Am Vormittag hatte Robert Menasse in der traditionellen Sonntagsmatinee des Erlanger Poetenfests eine Überwindung der Nationalstaaten zu Gunsten einer Stärkung der europäischen Institutionen gefordert. Die vorangegangenen beiden Porträts des diesjährigen Poetenfests waren Alice Schwarzer und Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff gewidmet.
Besondere Anziehungskraft ging – trotz Temperaturen von 34 Grad im Schatten – auch in diesem Jahr von den langen Lesenachmittagen im Erlanger Schlossgarten aus. Ein leidenschaftlicher Beitrag des Regisseurs und Autors Oskar Roehler, ein berührender Auftritt der 3sat-Preisträgerin des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs Dana Grigorcea und ein rekordverdächtiger Ansturm auf die Lesung der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer gehörten zu den Höhepunkten der Nachmittage.
Vor allem die traditionelle Sonntagsmatinee, in diesem Jahr unter dem Titel „Was hält Europa noch zusammen?“, das aktuelle Podium über den Anschlag auf „Charlie Hebdo und die Folgen“ für das Selbstverständnis des Westens, die Debatte „Den Koran lesen. Über Gewalt und Islam“ und die Gesprächsrunde „70 Jahre Kriegsende – Schatten auf der Seele“ fanden besondere Beachtung. Wie ein roter Faden zog sich das Thema Flucht und Vertreibung durch das Programm; aus aktuellem Anlass wurden vor zahlreichen Veranstaltungen literarische Zeugnisse dazu vorgelesen.
Das 36. Erlanger Poetenfest wird vom 25. bis 28. August 2016 stattfinden.