Heinrich Riethmüller zur "Bild"-Amazon-Kooperation

"Diese Bestsellerliste wird zum Verkaufsinstrument eines einzigen Unternehmens"

10. Dezember 2015
von Börsenblatt
Überraschend sei, dass der Springer-Konzern mit einem Unternehmen kooperiert, vor dessen Gefahren der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner erst kürzlich gewarnt habe, sagt Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller in einer Stellungnahme zu den neuen "Bild"-Bestsellercharts auf Basis von Amazon-Verkaufszahlen.

Wir geben das Statement von Heinrich Riethmüller hier im Wortlaut wieder:

"Bestsellerlisten lenken die öffentliche Aufmerksamkeit auf Bücher und können neue Zielgruppen erschließen. Eigentlich sollen solche Rankings den Kunden Orientierung bieten und nicht zur Desorientierung beitragen. So ist es doch etwas verwirrend, wenn etwa unter Belletristik die Verkaufszahlen alle Genres von Romanen über beispielsweise Kinder- und Jugendbücher bis hin zu Comics zusammen betrachtet werden.

Problematisch ist, dass über die Bestseller-Liste Titel angeboten werden, die ausschließlich bei Amazon erhältlich sind und nirgendwo sonst. Damit wird diese Bestsellerliste zum Verkaufsinstrument eines einzigen Unternehmens.

Überraschend ist zudem, dass der Springer-Konzern mit einem der Unternehmen kooperiert, vor dessen Gefahren der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner erst kürzlich in einem offenen Brief an den damaligen Google-Verwaltungsratsvorsitzenden Eric Schmidt vehement gewarnt hat. Damals kritisierte er, dass sich deren Geschäftsmodelle nicht nur negativ auf den Wettbewerb, sondern auf unsere Gesellschaft insgesamt auswirken können. Das scheint nicht mehr zu gelten."