Timo Leibig über Vorschüsse unter Mindestlohn

"Autoren arbeiten für lau"

6. Februar 2020
Redaktion Börsenblatt
Was ist das Schreiben überhaupt wert? Diese Frage stellt sich der freiberufliche Autor Timo Leibig auf seinem Blog. Er kritisiert: Mit den üblichen Verlags-Vorschüssen kommen hauptberuflich tätige Autoren nicht einmal mehr auf den gesetzlichen Mindestlohn.

Anlass für den Blogbeitrag war ein Verlagsvertrag eines Publikumsverlags, dessen Angebot sich für Timo Leibig auf 10.000 Euro belief. „Ich lehnte aus wirtschaftlichen Gründen ab. Denn was auf den ersten Blick sehr viel aussieht, reicht bei genauerem Hinsehen nicht mal für den Mindestlohn“, so Timo Leibig auf seinem Blog.

Rund 33.500 Euro Jahresumsatz bräuchte ein Verlags-Autor, um auf den gesetzlichen Mindestlohn zu kommen, rechnet Leibig aus. Kosten für Büro, Internet, Softwares, Eigenmarketing, Fachliteratur, Literaturagenten, Fortbildungen und so weiter und so fort.

Mit Honoraren rechnet Leibig nicht. Weniger als die Hälfte aller Bücher spielten ihre Vorschüsse nicht ein, so das Ergebnis seiner Recherche. Es blieben nur noch die Vorschüsse, also der Mindestlohn. „Wofür wurde der  nochmals eingeführt? Um Armut zu bekämpfen und vor Ausbeutung zu schützen“, so Leibig weiter. „Wieso unterwirft sich die Autorschaft diesen Begebenheiten? Nun: ... Weil Geschichten essenziell sind. Ein Kulturgut. Man stelle sich die Welt ohne Geschichten vor. Wir traurig wäre das? Vermutlich in etwa so traurig wie der Anblick von Kontoauszügen so manch hauptberuflicher Autor*in.“

Dass der überwiegende Teil deutscher Autoren neben ihrer Schriftstellertätigkeit einem Brotjob oder einem Nebenerwerb nachgehen muss, ist in der Branche allgemein bekannt. Allerdings stellt sich die Frage, ob es in Zukunft andere Finanzierungsmöglichkeiten oder andere Bedingungen für Autoren geben muss. In Norwegen beispielsweise ist das Honorar von Autoren gesetzlich festgelegt und es gibt ein großes Angebot an Stipendiaten (siehe Archiv).

Schließlich fragt Leibig auch: Warum müssen gerade die Autoren ausbaden, dass sich Belletristik-Titel durchschnittlich so gering verkaufen? „Sie werden nämlich nicht wie Dienstleister bezahlt. Bei Coverdesigner*innen, Setzer*innen und Lektor*innen gibt es nicht diese extremen Schwankungen in der Bezahlung. Deren Leistungen kosten von Buch zu Buch ähnlich. Bei Textkreation ignoriert man das hingegen völlig.“

Zum gesamten Blog-Beitrag kommen Sie hier: https://www.timoleibig.de/blog/wirtschaftlicher-erfolg-als-verlags-auto…