Die Sonntagsfrage

"10 Jahre tredition – was läuft in den nächsten 10 Jahren?"

17. März 2017
Redaktion Börsenblatt
2017 feiert der Self-Publishing-Dienstleister tredition 10. Geburtstag. Wie die ersten zehn Jahre waren, lässt sich prima in einer kleinen Chronik unter https://tredition.de/blog/in-eigener-sache/10-jahre-tredition/ nachlesen. Wie es in den nächsten zehn Jahren mit tredition und dem Self-Publishing weitergeht, erklärt tredition-Gründer Sönke Schulz.

Wurstwaren, Bäckereibranche oder was im Kunstmarkt? Hauptsache die Idee ist gut. Eines stand für Sandra Latußeck und mich fest: wir möchten ein eigenes Unternehmen aufbauen. Schön, dass wir eine Idee für die Buchbranche hatten. Vor der Gründung von tredition waren wir in der Finanz- bzw. Elektrobranche tätig. Da waren die Menschen nicht so nett und hatten auch nicht so viel Begeisterung für ihr Produkt. 2007 hatten wir einen Artikel in der FAZ gelesen, dass nur jedes 200. bei Verlagen eingereichte Manuskript veröffentlicht wird. Im gleichen Artikel stand die "Worstseller-Liste" der großen deutschen Verlage mit teilweise einstelligen verkauften Stückzahlen. Die Idee war, allen Titeln eine Chance auf dem Markt zu geben – der Leser und nicht das Lektorat entscheidet, was ein vielversprechender Titel ist.

2008 hatten wir bewiesen, dass Autoren die Dienstleistung, die damals noch nicht "Self-Publishing" hieß, annehmen. Also suchten wir Investoren für Wachstum. 2008 war aber die globale Finanzkrise. Da hatten alle seriösen Leute mit Geld andere Sorgen als in Start-ups in einer stagnierenden Branche zu investieren. Wir haben stattdessen viele Scharlatane getroffen, die uns kein Kapital brachten, sondern nur viel gekostet haben. Wir mussten uns also durchbeißen. Das war wahrscheinlich das Beste, was uns passieren konnte. So sind wir bis heute unabhängig.

Seitdem die Buchbranche den Begriff "Self-Publishing", für das was wir machen, gefunden hat, läuft es prima. Wir sind nicht nur für Autoren, sondern auch für Verlage und andere Unternehmen als White-Label-Dienstleister tätig und liefern die technischen Lösungen, ein Self-Publishing-Angebot für Autoren zu betrieben. Die nächsten zehn Jahre werden dennoch nicht weniger herausfordernd.

Self-Publishing wird sich diversifizieren. Neuer Hype ist "Academic Publishing", was aber nichts anderes als Self-Publishing für wissenschaftliche Arbeiten ist. Hier entsteht das, was wir in Zukunft erwarten. Es wird keine Unterscheidung zwischen Verlag oder Self-Publishing getroffen. Ein Begriff, umfasst Publikationen eines Genres bei zwei Arten von Dienstleistern: die,

  • die Autoren vorher etwas zahlen (Verlage) und solche,
  • die Autoren nach der Veröffentlichung erfolgsabhängig etwas zahlen (Self-Publishing-Dienstleister).

Es ist vergleichbar mit Online-Werbung. Früher zahlte man für Banner und hoffte auf Kunden, heute zahlt man bei Google & Co. für den Klick eines qualifizierten Kunden.

Self-Publishing wird wachsen. Unser Fokus liegt neben unseren Lösungen, ein eigenes Self-Publishing-Angebot zu betrieben auch auf "Buchtalent.de". Anstatt Manuskripte abzulehnen, verweisen Verlage Autoren zur Veröffentlichung an Buchtalent, sind an den Umsätzen beteiligt und behalten Autoren auf ihrem Talent-Radarschirm. Sie können diese dann jederzeit ins eigene Programm übernehmen. Es ist ein Produkt für Verlage und Autoren, die bei klassischen Verlagen publiziert sein möchten. Wir gehen also davon aus, dass klassische Verlage auch zukünftig für Autoren attraktiv sind und auch in zehn Jahren ein fester Bestandteil dieser schönen Buchbranche sind.