"Ein Barcamp ist wie eine Wundertüte", sagt Jana Stahl, seit November 2017 neue Vorsitzende der BücherFrauen. Trotzdem hat das Netzwerk für seine Jahrestagung diesmal auf dieses Format gesetzt, ganz bewusst sogar: Was die Jahrestagung bringen würde, welche Themen in den Fokus rücken – das sollte offen bleiben. Vorher gab es lediglich die Eckdaten: Eingeladen wurde für den 16. bis 18. November nach Bonn, ins BaseCamp.
Basisdemokratie im BaseCampDas BaseCamp Bonn ist mehr Erlebnispark als Hostel, aber das ist es natürlich auch. In einer großen, luftigen, hohen Halle stehen Retro-Wohnwagen und ein ausrangierter Schlafwagen der Bahn, dazwischen gibt es Vorgärten, eine kleine Bibliothek, gemütliche Nischen und: viel Raum für Gespräche. Jana Stahl findet, "die Location hat durch ihre offenen Strukturen eine Menge bewirkt". Da man sich sowieso wie auf einer Abenteuerreise gefühlt habe, sei quasi automatisch auch eine große Offenheit für Themen und Ideen entstanden.
Los ging es bei der Jahrestagung 2018 am Freitagabend aber noch ganz traditionell – mit der Sitzung des Erweiterten Vorstands; hier trifft sich der Vorstand des Netzwerks mit den Sprecherinnen der Regionalgruppen. Den Schwerpunkt am Samstag bildete das Barcamp, außerdem stand die Vollversammlung auf dem Programm – sie endete am Sonntag mit einem für die BücherFrauen wegweisenden Beschluss: Die Mitglieder des Netzwerks votierten dafür, sich zwei neue Leitsätze zu geben, die zwar letztlich bloß Tatsachen festschreiben, den BücherFrauen aber die Möglichkeit bieten, sich auch nach innen wie nach außen noch einmal politisch klar zu positionieren – für die Menschenrechte. Im Wortlaut:
- BücherFrauen zeigen gesellschaftspolitisches Engagement, um die im Grundgesetz verankerten Werte zu bewahren, auf deren Basis sie als Kulturschaffende tätig sind.
- BücherFrauen treten für eine weltoffene und vielseitige Gesellschaft ein und stellen sich gegen jegliche Form der Diskriminierung.
Zum Politischen kam während der Vollversammlung das Formelle: Die BücherFrauen wählten eine neue Vorstandsfrau für die Finanzen – Michaela Adlwart von der Regionalgruppe München.
Auf die Agenda des Barcamps schafften es insgesamt 23 Themen – bei rund 80 Teilnehmerinnen eine Menge. Internes, etwa die Weiterentwicklung der Mentoring-Programme, kam in den Sessions genauso zur Sprache wie alles andere, was die BücherFrauen umtreibt. Darunter: die Rolle der Menschenrechte bei den BücherFrauen, die Digitalisierung, Open Access-Konzepte, Frauen bei Wikipedia, Lesekreise. Diskutiert wurde in den einzelnen Sessions aber nie nur über Status quo-Fragen, sondern immer auch darüber, was sich konkret tun lässt. Beispiel Wikipedia: Noch während der Session gründete sich eine Gruppe, die am Projekt "Frauen in Rot" mitarbeiten will – damit künftig noch mehr Frauen in der Online-Enzyklopädie sichtbar werden (externer Link: WikiProjekt Frauen_in_Rot).
Politik für Frauen, Mitarbeit im Deutschen Kulturrat und bei #frauenzählen
Was die politische Arbeit für Frauen in der Buchbranche angeht – dafür blieb bei der Jahrestagung diesmal nur am Rande Zeit. Ohnehin lautet das Motto hier nach wie vor: work in progress. "Unser Mitarbeit läuft überall kontinierlich weiter", erklärt Jana Stahl – sowohl bei der Initiative #frauenzählen, wo gerade ein Pilotstudie zur Sichtbarkeit von Frauen im Literaturbetrieb entsteht; als auch mit Blick auf den Deutschen Kulturrat, der erst vergangene Woche wieder Frauennetzwerke und -gruppen zum Thema Geschlechtergerechtigkeit zusammenbrachte.
* Die Autorin des Textes ist Mitglied der BücherFrauen.