Tagung der AG Ratgeberverlage

Googeln die Kunden noch oder lesen sie wieder?

14. Oktober 2015
von Börsenblatt
Die noch immer leicht sinkenden Verkaufszahlen im Bereich Ratgeber waren am Dienstag bei der Tagung des Arbeitskreises der Ratgeberverlage (AkR) zentrales Thema. Außerdem wollten die Teilnehmer wissen, warum, so ihre Einschätzung, die Ratgeber das Stiefkind der Branche sind.

Die Mitglieder des AkR suchen den Grund für das schwächelnde Segment vor allem in der mangelnden Sichtbarkeit im Buchhandel. Noch immer fänden dort hauptsächlich Bestseller und Sachbücher statt; Ratgeber blieben außen vor, so die einhellige Meinung. Hauke Harder, dem die Buchhandlung Almut Schmidt in Kiel gehört, kann das zumindest für sein Sortiment bestätigen: "Wir haben Ratgeber da, aber inszenieren die nicht groß. Sachbücher ja, aber Ratgeber stehen brav und übersichtlich sortiert. Nicht mehr und nicht weniger." Die Tatsache liegt für den Buchhändler allerdings nicht in der mangelnden Attraktivität der Warengruppe, sondern im Kaufverhalten der Kunden. "Ratgeber werden ja gezielt gesucht, wenn benötigt. Daher ist es gut, wenige als Anreiz im Sortiment zu haben. Den Rest organisieren wir dann über das Barsortiment." Das Problem der geringen Nachfrage innerhalb der Warengruppe kennt der Buchhändler jedoch auch selbst.

Auch die Erfahrung der Buchhändlerin Bianca Groß, Inhaberin der "Kleinen Groß-Buchhandlung" in Halberstadt, stimmt mit einer wichtigen These der gestern Versammelten überein: Das Internet sei mittlerweile der größte Konkurrent der Ratgeber. "Die Sparte der Ratgeber wird zumindest in meinem Ladengeschäft immer kleiner. Die Leser holen sich deswegen keine Bücher mehr, weil man das notwendige Wissen immer aktuell und kostenlos im Internet bekommt", so Bianca Groß.

Um diesem Trend entgegenzuwirken und mehr Präsenz im Buchhandel zu erreichen, versuchte der AkR (gemäß der Verbandsreform zukünftig IG Ratgeber), dieses Sommers interessierte Büchhändler mit der "Roadshow" zu erreichen. Sortimenter konnten sich auf diesem Weg über den Ratgebermarkt informieren und praktische Anregungen zur Inszenierung der Titel im Handel bekommen. Das Ergebnis war laut gestrigem Resümee durchwachsen.

Während einige Veranstaltungen wie in Düsseldorf  starken Zulauf fanden, fielen andere wiederum ersatzlos aus. Der AKR sieht nicht nur mangeldes Interesse des Handels als einen Grund, sondern auch die fehlende Werbung für die Veranstaltung durch die Landesverbände. Die seinen nämlich nach Ansicht der Anwesenden auch für den Erfolg oder das Scheitern der Roadshow verantwortlich.

Doch es gibt auch Stimmen aus dem Buchhandel, wie die von Nicola Bräunling von der Buchhandlung Bräunling in Puchheim, die Hoffnung machen: "Unser Ratgeber-Umsatz ist konstant. Novitäten präsentieren wir auch in diesem Bereich durchaus mal frontal und wir haben den Eindruck, dass die Kunden das ein oder andere beim Stöbern entdecken." Für die Ratgeberverlage ist das durchaus ein Zeichen, dass ihre Warengruppe neben den Bestsellern und Sachbüchern durchaus Potenzial im Handel besitzt.