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Marie Krutmann: Geschichtenerzählerin

21. Mai 2019
Christina Busse
Sie gibt den Autoren der Ullstein Buchverlage auf dem Verlagsblog "Resonanzboden" eine eigene Stimme: Die Stelle als Redakteurin wurde Marie Krutmann auf den Leib geschneidert.

"Ich will die Geschichten hinter den Geschichten einfangen", sagt Marie Krutmann. Menschen beschreiben, ihre Lebensrealitäten darstellen, unterschiedlichste Ansichten festhalten. Schon als Journalistin für Onlinemedien wie "Edition F" und "ze.tt" hat sie am liebsten Interviews geführt. "Es ist total spannend, neue Leute und ihre Meinungen kennenzulernen und gleichzeitig eine eigene Dramaturgie reinzubringen", erklärt die 28-Jährige das, was sie am Schreiben fasziniert. Ausleben kann sie diese Faszination auf ihrer neu geschaffenen Stelle bei den Ullstein Buchverlagen und bei einem eigenen Magazin, das sie herausgibt.

"Ich wollte beruflich in den Journalismus gehen", sagt Krutmann. Nach der Schule hatte sie sich fürs Studium (Germanis­tik und Skandinavistik) in Göttingen eingeschrieben, während eines Auslandssemesters in Schweden Redaktionsluft geschnuppert. 2014 siedelte Krutmann nach Berlin um, um Angewandte Literaturwissenschaften zu studieren. Dort leitete sie "Litaffin", den "Blog über junges Schreiben" von und mit Studierenden ihres Masterstudiengangs, wurde Mitglied der Blogredaktion des 24. open mike im Haus der Poesie und schrieb Beiträge für weitere Redaktionen.

Noch während des Studiums sprang ihr die Stellenbeschreibung für ein Volontariat bei den Ullstein Buchverlagen ins Auge. "Das hat mich sofort angesprochen. Angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Pressearbeit und Bloggen, im Verlag und gleichzeitig eigenständig: eine einzigartige Stelle", berichtet Krutmann. Im Februar 2017 konnte sie ihr Volontariat starten. Im September 2018 ist daraus eine feste Stelle als Redakteurin geworden: Sie erstellt die Inhalte für den Verlagsblog "Resonanzboden", generiert Content für Pressematerial und verantwortet den Social-Media-Bereich. "Die Stelle ist etwas völlig Neues, das es so vorher bei Ullstein nicht gegeben hat – ich werde häufig darauf angesprochen", stellt Krutmann fest. Ihre Haupttätigkeit: Autorinnen und Autoren vorstellen, sie zu Wort kommen lassen. Hauptzielgruppe sind Leserinnen und Leser sowie Medienvertreter.

"Ich bin mit allen Abteilungen im Austausch. Wenn das Programm vorgestellt wird, überlege ich, was man auf dem Blog dazu machen kann. Zusammen mit dem Lektorat und den Pressereferentinnen stimmen wir uns darüber ab, welcher Kanal, welches Medium sich für welches Buch, für welchen Autor eignet – und welche Beiträge als Pressematerial aufgegriffen werden", erläutert sie. Für den Verlagsblog dreht sie auch Videos, das Know-how dafür hat sie sich selbst angeeignet. "Filme werden immer wichtiger", davon ist Krutmann überzeugt, "sie werden geteilt und verbreitet." Auch Medienvertreter hätten ein Interesse daran, sich vorab ein Bild davon zu machen, wie ein Autor vor der Kamera rüberkommt. Besondere Freude machen ihr darüber hinaus Konzepte, die das Digitale mit dem Analogen verbinden. Wenn zum Beispiel zur Buchpremiere von Lukas Rietzschels Roman "Mit der Faust in die Welt schlagen" gemeinsam mit dem Autor und 18 Bloggerinnen und Bloggern eine Art "literarische Klassenfahrt" stattfindet – eine Bustour nach Görlitz, inklusive Lesung und Stadtrundfahrt zu Rechercheorten.

Dass sie von Geschichten nicht genug bekommen kann, beweist ihr Herzensprojekt "Almost 30": ein Magazin – ganz "oldschool" auf Papier –, das sie im Mai 2018 ins Leben gerufen hat. Anlass: der 30. Geburtstag ihrer Schwes­ter, zu dem sich Freunde zu Themen wie Beziehungen, Karriere und Lebensplanung Gedanken gemacht und diese verschrift­licht haben. "Eine Selbsthilfegruppe für Leute, die älter werden und gemeinsam ­ihren eigenen Weg gehen", scherzt Krutmann.

Über eine Crowdfunding-Kampagne wurde der Druck von 1.000 Exemplaren finanziert. Der Erfolg  schrie nach mehr: Im Herbst geht die zweite Nummer an den Start – "mit einer deutlich höheren Auflage", wie Krutmann verrät. "Werte, Wert und Wertschätzung" wird das Oberthema sein, umgesetzt vom sechsköpfigen Team. "Mit fast 30 fragt man sich, was im Leben wirklich wichtig ist, für welche Werte man sich einsetzen will", erläutert die Chefredakteurin. Ideen für Beiträge kann jeder liefern: Themen, Fotos, Illustrationen ... "Wir sind offen für alle, die eine besondere Geschichte erzählen können", betont die ­Berlinerin, die dieses Jahr auch mit einer Masterarbeit über "Almost 30" ihr Studium und damit ein Kapitel in ihrer eigenen Geschichte zum Abschluss bringen will.

Was sagen Sie zu ...

... Müßiggang?"Mein eigener Blog 'Little Boredom' ist mein Onlineportfolio, bietet mir und anderen eine Übersicht. Und fordert gleichzeitig dazu auf, Mut zur Langeweile zu haben."

... Lichtspielhaus?
"Ich bin cinephil, habe eine Jahres­karte für die Berliner Yorck-Kinos und gucke mir am liebsten aktuelle Filme im O-Ton an."

... bald 30 sein?
"Ich bin gut darauf vorbereitet. Meine ältere Schwester ist mein Vorbild. Ich bin zufrieden und sicher mit mir und kann auf ein stabiles Netzwerk an Freunden vertrauen."

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