Gibt es bei Hugendubel einen gewissen Leidensdruck, vom Papier wegzukommen und mit einem digitalen Vorschausystem zu arbeiten?
Lange: Ja, das ist sicher so. Insbesondere auch seitdem wir einen Teil unseres Einkaufs zentralisiert haben.
Warum?
Lange: Unsere Sortimentsmanager in der Zentrale treffen mit den Verlagen eine Erstauswahl für die Basissortimente der Filialen und verabreden Marketingaktivitäten. Danach informieren sie die Filialen darüber, welche Titel gelistet wurden – und in welcher Größenordnung. Ab diesem Punkt disponieren die Filialen dann individuell weiter. Fehlen Titel, die für sie wichtig sind? Werden vor Ort vielleicht mehr Exemplare gebraucht? Genau hier trifft ein auch nur zum Teil datenbankgestützter Prozess in der Zentrale derzeit auf 500 bis 600 gedruckte Vorschauen in den Filialen. Und das ist ineffizient. Das lokale Sortimentieren in den Filialen ist eine wichtige Aufgabe, aber der Hauptfokus der Filialen liegt auf der aktiven Kundenansprache. Da müssen Einkaufsprozesse effizient und zielorientiert ablaufen.
Dafür eine Lösung zu finden – war das Ihre Minimalanforderung an ein digitales Vorschausystem?
Lange: Ja. Wir wollen, dass die Filialteams sehen können, welche Novitäten erscheinen – und welche davon bereits zentral ausgewählt wurden. Darüber hinaus haben wir aber noch ein breites Spektrum weiterer Funktionen definiert. Uns schwebt dabei ein transparentes System vor, mit Schnittstellen bis in die Filialen hinein. So können sich Filial-Einkäufer und Verlagsvertreter zielgerichtet auf den Besuch in den Filialen vorbereiten.
Warum haben Sie sich für VLB-TIX entschieden?
Lange: Letztlich können wir vermutlich mit allen Lösungen leben, weil sie die Optionen bieten, die wir brauchen. Aber wir haben erst einmal die Entscheidungen der Verlage abgewartet, die das System ja schließlich finanzieren und mit Daten füttern müssen. Mittlerweile haben sich die meisten großen Verlagsgruppen geäußert. Das gab für uns den Ausschlag, mit VLB-TIX zu arbeiten.
Wäre es für Sie denkbar, mit verschiedenen Systemen zu arbeiten?
Lange: Natürlich würden wir gerne mit einer einzigen Lösung arbeiten, aber das liegt nicht in unserer Hand. Wenn bei unseren Verlagspartnern verschiedene Systeme zum Einsatz kommen, dann müssen wir auch dafür eine Lösung finden. Da das VLB aber alle Novitäten im Katalog hat, versuchen wir im ersten Schritt den Weg über die Datenbank des VLB-TIX.
Sie haben mit Ihrem Team schon Testläufe gemacht. Wie war die Resonanz der Mitarbeiter?
Lange: Sehr positiv. Wir arbeiten ja schon lange mit Warenwirtschafts- und Bibliografiersystemen - für unsere Mitarbeiter war es völlig unproblematisch, mit dem neuen Tool umzugehen. Sie sehen ganz große Chancen darin, Vertreterbesuche gezielter vorbereiten und ihr Sortiment punktgenauer zusammenstellen zu können. Und sie wünschen sich ein schnelles Fortschreiten der Entwicklung. Dabei haben wir als Einzelunternehmen ja gar keinen Einfluss auf die Marktreife von branchenweiten Lösungen.
Werden sich die Abläufe im Haus durch die digitale Vorschau verändern?
Lange: Ganz sicher. Wir haben alle Prozesse neu gedacht und eine grobe Idee entwickelt – ohne dabei allerdings in die operative Ausgestaltung zu gehen. Soll heißen: Das Was steht, aber noch nicht das Wie, obwohl es ja gerade da erst so richtig spannend wird.
Müssen sich die Vertreter Sorgen um ihre Zukunft bei Hugendubel machen?
Lange: Mit einer digitalen Vorschau zu reisen – das wird sicher generell ein anderer Job sein als bislang. Fest steht jedoch, dass unsere Filialen auch künftig die Unterstützung der Verlage brauchen. Der Außendienst informiert ja nicht nur über den Inhalt eines Buches, sondern auch über Trends und Entwicklungen. Wir bei Hugendubel erwarten, dass ein Vertreter neben den für uns wichtigen Titeln auch die Menge und die Verortung in unserer Sortimentsstruktur vorschlägt.
Glauben Sie, dass sich mit der digitalen Vorschau nicht nur verändert, wie man einkauft – sondern auch was?
Lange: Das glaube ich nicht, doch wir werden unsere Einkaufsentscheidung sicher schneller und kompetenter fällen können. Ich sehe hier durchaus auch große Chancen für kleinere Verlage, die wir heute gar nicht empfangen können, weil das Zeitfenster viel zu kurz ist.