Interview mit Max Phua

"Wissensbrücke zwischen Asien und Europa"

7. Januar 2016
von Börsenblatt
Seit dem Sommer 2015 ist der weltweit agierende Wissenschaftsverlag World Scientific Publishing auch in Deutschland vertreten: Neben dem Hauptsitz in Singapur, Niederlassungen in New Jersey, London und an mehreren asiatischen Standorten sowie Vertretungen in Tel Aviv und Genf existiert nun auch ein Büro in München. Boersenblatt.net hat mit Geschäftsführer Max Phua über die Pläne für den deutschen und internationalen Markt gesprochen.

World Scientific Publishing hat ein eigenes Büro in München eröffnet. Gibt es bereits Autoren und Forschungsinstitutionen in Deutschland, mit denen Sie zusammenarbeiten?
Wir arbeiten bereits mit Professoren und Forschern verschiedener deutscher Universitäten und Forschungseinrichtungen wie der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft oder der Helmholtz-Gemeinschaft zusammen. Wir haben schon einige Top-Autoren in Deutschland, unter anderen Harald Fritzsch, Andreas Manz, den Gewinner des European Inventor Awards 2015, und den ehemaligen deutschen Diplomaten Jürgen Kleiner. Dennoch gibt es weitere Wachstumschancen.

Mit welchen Universitäten, Forschungsinstitutionen und Industrieunternehmen wollen Sie in Deutschland zusammenarbeiten?
Eines der Ziele, die wir mit der Eröffnung einer Repräsentanz in München verfolgen, ist es, unsere Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten wie der TU München, der LMU München, der Universität Heidelberg, dem KIT oder der Humboldt-Universität Berlin sowie mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu vertiefen. Des Weiteren möchten wir die Kooperation mit wichtigen deutschen Wissenschaftsorganisationen wie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, der Gesellschaft Deutscher Chemiker und der Deutschen Mathematiker-Vereinigung intensivieren. Neben den Grundlagenwissenschaften möchten wir auch mit deutschen Forschern im Bereich der angewandten und technischen Wissenschaften zusammenarbeiten und aktuelle Forschungsergebnisse in Asien und weltweit zugänglich machen. Daher streben wir eine engere Zusammenarbeit mit der deutschen Automobilindustrie und anderen internationalen Großunternehmen und Konzernen wie Siemens und Bosch an. Wir verstehen uns auch als Wissens- und Informationsbrücke zwischen Asien und Deutschland.

Wie würden Sie die Zielgruppen für Ihre Publikationen in Deutschland definieren?
Unsere Zielgruppe setzt sich zusammen aus Universitäten, öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen und Gruppen sowie akademischen Gesellschaften. Unsere Leserschaft besteht also vorwiegend aus Mitgliedern von Hochschul-, Forschungs- und Berufsgemeinschaften. Jedoch sprechen wir durch unsere breite Palette an sozial- und populärwissenschaftlichen Publikationen auch ein interessiertes Laienpublikum an.

Machen Sie auch in Deutschland ein rein englischsprachiges Programm? Oder geht es vor allem um den Vertrieb des internationalen Programms?
Wir veröffentlichen in englischer Sprache, werden aber mit deutschen Verlagen zusammenarbeiten, was die Übersetzung unserer Titel ins Deutsche angeht.

Der STM-Markt in Deutschland ist im Prinzip ja aufgeteilt, der Wettbewerb ist hart. Wo sehen Sie Wachstumschancen?
Wir glauben, dass unsere autorenorientierte Unternehmenskultur attraktiv für deutsche Autoren ist. Zudem ist die Zusammenarbeit mit einem serviceorientierten, mittelständischen, internationalen Verlag, der in der Lage ist, ihre Inhalte weltweit und insbesondere in der Wachstumsregion Asien-Pazifik zu vermarkten, reizvoll. Wachstumspotential sehen wir auch im Bereich TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), der eine weitere Gelegenheit darstellt, Ost und West zu verbinden.

Werden Sie vor allem digitale Titel produzieren?
Wir bieten sowohl Print- als auch digitale Formate an. Wir stellen unseren Kunden immer die Version zur Verfügung, die ihren Lese- und Forschungsbedürfnissen am besten entspricht.

Spielt der stationäre Buchhandel in Ihren strategischen Überlegungen eine Rolle? Oder geht es mehr um das Direktgeschäft?
Wir arbeiten mit beiden Modellen und legen großen Wert darauf, unsere Vertriebspartner zu unterstützen. Der stationäre Buchhandel ist für uns noch immer relevant. Indem unsere Publikationen in deutschen Buchhandlungen erhältlich sind, erhöht sich unsere Präsenz auf dem deutschen Buchmarkt, und das hilft uns dabei, neue Kunden außerhalb unserer Kernzielgruppe zu gewinnen.

Die Fragen stellte Michael Roesler-Graichen.



World Scientific Publishing

Als ein führender unabhängiger Buch- und Zeitschriftenverlag im Wissenschaftsbereich veröffentlicht World Scientific Publishing jährlich ca. 600 Bücher und 130 Zeitschriften für Forschungs- und Berufsgemeinschaften. Der Programmschwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, aber auch Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Asienstudien gehören zum Portfolio. Der Verlag arbeitet zusammen mit renommierten Organisationen wie der Nobelstiftung, der US National Academies Press sowie seinem Tochterunternehmen Imperial College Press daran, Forschern und Wissenschaftlern aus aller Welt qualitativ hochwertige akademische und berufsspezifische Inhalte zugänglich zu machen.