„Braucht Berlins freie Literaturszene einen Verein, Herr Malsch?“

1. April 2016
von Börsenblatt

Gemeinsam stärker: Freie Literaturinitiativen und unabhängige Autorinnen, Übersetzer, Kleinverleger etc. haben einen Verein zur Stärkung der freien Literaturszene in Berlin gegründet. Das Ziel: die nachhaltige Gestaltung von Arbeits- und Rahmenbedingungen für freie Literaturarbeiter. Moritz Malsch, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks freie Literaturszene Berlin (NFLB) erklärt, wie das gelingen soll. 

Das Netzwerk freie Literaturszene Berlin (NFLB) startet formell mit gut 20 Mitgliedern, darunter sowohl Einzelpersonen als auch andere Vereine aus der freien Literaturszene. Wir arbeiten derzeit daran, die weit größere Zahl derer, die zuvor lose im Netzwerk organisiert waren, von einer Vereinsmitgliedschaft zu überzeugen. Bislang sind die Mehrzahl der Mitglieder im weitesten Sinne LiteraturveranstalterInnen. Es wird unsere Aufgabe als Vorstand sein, auch noch mehr AutorInnen, ÜbersetzerInnen und freie LektorInnen davon zu überzeugen, dass unsere Arbeit auch ihnen zugutekommt.

Direkte Vorbilder gibt es nicht, allerdings haben sich andere Kunstsparten der freien Szene Berlins schon vor Jahren in sehr viel größerem Umfang organisiert, zu denken wäre beispielsweise an den Berufsverband Bildender Künstler (BBK) oder den Landesverband freier Theaterschaffender (LAFT). Die Literatur hat hier Nachholbedarf.

Die Vereinsgründung ist ja zunächst einmal ein formeller, organisatorischer Schritt. Für die literarische Öffentlichkeit ändert sich ja nicht unmittelbar etwas – viele Leute wissen, dass wir als loses Netzwerk schon seit einigen Jahren Forderungen für die Literaturszene formulieren, diskutieren und beschließen und oftmals auch mit der Kulturverwaltung und dem Kulturstaatssekretär am Verhandlungstisch saßen. Auch über unsere Mitwirkung innerhalb der Koalition der Freien Szene Berlin haben wir ja schon einiges erreicht. Ich denke, es wird verstärkte Reaktionen geben, wenn deutlich wird, dass der neue Verein an handfesten Verbesserungen für die Literaturschaffenden arbeitet und dies unter dem Siegel der verbrieften Gemeinnützigkeit, die wir derzeit anstreben, noch viel besser wird tun können. Ein Beispiel ist das vom Senat neuaufgelegte Förderprogramm für Räume der künstlerischen Produktion. Hier wird es einen vom NFLB mandatierten Raumbeauftragten Literatur geben, der die Stimme der Literatur beispielsweise bei der Erschließung von landeseigenen Immobilien für die kulturelle Nutzung erhebt.

Neben dem erwähnten Raumprogramm wurden im neuen Berliner Doppelhaushalt noch zahlreiche weitere Verbesserungen erreicht, die auch der Literaturszene nützen. So wurde die Zahl und die Höhe der Berliner Autorenstipendien deutlich aufgestockt. Aus Geldern der Citytax wurde ein neuer, spartenübergreifender Projektmittelfonds aufgelegt, der jährlich rund 2,3 Millionen Euro für die freie Szene zur Verfügung stellt. Bei diesem Fonds ist es in hohem Maß gelungen, den Bedarf der freien Szene, gerade auch der freien Literaturszene, in den Förderbedingungen festzuschreiben. So gibt es jetzt erstmals ein Förderinstrument, aus dem vorhandene Veranstaltungsreihen oder größere Programmschwerpunkte über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren finanziert werden können. Nach Abschluss der Haushaltsverhandlungen wird nun eine Phase folgen, in der auch nicht unmittelbar finanzwirksame Themen aufgegriffen werden können, etwa die Transparenz bei der Berufung von Vergabejurys oder die Neugestaltung des Hauptstadtkulturvertrags. Bei diesen und anderen Themen wird das Netzwerk seine Stimme einbringen.

Die Meldung zur Vereinsgründung lesen Sie hier!