Lesetipp New York Times: "Inside Amazon"

Arbeiten in der Höhle des Löwen

17. August 2015
von Börsenblatt
Dass die Arbeit bei Amazon kein Zuckerschlecken ist, wird aus zahlreichen Medienberichten deutlich. Auch in Deutschland haben die Mitarbeiter bereits die Arbeit niedergelegt, um für bessere Löhne und gerechtere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Am Wochenende schilderte die New York Times das dramatische Ausmaß der schlechten Arbeitsbedingungen. 

Am Wochenende veröffentlichte die New York Times den Artikel "Inside Amazon: Wrestling Big Ideas in a Bruising Workplace" über die fragwürdigen Arbeitsverhältnisse beim Versandriesen Amazon. Bei Jeff Bezos herrsche ein strenges Regiment. Hier wird unter Druck geschuftet, wer die nach Mitternacht eintrudelnden Mails unbearbeitet lässt, erhält wenig später eine Textnachricht, warum keine Bearbeitung erfolgte. Doch die Berichterstattung der New York Times führt noch weitere menschenunwürdige Details aus. Das interne Telefonbuch leitet die Mitarbeiter an, wie sie die Kollegen unbemerkt bei den Vorgesetzten anschwärzen. Laut New York Times bietet das Tool unter anderem folgenden Standardtext: "Ich fühlte mich besorgt wegen seiner Inflexibilität und seinen öffentlichen Beschwerden wegen kleiner Aufgaben".

Auch wer Schwäche zeigt, verliere, wie Amazons Umgang mit Lebenskrisen der Mitarbeiter zeige, so die Zeitung. Wer im Unternehmen an Krebs erkranke, gerade eine Fehlgeburt erlitten habe oder sich allgemein in schwierigen Lebensumständen befände, würde unfair bewertet oder aus der Firma gedrängt. Zeit zum Erholen gäbe es im Unternehmen nicht. "Amazon ist ein Unternehmen, das bestrebt ist, wirklich große, innovative, bahnbrechende Dinge zu tun – und das ist nicht einfach", wird Amazons Personalvermittlerin zitiert, die damit erahnen lässt, dass der Service für den Kunden auf den Schultern der Mitarbeiter ausgetragen wird. 

Weitere Details bietet der Artikel "Inside Amazon: Wrestling Big Ideas in a Bruising Workplace".