Medien und Macher

Let’s talk about Books, Baby

15. November 2015
Redaktion Börsenblatt
Quirlig, redefreudig, emotional: So lieben die Zuschauer die Video-Bloggerin Kossi. boersenblatt.net hat mit ihr über ihren Vlog „Kossis Welt“, die Anfänge, bezahlte Rezensionen und ihre Wünsche gesprochen.

In Amerika sind zahlreiche Youtuber längst Stars, die den Hollywood-Größen in Sachen Popularität durchaus das Wasser reichen können. Der Trend ist seit einiger Zeit auch in Deutschland angekommen und Größen wie LeFloid, Fresh Torge oder Dagi Bee locken Hunderttausende vorwiegend junge Zuschauer auf ihre Kanäle.

Ganz so weit ist die Szene der Buchvlogger zwar noch nicht, doch sie wächst immerhin stetig. Zu den populärsten unter ihnen zählt die redefreudige Andrea Koßmann, der man im Netz hauptsächlich unter dem Nickname „Kossi“ begegnet. Die 46-Jährige war mit Kossis Welt eine der ersten Buchblogger, die sich mit ihrer Meinung nicht nur ins Netz, sondern auch vor die Kamera getraut haben ­– damals noch mit einem schlecht vertonten Quicktime-Video, in dem sie ihre liebsten Bücher des Jahres 2008 vorstellte:

„Ich wollte mich Weihnachten 2008 unbedingt bei meinen Lesern bedanken und habe dafür ein Video gedreht. Bevor ich meine Videos auf Youtube hochgeladen habe, konnten meine Leser sie erstmal nur auf meinem Blog im Quicktime-Format anschauen. Da es aber häufiger Probleme beim Abspielen gab, bin ich schließlich doch sehr schnell bei Youtube gelandet und war damit die erste deutsche Buchbloggerin dort.“

Seitdem ist viel in der Szene passiert, die Vloggergemeinde wächst genauso stetig wie die Zahl der Zuschauer. Andrea Koßmanns Videos wurden bereits millionenfach geklickt. Mittlerweile folgen ihr fast 14.000 Personen auf Youtube.

Die sehen dann eben auch, wenn die Marlerin in ihren Videos bei Besprechungen emotionaler Bücher schon mal mit den Tränen kämpft. Wie die Szene der Blogger und Vlogger im Detail aussieht, weiß sie nicht: „ Ich schaue bei dem, was ich mache nicht nach rechts und links, trotzdem weiß ich natürlich, dass ich mit meinen 46 Jahren eine Ausnahme bin und die Youtube-Szene doch eher jünger ist.“ Das stört allerdings weder die Youtuberin noch ihre Follower.

Für Andrea Koßmann ist die Literaturwelt auch ein Ausgleich zum Büroalltag fernab der Buchbranche. Sie hat ihr festes monatliches Einkommen und sieht den Blog als Herzensangelegenheit. Dementsprechend gelassen verfolgt sie die Diskussion, ob sich Blogs und Vlogs auch in der Buchbranche – wie bereits in anderen Branchen üblich – monetarisieren lassen. Bezahlte Rezensionen sind für sie keine Option: „Ich habe meinen Zuschauern gegenüber eine Verantwortung. Ich verbreite zwar häufig positive Meinungen, brauche dabei aber auch ein absolut reines Gewissen. Würde man mich dafür bezahlen, über Bücher zu reden, die ich gar nicht gut finde oder nicht mal lesen möchte, könnte ich nachts nicht mehr schlafen.“ 

Die Bücher für ihre Besprechungen bekommt sie als Rezensionsexemplar von den Verlagen gestellt. Trotzdem findet man sie auch heute noch in Buchläden beim Shoppen. Bei den Verlagen ist Kossi mittlerweile eine feste Größe, mit der man rechnen kann. Was sie empfiehlt, findet Beachtung: „Ich weiß, dass die Verlage mich sehr gut kennen und gerne mit mir zusammenarbeiten. Direkte Rückmeldung der Mitarbeiter bekomme ich jedoch nicht immer, dabei interessiert die mich total. Vielleicht ändert sich das ja eines Tages.“

Als Andrea Koßmann abschließend nach dem Geheimnis ihres Erfolgs gefragt wird, gibt sie allen Neu-Vloggern gleichzeitig einen guten Tipp mit auf den Weg: „Ich war nie auf Erfolg aus. Das ist mein großes Geheimnis. Das was ich mache, kommt von Herzen und mein Bauchgefühl ist mein Steuermann. Das merken auch die Zuschauer. Deshalb sollten alle neuen Blogger und Vlogger dieses Hobby einfach nur beginnen, weil sie Spaß an der Sache haben und nicht, weil sie auf den großen Erfolg aus sind.“