Wurstwaren, Bäckereibranche oder was im Kunstmarkt? Hauptsache die Idee ist gut. Eines stand für Sandra Latußeck und mich fest: wir möchten ein eigenes Unternehmen aufbauen. Schön, dass wir eine Idee für die Buchbranche hatten. Vor der Gründung von tredition waren wir in der Finanz- bzw. Elektrobranche tätig. Da waren die Menschen nicht so nett und hatten auch nicht so viel Begeisterung für ihr Produkt. 2007 hatten wir einen Artikel in der FAZ gelesen, dass nur jedes 200. bei Verlagen eingereichte Manuskript veröffentlicht wird. Im gleichen Artikel stand die "Worstseller-Liste" der großen deutschen Verlage mit teilweise einstelligen verkauften Stückzahlen. Die Idee war, allen Titeln eine Chance auf dem Markt zu geben – der Leser und nicht das Lektorat entscheidet, was ein vielversprechender Titel ist.
2008 hatten wir bewiesen, dass Autoren die Dienstleistung, die damals noch nicht "Self-Publishing" hieß, annehmen. Also suchten wir Investoren für Wachstum. 2008 war aber die globale Finanzkrise. Da hatten alle seriösen Leute mit Geld andere Sorgen als in Start-ups in einer stagnierenden Branche zu investieren. Wir haben stattdessen viele Scharlatane getroffen, die uns kein Kapital brachten, sondern nur viel gekostet haben. Wir mussten uns also durchbeißen. Das war wahrscheinlich das Beste, was uns passieren konnte. So sind wir bis heute unabhängig.
Seitdem die Buchbranche den Begriff "Self-Publishing", für das was wir machen, gefunden hat, läuft es prima. Wir sind nicht nur für Autoren, sondern auch für Verlage und andere Unternehmen als White-Label-Dienstleister tätig und liefern die technischen Lösungen, ein Self-Publishing-Angebot für Autoren zu betrieben. Die nächsten zehn Jahre werden dennoch nicht weniger herausfordernd.
Self-Publishing wird sich diversifizieren. Neuer Hype ist "Academic Publishing", was aber nichts anderes als Self-Publishing für wissenschaftliche Arbeiten ist. Hier entsteht das, was wir in Zukunft erwarten. Es wird keine Unterscheidung zwischen Verlag oder Self-Publishing getroffen. Ein Begriff, umfasst Publikationen eines Genres bei zwei Arten von Dienstleistern: die,
- die Autoren vorher etwas zahlen (Verlage) und solche,
- die Autoren nach der Veröffentlichung erfolgsabhängig etwas zahlen (Self-Publishing-Dienstleister).
Es ist vergleichbar mit Online-Werbung. Früher zahlte man für Banner und hoffte auf Kunden, heute zahlt man bei Google & Co. für den Klick eines qualifizierten Kunden.
Self-Publishing wird wachsen. Unser Fokus liegt neben unseren Lösungen, ein eigenes Self-Publishing-Angebot zu betrieben auch auf "Buchtalent.de". Anstatt Manuskripte abzulehnen, verweisen Verlage Autoren zur Veröffentlichung an Buchtalent, sind an den Umsätzen beteiligt und behalten Autoren auf ihrem Talent-Radarschirm. Sie können diese dann jederzeit ins eigene Programm übernehmen. Es ist ein Produkt für Verlage und Autoren, die bei klassischen Verlagen publiziert sein möchten. Wir gehen also davon aus, dass klassische Verlage auch zukünftig für Autoren attraktiv sind und auch in zehn Jahren ein fester Bestandteil dieser schönen Buchbranche sind.
"Dienstleistern,
-- die Autoren vorher etwas zahlen (Verlage) und solche,
-- die Autoren nach der Veröffentlichung erfolgsabhängig etwas zahlen (Self-Publishing-Dienstleister)."
Das ist grottenverkehrt in mehrerlei Hinsicht, was Autoren hier aber wissen müßten.
Es gibt Autorenhonorare, mit denen Autoren pauschal abgegolten werden, Honorare auf Erfolgsbasis und manche Verlage zahlen gar kein Autorenhonorar.
Das Autorenhonorar trägt also nichts zur Definition eines Verlags bei.
Verlage bieten Autoren Dienstleistungen an und koordinieren diese. Welche ein Autor in Anspruch nimmt, hängt vom Verlag ab. Klassische Verlage übernehmen die Veröffentlichung eines Werks komplett inklusive Lektorat, Herstellung und Vertrieb, das Risiko übernimmt der Verlag. In "modernen" Verlagen, die sich Self-Publishing nennen, leistet der Autor die meisten Arbeiten selbst (z.B. die Herstellung, Einstellen seines Werks auf eine Internetplattform) und für die vom Verlag bezogenen Leistungen (z.B. Korrektorat, Druck) zahlt er den Verlag direkt, der Autor übernimmt das Risiko komplett. Sein Werk erhält auf Wunsch eine ISBN, diese trägt das Verlagskennzeichen der Veröffentlichungsplattform, hier von tredition.
Ein richtiger Selbstverleger gründet einen eigenen Verlag und erhält ISBNs mit eigener Verlagskennzahl.
Die sogenannten Self-Publishing-Plattformen sind also ganz normale Druckkostenzuschuß-Verlage.
"Es ist vergleichbar mit Online-Werbung. Früher zahlte man für Banner und hoffte auf Kunden, heute zahlt man bei Google & Co. für den Klick eines qualifizierten Kunden."
Falsch. Man zahlt bei Google & Co. für einen Klick, nicht für einen Kunden. Wenn Tausende von Klick-Indern das Werk anklicken, zahlt man für Tausende unqualifizierte Klicks.