die Taschenbücher mit einem Minus von 9,6 Prozent noch etwas schlechter ab (Sortiment: minus 10,9 Prozent).
Die schlechten Märzzahlen verhageln der Branche auch die erste Quartalsbilanz: Kumuliert ergibt sich über alle Absatzkanäle hinweg ein Umsatzminus von 4,5 Prozent, bezogen allein auf den Sortimentsbuchhandel sind es sogar 6,5 Prozent.
Nur eine einzige Warengruppe kann in den ersten drei Monaten des Jahres mit einem Zuwachs punkten: Bücher zu Sozialwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftsthemen verkauften sich etwas besser als im ersten Quartal 2016 (plus 3,2 Prozent, nur Sortimentsbuchhandel: plus 1,3 Prozent).
Durch die Talfahrt im März fällt das Kinder- und Jugendbuch auch in der Zusammenschau für das erste Vierteljahr am tiefsten – auf ein Minus von 10,4 Prozent im gesamten Buchhandel (nur Sortiment: minus 12,9 Prozent).
Der März ist allerdings nicht der einzige Grund für das Quartalsminus: Während der Januar mit einem Plus von 2,4 Prozent (Sortiment: plus 0,4 Prozent) noch für einen hoffnungsvollen Jahresauftakt sorgte, so trübte sich die Stimmung schon im Februar kräftig ein. Der Monat bescherte der Branche Einbußen von 6,7 Prozent (Sortiment: minus 7,9 Prozent), hatte jedoch auch einen Verkaufstag weniger als im Vorjahr. Der März brachte jetzt den zweiten deutlichen Durchhänger in Folge. Da hilft nur: abwarten und auf einen April mit vielen kurzentschlossenen Kunden in Osterkauflaune hoffen.
Sie haben recht – die Marktforschung des Börsenvereins in diesem Bereich zielt auf die repräsentative Gesamtmarktanalyse ab. Das ist erklärter Willen und Auftrag der Mitglieder. Bislang ist uns keine Kritik diesbezüglich – abgesehen von Ihrer – zu Ohren gekommen. Eine Analyse auf Ebene von Einzelunternehmen oder Größenklassen können wir aus diesen Daten nicht bieten. Im Übrigen werfen wir nichts in einen Topf: Die einzelnen Vertriebswege und Händlergrößenklassen, die in die Stichprobe einfließen, werden natürlich gewichtet, die Gesamtmarktanalyse ist damit also repräsentativ.
Aus diesem Grund bieten wir in Kooperation mit dem Institut für Handelsforschung den Jahresbetriebsvergleich an – machen Sie dort schon mit? Über den Betriebsvergleich erhalten Sie Benchmarks zur Unternehmensgröße, Mitarbeiteranzahl, Standort, Schwerpunkt bis hin zum bis zum durchschnittlichen Bonumsatz pro Einkauf.
Viele Grüße
Jana Lippmann
es ist traurig und bezeichnend, wie Sie eine jahrelange Problematik und die dazugehörende Diskussion unserer Branche leugnen. Das zeigt auch, wie unser Verband, u.a. die Leiterin des entsprechenden Stabsbereichs, bezüglich dieser Thematik einen großen Teil seiner Mitglieder ignoriert. Meine Kritik ist ganz und gar nicht die einzige Kritik. Das Vorgehen des Branchenverbands bei dieser Thematik steht schon jahrelang in der Kritik. Hier nur ein paar Beispiele für Sie:
Aus der Buchmarkt Kolumne Beckmann kommenziert vom 29.11.14:
Warum macht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seiner Marktforschungsabteilung keine stringenteren Vorgaben im Sinne und zu Diensten seiner Mitglieder?
Was hat das, ganz konkret, mit unserer Frage zu tun? Sehr viel, leider. Denn, wie sich auf Anfrage in Frankfurt herausstellt, ist es so, dass der Branchenmonitor die freien, selbständigen, unabhängigen, Inhaber-geführten Geschäfte unter seinem Begriff vom „stationären Buchhandel“ bzw . „Sortimentsbuchhandel“ mit den Großfilialisten in ein und denselben statistischen Topf wirft.
Wer die deutschen und die internationalen Branchendebatten der letzten zwei Jahrzehnte verfolgt hat, weiß, dass so ein Ineinander-Gemenge einfach nicht geht. Auch bei uns haben die Großfilial-Konzerne sich als Erzfeinde der klassischen Buchhändler erwiesen – vor Amazon. Und wenngleich sie selber unbestritten wichtige Dinge leisten, die von kleineren lokalen Geschäften oft nicht erbracht werden können – die ganz speziellen Leistungen der echten Sortimentsbuchhandlungen, die sie ruiniert, übernommen oder verdrängt haben, vermögen sie nie und nirgends zu ersetzen. Unabhängige Buchhandlungen und Großfilialisten gehören deshalb statistisch auseinanderdividiert.
