Mitarbeiterproteste wegen Missbrauchsvorwürfen

Amerikanischer Verlag stoppt Woody Allens Autobiographie

9. März 2020
Redaktion Börsenblatt
Die Autobiographie des Regisseurs Woody Allen sollte im April erscheinen. Nachdem die Mitarbeiter des amerikanischen Original-Verlags Hachette protestierten und ihre Arbeit niederlegten, stoppte die Verlagsgruppe die Veröffentlichung des Buches. Laut Website hält Rowohlt an der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung fest.

Unter dem Titel "Apropos of Nothing" sollte die Autobiographie des Regisseurs Woody Allen am 7. April in Amerika erscheinen. Über Twitter teilte die Hachette Book Group mit, man werde die Rechte an den Autor zurückgeben. Rowohlt plant laut aktuellem Stand unter dem Namen "Ganz nebenbei" weiterhin mit der Veröffentlichung des Buches am 7. April.

Update, 19 Uhr: Eine Verlagssprecherin erklärt auf Anfrage: "Derzeit klären wir, wie die anderen europäischen Verlage, die Rechte-Situation, daher ist noch nicht klar, ob wir den Erscheinungstermin 7. April werden halten können." Eine deutsche Ausgabe wolle man bringen, versichtert die Sprecherin.

Grund für den Produktionsstopp sind die Mitarbeiterproteste des amerikanischen Verlags Hachette. Dutzende Mitarbeiter der Hachette Verlagsgruppe haben in New York und Boston ihre Arbeit niedergelegt, um sich mit Allens Kindern Ronan und Dylan Farrow zu solidarisieren. Diese haben sich bereits in der vergangenen Woche auf Twitter öffentlich gegen die Autobiographie ausgesprochen.

Die ersten Missbrauchsvorwürfe gegenüber Woody Allen wurden 1992 nach der Trennung von Allen und der Schauspielerin Mia Farrow laut. Die Adoptivtochter Dylan Farrow wirft Allen vor, sich in ihrer Kindheit an ihr vergangen zu haben.  

Am Sonntag, den 8. März hatten auch 16 Rowohlt-Autor*innen, darunter Sascha Lobo, Till Raether und Kathrin Passig, in einem Offenen Brief (veröffentlicht bei 54 Books) an ihren Verlag, diesen aufgefordert, von einer Veröffentlichung der Autobiographie Woody Allens abzusehen. Man sei "enttäuscht", dass Rowohlt an der Entscheidung festhalte, den Titel zu veröffentlichen. "Das Buch eines Mannes, der sich nie überzeugend mit den Vorwürfen seiner Tochter auseinandergesetzt hat, und der öffentliche Auseinandersetzungen über sexualisierte Gewalt als Hexenjagd heruntergespielt hat, sollte keinen Platz in einem Verlag haben, für den wir gerne und mit großem Engagement schreiben", so die Autor*innen. Ronan Farrow, der Bruder von Dylan Farrow, habe sich nachdrücklich gegen die Veröffentlichung bei Hachette ausgesprochen, wo auch seine eigenen Bücher erschienen sind. Rowohlt habe die Bücher von Ronan Farrow auf Deutsch veröffentlicht und sei damit in derselben Situation wie Hachette. Aber es gehe nicht darum, die Veröffentlichung grundsätzlich zu unterbinden, so die Autor*innen. "Allen mangelt es nicht an Möglichkeiten, sich mitzuteilen. Aber der Rowohlt Verlag muss ihn darin nicht unterstützen."

"Wir sind mit unseren Autorinnen und Autoren im direkten Austausch", kommentiert Rowohlt den Offenen Brief.