Sonntagsfrage zu Friedenauer Presse ohne Folie

"Wie funktionieren Ihre Papiereinbände, Frau Jacob?"

25. Januar 2019
Redaktion Börsenblatt
Kein Plastikmüll und wunderschön - der Berliner Verlag Friedenauer Presse wickelt seine Broschuren künftig in von Hand gefaltete Papiereinbände; die ersten Bücher werden am 23. Februar ausgeliefert. Wie funktionieren die hübschen Hüllen? Antworten von Geschäftsführerin Friederike Jacob.

Die Idee hinter unserem Papiereinband ist sehr einfach: Die Einbände ersetzen die übliche Einschweißfolie. An ihre Entwicklung habe ich mich nach einem Gespräch mit Rotraut Schöberl von der Buchhandlung Leporello gemacht. Sie hatte mir von den Bergen von Plastikfolie erzählt, die in den Buchhandlungen anfallen. Alle neuen Wolffs Broschuren werden nun so verpackt, die anderen beiden Reihen werden wie gewohnt ohne Verpackung ausgeliefert. Die Auflagen liegen zwischen 1500 und 3000 Exemplaren, im Frühjahr bringen wir drei Novitäten und drei Nachauflagen aus unserer üppigen Backlist heraus, die im Hinblick auf die Schließung des Verlags ja nicht mehr nachgedruckt wurden.

Der Einband wird komplett in Handarbeit vorgenommen. Das Papier wird um das Buch gelegt, hinten gefaltet und mit zwei Aufklebern fixiert. Auf einem Aufkleber sind Titel, Barcode und ISBN, auf dem anderen ist unser Kranich-Signet.

Das Einschweißen kostete pro Buch 10 Cent, die Papiereinbände kosten 30 Cent. Die Endpreise werden wir wegen der höheren Kosten aber nicht anheben.

Bisher gibt es nur einen Standardpapiereinband für alle Bücher. Individuelle Einbände würden einerseits die Kosten weiter erhöhen und andererseits auch nicht zu meiner ursprünglichen Idee passen: dass die Einbände nicht dekorativ seien sollen, sondern einfach nur die Bücher schützen.

Auspacken und wieder einpacken geht übrigens nicht - oder nur, wenn ein sehr geschickter Bastelfreund am Werk ist. Ich habe es nicht geschafft.

Ob das für den Handel praktikabel ist, wird sich zeigen. Ich habe schon eine Reihe von begeisterten Rückmeldungen von Buchhändlerinnen erhalten - und Bedenken zur Praktikabilität im Verkauf. Ich warte nun gespannt auf weitere Rückmeldungen dazu. Änderungen könnten wir bereits zum Herbstprogramm vornehmen.

Das größte Problem für die Einbände könnte sein, dass sie so hübsch geworden sind. Als ich das erste Mal über sie nachdachte, sah ich ein Stück Fleisch vor mir, das an der Metzgertheke abgeschnitten und dann in Papier eingewickelt wird. Jetzt könnte es natürlich passieren, dass die Kundinnen und Kunden unbedingt verpackte Exemplare kaufen möchten.


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