In ihrer Begründung verweist die Jury darauf, dass Winkler seine "Geschichte des Westens" mit Augenmaß, enormer Sachkenntnis und singulärer Forschungsakribie verfasst habe − und "orientiert an den Ideen der Amerikanischen und der Französischen Revolution in der Geschichte des Westens eine Deutung des normativen Projekts der westlichen Werte unternommen hat, der Prinzipien der unveräußerlichen Menschenrechte, der Gewaltenteilung, der Volkssouveränität, der Herrschaft des Rechts und der repräsentativen Demokratie."
In einer gewaltigen Zusammenschau von Staaten und Kontinenten beschreibe er klar und übersichtlich, umsichtig im Urteil und zupackend in den Formulierungen den jahrhundertelangen Kampf um die Umsetzung der menschenfreundlichen Errungenschaften von 1776 und 1789, fährt die Jury fort. "Mit seiner souveränen Kunst, Analyse und Erzählung zu verbinden und die Vielfalt der Aspekte in eine überzeugende Synthese zu integrieren, leistet er einem breiten, historisch interessierten Publikum wertvolle Orientierungshilfe". Indem dieses Werk an die Strahlkraft des westlichen Projekts erinnere und dessen heutige Geltung immer wieder aufs Neue bekräftigt, sei es unverzichtbar gerade in Zeiten, in denen die Werte des Westens fragiler und angefochtener erscheinen denn je, so die Jury.
Heinrich August Winkler hat seine "Geschichte des Westens" 2015 mit dem Band "Die Zeit der Gegenwart" abgeschlossen. Dem voraus gingen seit 2009 die ersten drei Bände "Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert", "Die Zeit der Weltkriege. 1914–1945" und "Vom Kalten Krieg zum Mauerfall", alle erschienen im Münchner Verlag C.H. Beck. Aktuell liegt von H. A. Winkler auch ein Essay-Band unter dem Titel "Zerreißproben. Deutschland, Europa und der Westen" vor.
Die Preisverleihung an Heinrich August Winkler findet anlässlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse am Abend des 16. März 2016 im Gewandhaus zu Leipzig statt. Die Laudatio hält der Historiker, Publizist und Schriftsteller Volker Ullrich.
Zum Preis
Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird seit 1994 jährlich vergeben und ist mit 20.000 Euro dotiert. Er zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland. Das Preiskuratorium bilden der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Leipziger Messe.