Etwas rückläufig sind die Ausstellerzahlen: Insgesamt 2.250 Aussteller aus 42 Ländern (2015: 2.263 aus 42 Ländern) präsentierten zur Leipziger Buchmesse, der Manga-Comic-Con und dem Lesefest Leipzig liest ihre Medien. In 3.200 Veranstaltungen an 410 Orten auf dem Messegelände und in der Leipziger Innenstadt luden Literaten, Zeichner und Musiker zur Begegnung sowie zum Austausch ein.
Buchmessedirektor Oliver Zille: „Die freie Rede ist nicht selbstverständlich, der eigene Geburtsort ein Zufall und die viel beschworenen europäischen Werte werden stetig hinterfragt: Die Leipziger Buchmesse erwies sich erneut als Ort des Diskurses und Hort der Meinungsfreiheit.“
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins: „Auf der Leipziger Buchmesse hat die Buchbranche ein starkes und politisches Zeichen in die Welt gesendet: Die Meinungs- und Publikationsfreiheit ist die notwendige Bedingung für eine freie und pluralistische Gesellschaft. Das wurde auch in den Gesprächen an den Ständen auf der Messe selbst deutlich. Neben der Präsentation des vielfältigen Frühjahrsprogramms standen im Zentrum der Diskussionen die Meinungsfreiheit als Menschenrecht, der Umgang mit Zuwanderung und die Aufgabe der Buchbranche als Plattform der Diskussion.“
bei all der Lobhudelei und Selbstbeweihräucherei der Messeverantwortlichen sollte eines nicht unerwähnt bleiben:
Der massive Auftritt eines, sehr zurückhaltend ausgedrückt, rechtspopulistischen Verlags namens Compact Magazin in Halle 5, die mit provokantem Auftreten (Security Vertreter eines rechtsradikalen Wachdienstes) Werbemittel etc. dem, ich zitiere "Hort des Diskurses und der Meinungsfreiheit" glatt aufs Maul hauen.
Viele Verlage (alle die die es mitbekommen haben) sind empört und entrüstet über die lapidare Haltung der Messe zu diesem Auftritt. Ich hoffe und gehe auch davon aus, das es angemessene Reaktionen seitens der Verlage geben wird. Ich habe mich extrem geärgert und mag das nicht so einfach durchgehen lassen.
In Ihrer Haltung zum Magazin und den dargebrachten Inhalten stimme ich Ihnen ausdrücklich zu.
Aber in Ihrer Entrüstung schwingt ein Ton mit, der bedacht werden sollte.
Es gehört zu demokratischen Gepflogenheiten und sollte auch den Verbänden angeraten sein, Andersdenkende zu akzeptieren. Die einzige wirksame Antwort ist, bessere Alternativen mit wirksamererer Anziehungskraft anzubieten.
Jedwede Ausgrenzung schafft eine Wagenburgmentalität, die widrigenfalls jenseits aller Argumente und Vernunft "Helden" stilisiert, welche für "Unzufriedene" umso höhere Anziehungskräfte entfalten...
Meinung und Gegenmeinung sind also statthaft. Inwieweit davon Aktivitäten Dritter oder der Messeablauf beeinträchtigt werden oder wurden, sind ein ganz anderer Kritikpunkt und müßte erst noch vorgebracht werden.
Eine Entrüstung allein darüber, dass die Messe einem ungeliebten Magazin die Branchenteilnahme nicht verwehrt hat, ist jedoch etwas billig und zweifelhaft.
Das Interesse an diesem Stand mag bemerkenswert gewesen sein, angesichts des Interesses an der Vielfalt und den Standpunkten aller andereren Präsentationen war er jedoch verschwindend. Wozu also die Entrüstung?
Glauben Sie mir, ich habe keine Mühe meinen Namen zu nennen und von mir aus auch unsere Standnummer in Leipzig.
Einzig, ich schreibe gelegentlich unter Pirandello, weil ich vermeiden möchte, dass meine Meinung zwangsläufig mit der des Verlages gleichgesetzt wird. Auch wenn ich in diesem Fall davon ausgehen kann.
Hätten Sie die Kollegen Glatzen dort gesehen, ich bin nicht sicher, ob Ihnen da sofort Voltaire eingefallen wäre. Mir fällt da etwas anderes ein und unter dem Deckmäntelchen der Meinungsfreiheit haben sich schon ganz andere Kaliber versteckt. Ne, Herr Dombrowski, wenn ich die Hymnen der Messeveranstalter lese, dann darf ich eine Schattenseite schon erwähnen. Und das ist ein sehr Schattige! mfg Stephan Wirges
Wahrscheinlich haben Sie recht, entspannt zu bleiben. Wenn sich aber jemand, wie Compact Magazin, nicht an die Regeln hält, die für so einen grundsätzlich entspannten Umgang notwendig sind, dann muss die Messe sich etwas einfallen lassen. Dazu gehört der appellative Charakter des Standes, das war keine Meinungsäußerung sondern eine Demonstration. Auch die "Schwarze Security" ist nicht akzeptabel. Genauso, wie sich die Manga-Cosplayer auf der Leipziger Messe an ein paar Regeln halten müssen (kein Blut, keine Waffen, keine Uniformen, kein Gebrüll, keine Genitalien), so halten sich bitte auch die Populisten-Cosplayer an ein paar Regeln (kein Speichel, keine Uniformen, kein Gebrüll).
überlegen Sie bitte, ob es nicht Ihrer selbst unwürdig ist:
"unter dem Deckmäntelchen der Meinungsfreiheit haben sich schon ganz andere Kaliber .."
Genau dieses - es wissen ja alle ... - und zudem verbunden mit der Aufwertung "Kaliber" und dem schüren von Angst vor diesen "Kalibern", denen man nur mit Verboten entgegentreten könne, sind die Krumen, in denen die Saat aufgeht!
Ich weise Ihnen jetzt ganz bewusst eine Schuld zu.
Eigene Beklommenheit, gar Angst, sind kein Problem, sich aber als lichtes Männerl von den Schattengestalten abzugrenzen, löst keines der Probleme und bricht alle Brücken ab.
Auch diese martialischen Figuren erwiesen sich in der Pause vor dem Hoftor als höchst verunsicherte Menschen mit verqueren Ansichten.
Aber benennen Sie doch mal direkt, was ist eigentlich ihr Vorwurf konkret an die Messegesellschaft?
- mangelnde Sicherheit?
- gestörte Komfortzone?
- fehlendes Verbot und fehlende Intolleranz?
Wenn Sie die Gesichter der Messebesucher an diesem Stand gesehen hätten, wüssten Sie es besser.
Neben den krawalligen Protest, gab es eine viel bessere Haltung und überwältigend mehrheitlich. Die ruhige, bestimmte und sehr entschiedene Distanzierung.
Bei Verboten und Krawall wird die wohl weniger sichtbar sein.