Die entfernten Titel beschäftigen sich, wie berichtet, mit der Geschichte und Entwicklung Kubas. Das Verhalten der Messeleitung sei vollkommen inakzeptabel, der Vorfall beispiellos in all den Jahren, in denen die Frankfurter Buchmesse mittlerweile mit einem Gemeinschaftsstand in Havanna vertreten sei: Das machte Buchmesse-Chef Juergen Boos in einem Brief an Aleyda E Acosta Suárez deutlich, Direktor des staatlichen Verlegerverbands Cámara Cubana del Libro.
Die Frankfurter Buchmesse setze sich für Meinungs- und Pressefreiheit weltweit ein – und werde die "zutiefst beunruhigenden Vorkommnisse in Havanna" zum Anlass nehmen, um ihre Teilnahme an der kubanischen Buchmesse zu überdenken, kündigte Boos an. Das Schreiben ging unter anderem auch an die Direktorin für Internationale Beziehungen beim Kubanischen Kulturministerium.
Zuvor hatte bereits Verleger Christoph Links betont, der Vorfall zeuge "nicht gerade von einer politischen Öffnung im Land" (mehr dazu hier). Ihn erinnert das Vorgehen an die Zensurpraxis der DDR-Staatssicherheit, die einst auf der Leipziger Buchmesse derart mit unliebsamen Büchern aus der Bundesrepublik umgegangen sei: "Aber die Stasi hat wenigstens noch eine Quittung ausgestellt und den Preis ersetzt."
Zu den beschlagnahmten Büchern gehört der aktuelle Titel von Hannes Bahrmann, "Abschied vom Mythos. Sechs Jahrzehnte kubanische Revolution", der in Deutschland von der Bundeszentrale für politische Bildung angekauft wurde, wie der Berliner Verlag mitteilt. Außerdem konfisziert: das historische Lesebuch "Revolutionen" sowie die beiden Anthologien "Oh Du, geliebter Führer. Personenkult im 20. und 21. Jahrhundert" und "Ostalgie international. Erinnerungen an die DDR von Nicaragua bis Vietnam".