In einem Drohbrief wird vom Schweizer Autor Peter Beutler gefordert, sich von den Aussagen zur geheimen Schweizer Armee P-26 zu distanzieren. Sein aktueller Kriminalroman „Der Bunker von Gstaad“ (Emons Verlag) handelt von den Ermittlungen nach dem fiktiven Mord an einem Mitglied der Geheim-Miliz.
Sie haben einen Krimi geschrieben. Jetzt sind Sie selbst Teil eines Kriminalfalls. Warum haben Sie sich dazu entschieden, die Drohung öffentlich zu machen?
Ich war lange Zeit selbst als Abgeordneter in einem Kantonsparlament tätig und bin gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Drohungen gab es da immer wieder. Je nach Grad der Bedrohung, muss man das melden. In diesem Falle habe ich mich dazu entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil es ein Buch betrifft, das bereits erschienen ist. Die Erpresser verlangen, ich soll das wieder zurücknehmen. Geht nicht, oder?
Es nicht der erste Drohbrief, den Sie bekommen haben. Wie haben Sie sich gefühlt, als dieser Brief Sie erreicht hat?
In dieser Form ist es der heftigste Drohbrief, den ich bislang erhalten habe. Er ist ziemlich konkret. Aber zunächst wollte ich ihn einfach in den Papierkorb werfen. Und dann hab‘ ich gedacht: Nein, das geht jetzt einfach nicht! Das ist in der Schweiz, und auch in anderen europäischen Staaten, ein Offizialdelikt. Nach Paragraph 181, schweizerisches Strafgesetzbuch, ist das „Nötigung durch Gewalt oder Androhung“. Die Staatsanwaltschaft muss reagieren. Wenn jemand so etwas schreibt, hat man auch im Kopf, jemanden umzubringen.
Sie haben den Brief also an die Behörden weitergegeben…
Natürlich, ja. Die haben erst gesagt: Vielleicht lassen wir das sein. Und dann habe ich mich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen und so will ich auch weiterhin vorgehen.
Die Verfasser haben Ihnen ein halbes Jahr Zeit gegeben, Ihre Aussagen zu Gunsten der Organisation zu „korrigieren.“
Sie wollen, dass ich das Buch zurückziehe. Es wurden aber bereits einige tausend Exemplare verkauft; ich bin auf der Schweizer Taschenbuch-Bestsellerliste. Auch wenn ich ein ängstlicher Mensch wäre, diese Forderung kann ich schlichtweg nicht erfüllen. Und das sehe ich auch nicht ein!
Der Brief wurde mit „Mata Hari“ unterschrieben… Haben Sie eine Ahnung wieso?
Ich habe mit zwei ehemaligen Staatsanwälten gemeinsam eine heiße Spur zum Verfasser gefunden. Aber wirklich herausfinden, wer den Brief geschrieben hat, können wir natürlich nicht. Das wäre dann Sache der Untersuchungsbehörden. Die Schrift des Briefes ist verstellt. Diejenige Person, die den Brief geschrieben hat, muss natürlich auch gar nicht die Person sein, die die Absicht hat, mich umzubringen …
Was ist das Ziel Ihres Buches? Wollen Sie die Organisation P-26 wieder in die Öffentlichkeit rücken?
Ja, auf jeden Fall. In der Schweiz gab es 1990 eine parlamentarische Untersuchungskommission zur P-26. Die Organisation wurde als illegal erklärt. Vor anderthalb Jahren kam heraus, dass ein Teil der geheimen Akten dieser Geheimorganisation P-26 plötzlich verschwunden war! Es gab nur noch das Deckblatt. In genau diesen Akten ging es um die Auslandsbeziehungen der P-26. Und man weiß mittlerweile, dass die P-26 zum Beispiel mit dem britischen Geheimdienst zusammengearbeitet hat. Ich meine, wenn man hochgeheime Akten hat, sichert man die auch. Die können nicht zufällig verlegt werden! So hat man sich dann aber rausgeredet. Das ist der Grund, warum ich das Buch geschrieben habe.
Glauben Sie, dass das ein Problem in der Schweiz ist, dass solche Dinge unter den Teppich gekehrt werden?
Ja, das ist schon ein Problem in der Schweiz. Wir sind ein direktdemokratischer Staat, in dem man viele Freiheiten hat - in dem sich Freigeister aber auch extreme Nachteile einhandeln können! Und man will nicht, dass das Image verschmutzt wird. Man hat extreme Hemmungen, unsere Missstände zu zeigen. Bei der Sache mit P-26 habe ich zum Beispiel viel mehr Unterlagen aus deutschen Medien gefunden. Aber mir geht es um Zivilcourage und darum, die Bequemlichkeit zu überwinden.
Wie hat die Schweizer Presse auf den Vorfall reagiert?
Ich bin froh, dass das jetzt nach Deutschland kommt. Ich habe die Geschichte auch an zwei Schweizer Journalisten gegeben, die mir sagten, dass das Thema „zu heiß“ ist, dass man nicht darüber berichten dürfe. Auch mein erstes Buch über das rechtsextreme Milieu in der Schweiz wollte kein Schweizer Verlag publizieren. Und dann hat sich der Emons Verlag in Köln gemeldet. Darüber bin heute noch sehr dankbar, sonst wäre das auch nicht veröffentlicht worden!