Wenn Eltern keine Zeit zum Spielen oder Vorlesen haben, bekommen Kinder zur Beschäftigung schnell das Tablet in die Hand gedrückt oder werden vor den Fernseher gesetzt. Dass das Vorlesen dabei trotzdem nicht zu kurz kommen muss, möchte Gründer Claus Overbeck mit seiner Büchervideo-Plattform "LivingKidsBooks" beweisen.
Inspiriert von der Bücherliebe seiner Tochter, gründete der studierte Informatiker vor gut einem Jahr das Start-Up. Mittlerweile stehen über 60 Videos online, in denen Bilderbücher deutschsprachiger Verlage gezeigt und vorgelesen werden. Vorwiegend sind kleinere Verlage mit ihren Büchern auf der auch durch Anzeigen finanzierten Plattform vertreten. Die großen Publikumsverlage sucht man vergeblich. Das fünfköpfige Team produziert alle Inhalte bis auf die Lesungen, die von professionellen Sprechern im Tonstudio eingesprochen werden, selbst.
Zur Nutzung ist eine Anmeldung nötig, Eltern können dabei zwischen einer kostenlosen Variante und einer Premium-Variante wählen. Letztere kostet 14,90 € im Monat und bietet neben dem Zugriff auf alle Inhalte Büchervideos mit zusätzlichem Content an. Das Angebot ist momentan allerdings nur über eine aktive Internetverbindung nutzbar, sodass man sein Datenvolumen gut im Blick haben sollte, wenn der Nachwuchs die Filme unterwegs anschaut. Eine App, die Premium-Usern die Speicherung der Videos erlaubt und damit eine Nutzung ohne aktive Internetverbindung ermöglicht, ist neben neuen Preismodellen bereits in Planung.
Mit seiner Idee will der Unternehmer "zwei wesentliche Interessen der Kinder" verbinden: Bücher und Unterhaltungselektronik. Als Ersatz für das Vorlesen durch Eltern oder Großeltern will Overbeck das Angebot allerdings nicht sehen, sondern vielmehr als Alternative zum Kinderfernsehen.
Mit den bunten Effekten und Animationen des Kinder-TVs haben die wöchentlich hochgeladenen Büchervideos tatsächlich wenig gemein: Der Fokus liegt klar auf dem Bilderbuch und dem Vorlesen. Dieser Punkt überzeugte auch Simone Härter, Verlegerin des Härter Kinderbuchverlags, ihre Bücher als einer der ersten Verlage auf der Seite zu präsentieren. Sie schätzt es, dass die Kinder "auf unaufdringliche Weise Zugang zur digitalen Bücherwelt" erhalten und betrachtet LivingKidsBooks zudem als Chance, ihre Titel einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Für NordSüd-Verleger Herwig Bitsche gab eher der Aspekt der Leseförderung den Ausschlag, Bücher auf der Plattform anzubieten. Den "unkonventionellen Weg", den Claus Overbeck geht, findet er dabei durchaus unterstützenswert.
Was spricht gegen ein Enhanced E-Book?
Im E-Book wird ebenfalls vorgelesen und wir haben durchsuchbaren Text, der die vorgelesene Stelle sogar markiert. Zudem ist das Bildmaterial im E-Book digitalen Ursprungs und nicht abfotografiert, besitzt also bessere Qualität. Das Umblättern kann automatisch oder individuell erfolgen.
So schlecht ist das Enhanced E-Book offenbar doch nicht.
Aber letzten Endes muss der Konsument überzeugt werden.
In diesem Sinne viel Erfolg!