Interview mit Michael Brozat zu ONIX 3.0

"Die Branche hinkt bei der Standardisierung noch hinterher"

7. März 2017
von Börsenblatt
Gut gepflegte Metadaten helfen bei der Vermarktung von Büchern. Mit dem Format ONIX steht der Branche ein internationaler Standard zur Verfügung. Seit kurzem kann die aktuelle Version ONIX 3.0 auch vom Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) verarbeitet werden. Michael Brozat, CTO bei Bonnier Media Deutschland, erläutert den Stand in seinem Unternehmen.

Mit dem Format Online Information Exchange, kurz ONIX, steht der Branche ein internationaler Standard zur Verfügung, der in der aktuellen Version 3.0 ganz neue Optionen bietet. Seit Mitte Februar kann ONIX 3.0 vom Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) verarbeitet werden, parallel zum bisherigen Format ONIX 2.1. Jetzt sind die Verlage mit der Datenlieferung am Zug. Michael Brozat, CTO, über den Stand der Dinge bei Bonnier Media Deutschland.

Wie weit sind die Bonnier Verlage mit der Umstellung auf ONIX 3.0?
Wir beschäftigen uns seit 2015 intensiv mit dem Thema. Im Sommer beabsichtigen wir, an den Start zu gehen.
 
Wie groß ist der Umstellungsaufwand?
Erheblich. ONIX 3.0 ist an vielen Stellen deutlich gereift und erfordert eine granulare Datenbasis. Deshalb haben wir kein Mapping von der bisherigen Version ONIX 2.1 auf ONIX 3.0 durchgeführt, sondern alle Abschnitte neu aufgesetzt.

Warum lohnt sich die Mehrarbeit?
Wir nutzen ONIX 3.0 als Chance, unsere internen Strukturen auf ein neues Fundament zu stellen. Damit erreichen wir auch eine andere, marktgerechte Sicht auf die Metadaten. Die Verlagsbranche hinkt in Bezug auf Standardisierung und Normung anderen Branchen, wie etwa der Elektrotechnik, noch hinterher. Deshalb be­grüßen wir ONIX sehr. Während die Version 2.1 noch an einigen Stellen recht hemdsärmelig war, merkt man der neuen Version an, dass viele neue Erfahrungen aus der Praxis eingeflossen sind, vor allem die Abbildung digitaler Produkte. Weil ONIX 3.0 auch die Norm zum Austausch mit dem Titelinformationssystem VLB-TIX wird, kommt man meiner Ansicht nach an dem Standard über kurz oder lang nicht vorbei.
 
Was sind für Sie die zentralen Vorteile?
Die Erweiterung von vertriebs- und marketing­relevanten Informationen und die Beschreibung von digitalen Produkten. Darüber hinaus ist die Abbildung mehrteiliger Produkte und Bundles verbessert worden. Die gesamte Struktur wurde auf ein neues Datenmodell umgestellt, welches in sich klarer und logischer aufgebaut ist. Nutzungsrechte und Märkte können detaillierter beschrieben werden. Besonders in Hinblick auf die digitale Vorschau ist die Ansprache von verschiedenen Zielgruppen in der Produkt­beschreibung ein klarer Mehrwert.