Deutscher Buchhandlungspreis: Buchhandlung Ehm Welk

"Irgendwas geht immer"

28. September 2015
von Börsenblatt
1988 hat Karla Schmook die Leitung der Buchhandlung Ehm Welk in Angermünde übernommen. Seitdem ist viel passiert. Beim Deutschen Buchhandlungspreis wurde die Buchhandlung mit 7.000 Euro prämiert.

Politische Umbrüche, persönliche Herausforderungen während der Privatisierung, neue Aufgaben im Technikzeitalter: Karla Schmook lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Die Geschichte ihres Sortiments beginnt bereits 1949. Damals wurde der Laden vom Land Brandenburg gegründet und Leiter Helmuth Behncke sorgte dafür, dass sich die Volksbuchhandlung prächtig entwickelte. 1972 kam Karla Schmook an Bord. Die diplomierte Buchhandelswirtin führte das Geschäft weiter, als Behncke 1988 in Ruhestand ging. Und sorgte für ­frischen Wind, etwa mit der Umbenennung der Buchhandlung: "Wir ­haben bereits zu tiefsten DDR-Zeiten vergeblich versucht, den Namen Ehm Welk zu bekommen", erzählt sie. "Der Schriftsteller stammte aus der unmittelbaren Nachbarschaft und hielt sich oft in Angermünde auf. Somit ergab sich der Namenswunsch quasi von selbst." Die diplomierte Buchhandelswirtin blieb hartnäckig und konnte den lang gehegten Wunsch schließlich umsetzen. Sie sei nicht in der Lage, sich damit abzufinden, dass Dinge nicht gehen, gesteht sie selbst. Der Satz "Irgendwas geht immer" ist für sie zur Lebensmaxime geworden.

Dass die Buchhändlerin eine Kämpfernatur ist, zahlte sich auch im Dezember 1991 aus. Karla Schmook durfte sich nach der Privatisierung gerade Inhaberin nennen, als ein Wasserschaden große Teile der Buchhandlung zerstörte. Familie, Freunde, Nachbarn und Geschäftspartner halfen; drei Tage später konnte Karla Schmook wieder Bücher verkaufen. Die Kunden zollten ihr für diesen Kraftakt Respekt. Das Weihnachtsgeschäft sei damals schlicht überwältigend gewesen, erinnert sich Schmook.

Die Frage, ob ihr der heutige Alltag nach diesen turbulenten Zeiten nicht geradezu langweilig vorkomme, verneint sie: "Jetzt haben wir andere Herausforderungen." Die Buchhändlerin hat ihr Vollsortiment an neue Kundenbedürfnisse angepasst und vor fünf Jahren zur Verlagsbuchhandlung ausgebaut: "Damit erfüllen wir den Kundenwunsch nach qualitativ hochwertiger Regionalliteratur." Der Verlag, der auch Redaktionsservices anbietet, wird von Tochter Stephanie geführt und hat sich bestens etabliert – einer von vielen Gründen, warum Karla Schmook ihre Buchhandlung als einzigartig bezeichnet.

Katharina Gröger

Buchhandlung Ehm Welk in Angermünde

  • Inhaberin: Karla Schmook (seit 1991, vorher Leiterin)
  • Gegründet: 1949 als Volksbuchhandlung
  • Größe und Konzept: 120 Quadratmeter;
  • Verlagsbuchhandlung mit Vollsortiment
  • Erfolgsfaktoren: Leseförderung, eigener Regionalverlag