(Quelle) http://www.buchmarkt.de/kolumne/wie-sieht-die-entwicklung-im-stationaren-deutschen-buchhandel-wirklich-aus-die-statistischen-zahlen-des-branchenmonitor-buch-liefern-leider-keine-brauchbaren-belege-fur-ein-signifikantes-wiedererstark/
Aus dem buchreport Nr.48 vom 1.12.16:
Wie genau bilden die Hochrechnungen der Marktforscher die Verkaufswirklichkeit draußen im Lande ab? Diese Frage war in den vergangenen zwei Jahren vor allem bei Verlagstreffen ein oft
auch emotional diskutiertes Thema.
(Quelle) http://static.onleihe.de/content/harenberg/20161124/br_express_48_2016/vbr_express_48_2016.pdf
buchreport online 22.2.16:
Abweichungen zwischen den jeweiligen Hochrechnungen haben in der Branche für Irritationen gesorgt und zur Forderung, auf Datenexklusivität zu verzichten und damit die zugrunde liegenden Panel auszugleichen.
(Quelle) https://www.buchreport.de/2016/02/22/auch-daten-aus-warenhaus-und-bahnhof/
bbl online 12.11.15:
Bessere Marktforschung als Motor der Branche
Der Ausschuss für den Zwischenbuchhandel ist ein Ausschuss der klaren Worte – daran hat sich nach den Neuwahlen nichts geändert. Diesmal standen große und einige kleinere Themen auf dem Programm, unter anderem die Marktforschung in der Branche....
(Quelle) https://www.boersenblatt.net/artikel-sitzungswoche_im_boersenverein__ausschuss_fuer_den_zwischenbuchhandel_.1046959.html
Auch in diversen Büchern ist die Problematik nachzulesen, z. B. in:
Anke Vogel, Der Buchmarkt als Kommunikationsraum
oder
Emrich Kerstin, Konzentration im Sortimentsbuchhandel
u. v. a. m.
Als Fachfrau können Sie mir dann zu Schluss noch sagen, wo der erklärte Wille und Auftrag der Mitglieder zur repräsentativen Gesamtmarktanalyse festgelegt wurde und wo das ganze nachzulesen ist?
Viele Grüße Robert Weigut
erklärter Wille der Mitglieder war, dass es überhaupt wieder eine repräsentative Marktanalyse – ausgehend von einem repräsentativen Panel – gibt. Das war nämlich über ein Jahr nicht der Fall und um diesen Umstand und diese Debatte dreht sich auch der Großteil der von Ihnen angeführten Links.
Schon letztes Jahr im Januar hatte z.B. die AG Publikumsverlage einen Ausweg aus dem „monatelangen Gezerre um die exklusive Erhebung von Daten und einer restlos verfahrenen Situation, in der kein Anbieter wirklich aussagekräftige Zahlen zum Buchmarkt vorlegen konnte“ (https://www.boersenblatt.net/artikel-streit_um_marktforschung.1087209.html) gesucht. Es schloss sich ein Jahr der Verhandlungen und Gespräche an und wir sind sehr froh, nun wieder Daten veröffentlichen zu können und ich vernehme darüber ein Aufatmen aus der Branche. Auch dass es eine getrennte Ausweisung des Sortimentsbuchhandels gibt, war ein großer Verhandlungserfolg. Weitere Tiefen-Analysen sind das originäre Geschäftsfeld der Marktforschungsinstitute, das sie sich nicht von uns aus der Hand nehmen lassen.
Noch einmal: Ich kann wirklich verstehen, dass Benchmarking nach Umsatzgrößenklassen etc. wichtig ist und aus diesem Grund bieten wir wie erwähnt in Kooperation mit dem Institut für Handelsforschung den Jahresbetriebsvergleich an.
Viele Grüße, Jana Lippmann
halten wir mal fest, dass Ihre Aussage, es gebe außer meiner Kritikt keine andere Kritik an der Aussagekraft der Marktforschung nicht stimmt. Ich hatte Ihnen dazu einige Beispiele mit link genannt. Da Sie sich dazu nicht äußern, sondern mir einen link zur Verlegerseite und die wiederholte Aufforderung am Benchmarking teilzunehmen schicken, muss ich davon ausgehen dass an Ihnen jegliche Kritik abprallt, noch schlimmer sie wird ignoriert. Ich hatte Sie gebeten mir etwas Nachlesbares zum erklärten Willen und Auftrag der Mitglieder zur repräsentativen Gesamtmarktanalyse zu präsentieren. Einen Mehrheitsbeschluß oder etwas ähnlich Greifbares. Unser Verband besteht aber zum größeren Teil aus den Buchhändlern. Wann und wo haben die den erklärten Willen geäußert und den Auftrag der Mitglieder zur repräsentativen Gesamtmarktanalyse erteilt?
Der Anlaß für meinen Beitrag war, dass die hier gemachten Aussagen nichts mit den Tatsachen vieler Buchhandlungen zu tun hat, und dass diese Art der Marktforschung kaum Jemand weiterhilft. Außer den Buchhandels-Ketten. Und die machen nicht den größen Teil unseres Verbands aus.
Da der Verband nicht nur aus großen Verlagen und großen Buchhandelsketten besteht und Ihre Marktforschungsabteilung Dienstleister für den Verband sein soll, ist es höchste Zeit mal umzudenken Meinen Sie nicht?
Viele Grüße aus dem Buchhandel sendet Robert Weigut