Amazon-Bilanz

Anleger enttäuscht, Gewinn verdoppelt

29. Januar 2016
von Börsenblatt
Amazon hat seinen Gewinn im vierten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als verdoppelt: von 214 auf 482 Millionen US-Dollar (443 Millionen Euro). Das geht aus der Bilianzmitteilung des Online-Händlers hervor. Der Umsatz stieg danach um 22 Prozent auf 35,7 Milliarden Dollar, für das ganze Jahr 2015 um 20 Prozent auf 107 Milliarden Dollar. Die Börsianer überzeugte das nicht.

Insbesondere das Weihnachtsgeschäft sei gut gelaufen, so die Amazon-Bilanz. Dennoch wurden die Erwartungen der Anleger enttäuscht, laut Medienberichten fiel der Aktienkurs nachbörslich teils um über 13 Prozent. Angeführt wird etwa das Cloud-Geschäft des Online-Händlers: Im Bereich Amazon Web Services (AWS) sei der Erlös zwar um 69 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar gestiegen, der operative Gewinn von 240 auf 687 Millionen Dollar − aber Analysten hätten hier mit einem größeren Zuwachs gerechnet.

Wenn man die negativen Währungseffekte herausrechne, sei der Umsatz im vierten Quartal 2015 um 26 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs gewachsen, schreibt Amazon in seiner Presseinformation weiter. Das operative Einkommen legte insgesamt um 88 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar zu. Das operative Einkommen im internationalen Segment ist allerdings von geringen 65 auf 60 Millionen Dollar gesunken.

Die Quartalsergebnisse nach Regionen und Bereichen (Veränderung zum Vorjahreszeitraum):

Nord-Amerika:

  • Umsatz: 21,5 Milliarden Dollar (+24,0 Prozent)
  • davon Umsatz Medien: 3,9 Milliarden Dollar (+10,9 Prozent)
  • Operatives Einkommen: 1,0 Milliarden Dollar (Vorjahr: 733 Millionen Dollar)

International:

  • Umsatz: 11,8 Milliarden Dollar (+12,0 Prozent)
  • davon Umsatz Medien: 3,3 Milliarden Dollar (-3,3 Prozent)
  • Operatives Einkommen: 60 Millionen Dollar (Vorjahr: 65 Millionen Dollar)

Amazon Web Services (AWS):

  • Umsatz: 2,4 Milliarden Dollar (+69,4 Prozent)
  • Operatives Einkommen: 687 Millionen Dollar (Vorjahr: 240 Millionen Dollar)

Für Deutschland werden wie gewohnt in der Bilanzmeldung keine separaten Zahlen genannt. Insofern lässt sich nicht sagen, welche Auswirkungen etwa die Streiks in den Amazon-Logistikzentren in der Weihnachtssaison hatten. Im November startete Amazon die kostenlose Tageslieferung für Prime-Kunden in 14 deutschen Metropolregionen. Und im Januar 2016 wurde bekannt, dass Amazon hierzulande einen eigenen Zustelldienst plant.

Jahresergebnis 2015

Im ganzen Jahr 2015 hat Amazon damit laut Bilanz 107 Milliarden Dollar (+20 Prozent zum Vorjahr) erwirtschaftet, als Gewinn werden 596 Millionen Dollar ausgewiesen. 2014 hatte der Online-Händler unterm Strich einen Verlust von 241 Millionen Dollar eingefahren.

"Vor 20 Jahren habe ich die Pakete noch selbst zur Post gefahren", sagt Jeff Bezos, "und gehofft, dass wir uns eines Tages einen Gabelstapler leisten können." Und in diesem Jahr habe Amazon mehr als 100 Milliarden Dollar eingenommen und bediene 300 Millionen Kunden.

Das Jahresergebnis 2015 nach Regionen und Bereichen (Veränderung zum Vorjahr):

Nord-Amerika:

  • Umsatz: 63,7 Milliarden Dollar (+25,3 Prozent)
  • davon Umsatz Medien: 12,5 Milliarden Dollar (+7,9 Prozent)
  • Operatives Einkommen: 2,75 Milliarden Dollar (Vorjahr: 1,29 Milliarden Dollar)

International:

  • Umsatz: 35,4 Milliarden Dollar (+5,7 Prozent)
  • davon Umsatz Medien: 10,0 Milliarden Dollar (-8,3 Prozent)
  • Operatives Einkommen: minus 91 Millionen Dollar (Vorjahr: minus 144 Millionen Dollar)

Amazon Web Services (AWS):

  • Umsatz: 7,9 Milliarden Dollar (+69,7 Prozent)
  • Operatives Einkommen: 1,86 Milliarden Dollar (Vorjahr: 660 Millionen Dollar)

Rückläufiger Medienanteil

Die Einnahmen mit Medien lagen 2015 zwar mit insgesamt 22,5 Milliarden Dollar auf dem Niveau von 2014 (22,5 Milliarden Dollar), aber der Anteil am Gesamtumsatz fiel von 25,3 Prozent (2014) auf 21,0 Prozent (2015). Für Nord-Amerika separat betrachtet, sank der Medien-Anteil unter die 20-Prozent-Marke: von 22,8 Prozent (2014) auf 19,6 Prozent (am Nordamerika-Umsatz von 63,7 Mrd. Dollar); im internationalen Bereich von 32,6 Prozent (2014) auf 28,3 Prozent (am internationalen Umsatz von 35,4 Mrd. Dollar).

Im Vergleich der vierten Quartale sank der Medien-Anteil am Amazonumsatz insgesamt von 23,7 Prozent (4.Q. 2014) auf 20,2 Prozent (4.Q. 2015).

Ausblick

Und was erwartet Amazon von ersten Quartal 2016? In der Bilanzmitteilung geht der Online-Händler davon aus, dass sein Umsatz um 17−28 Prozent auf 26,5 bis 29 Milliarden Dollar wachsen werde. Die Spanne für das operative Einkommen fasst man mit 100 Millionen bis 700 Millionen Dollar sehr weit (zum Vergleich: im ersten Quartal 2015 erzielte Amazon ein operatives Einkommen von 255 Millionen Dollar).